Geldanlage

Der Investor hat die Macht

Zeitenwende in der Wertpapierberatung: Der Anleger sitzt heute am längeren Hebel. Banken agieren anders als früher, so der Konsens bei einem Investorenforum.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Zwei Gegebenheiten haben die Wertpapierberatung in den vergangenen Jahren radikal verändert und die Position eines Anlegers deutlich gestärkt: die Digitalisierung und die Niedrigzinsperiode. Darauf hat Dr. Hanno Kühn von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) und regelmäßiger Kolumnist der "Ärzte Zeitung" hingewiesen. In einem Vortrag auf dem 12. Platow Investoren-Forum in Frankfurt beschäftigte sich der Chief Investment Officer der apoBank kürzlich mit der Frage, wie die Wertpapierberatung in Zukunft aussehen wird.

Portfolios oft nicht kundenorientiert

Das Internet habe Banken zu einem Umdenken im Wertpapiergeschäft gezwungen, resümierte Kühn. "Mit drei Klicks weiß heute jeder, wer der beste und der billigste Anbieter ist", sagte er. In der Folge seien Banken viel kundenzentrierter geworden: Laut Kühn hat die apoBank aus diesem Grund einen Wechsel vom reinen Verkauf von Wertpapieren zur Investitionsberatung vollzogen. Sie agiere heute flexibler und passe ein Portfolio häufiger an die Marktsituation an. Es habe eine klare Verschiebung der Macht zum Kunden stattgefunden, attestierte der Diplom-Volkswirt.

Obwohl der Kunde heute am immer längeren Hebel sitze, heiße das nicht automatisch, dass sein Geld optimal angelegt ist: Nur rund 25 Prozent der Investoren besäßen ein Portfolio, welches mit ihrem angegeben Risikoprofil übereinstimme. Das erklärte Kühn anhand einer Statistik von Wechselkunden, die mit ihrem Portfolio zu seiner Bank gewechselt sind. Außerdem stellten die Analysten fest, dass Anleger heute immer noch viel zu wenig breit gestreut investieren: Die klassische Börsenweisheit "Nicht alle Eier in einen Korb legen" beherzigten deutsche Anleger viel zu selten. Umso wichtiger sei eine kundenorientierte Beratung durch Finanzdienstleister.

Die zweite große Herausforderung bei der Wertpapierberatung ist nach Ansicht des Volkswirts die Niedrigzinsphase. Da in Zeiten niedriger Zinsen die Gebühren die Gewinne potenziell auffressen könnten, müssten Wertpapierberater exakt an dieser Schraube drehen. Sie würden deshalb immer niedrigere Gebühren verlangen, um ihre Kunden nicht an die Konkurrenz zu verlieren. "Man muss heute besser sein als in Phasen hoher Zinsen", sagte Kühn zusammenfassend. Er denkt, dass die Niedrigzinsperiode in den nächsten Jahren anhalten wird.

Doch wie sieht die optimale Wertpapierberatung für den Kunden aus? Sie ist ganz dem Bedarf des Kunden geschuldet, meint der Banker. Ein guter Berater könne die Bedürfnisse eines Anlegers in eine Investitionsstrategie übersetzen – Voraussetzung: Er hat seinen Kunden detailliert befragt und sein persönliches Risikoprofil erkannt. "Bill Gates und ein Student bekommen von uns die gleichen Investitionsempfehlungen, wenn sie das gleiche Risikoprofil besitzen", erklärte Kühn rational. Das gelte unabhängig vom gewählten Kanal: in der persönlichen Beratung wie im Robo-Advice.

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