Der Standpunkt

Bei der Gesundheitskarte sind nun die Kassen am Zug

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Die Krankenkassen haben auf diese Entscheidung gewartet, viele Ärzte haben sie gefürchtet: Die Koalitionsfraktionen wollen die Pflicht für Ärzte, an einem Online-Abgleich der Versichertenstammdaten mitzuwirken, gesetzlich festlegen.

Gesetzt den Fall, die Koalition zerbricht nicht noch in diesem Sommer an ihren inneren Streitigkeiten, dürfte damit das nächste Kapitel der unendlichen Geschichte der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) aufgeschlagen werden. Denn an der Neuregelung zur eGK wird das GKV-Änderungsgesetz jedenfalls nicht scheitern.

Was für die Koalition ein Nebenschauplatz ist, wird dann voraussichtlich 2011 für Ärzte ein wichtiger Teil des Alltags. Der Weg, Ärzten, die nicht mit ihrer Praxis-EDV online gehen wollen, eine Option zu bieten, nur das Lesegerät an die Telematikinfrastruktur anzubinden, ist zusammen mit den Ärzten als Kompromiss entwickelt worden. Der Ärztetag hat auch diesen Kompromiss abgelehnt. Nun kommt es auf die Ärzte an der Basis an, wie sie sich mit den Gegebenheiten arrangieren.

Das aber hängt vor allem von den Regelungen im Detail ab. Mit den neuen Bestimmungen im Gesetz ist es ganz klar, dass Vertragsärzte den Krankenkassen ein Stück Verwaltungsarbeit abnehmen. Sie überprüfen, ob der Versicherte tatsächlich Anspruch auf Leistungen der Kasse hat. Das ist eine pragmatische Lösung, weil der Aufwand für Kassen sonst sehr viel höher wäre.

Nun kommt es darauf an, dass die Kassen Ärzten im Gegenzug eine faire Vereinbarung für die Anschaffung der nötigen Geräte und für den Zusatzaufwand anbieten. Nur mit einer angemessenen Vergütung hat das Projekt reelle Chancen. Außerdem kommt es auf die Details im Verwaltungsalltag an, ob das Gesetz mit Leben erfüllt wird. Zum Beispiel: Wer bezahlt im Notfall die Arztrechnung, wenn die Online-Prüfung der Karte ergibt, dass der Patient eigentlich keinen Anspruch hat?

Und der Datenschutz? Die Krankenkassen bekommen keine Daten, die sie nicht sowieso bekommen würden. Und die Datenschützer stehen dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber. Also grünes Licht? Wer den Kassen misstraut, kann mit seiner EDV offline bleiben. Und das sollte erst mal auch so bleiben.

Schreiben Sie dem Autor: hauke.gerlof@aerztezeitung.de

Lesen Sie dazu auch: Gesundheitskarte: KBV pocht auf Beteiligung der Kassen

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