Kassen wollen E-Card schneller online bringen

Die Kassen machen Druck bei der E-Card: Im Zuge der Einführung sollen möglichst bald erste Online-Funktionen möglich sein. Bis 2015 wollen sie jedenfalls nicht warten, bis Online-Mehrwertdienste nutzbar sind.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Ab Herbst startet die Ausgabe der E-Card, die sich in den Funktionen kaum von der Versichertenkarte unterscheidet.

Ab Herbst startet die Ausgabe der E-Card, die sich in den Funktionen kaum von der Versichertenkarte unterscheidet.

© dpa

DARMSTADT. Das Projekt elektronische Gesundheitskarte (eGK) läuft für die Krankenkassen nicht nur unbefriedigend. Es birgt auch einige Risiken - bei noch nicht erkennbarem Nutzen. Gleichzeitig steigt der Druck auch von Seiten des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) auf die Kassen.

Diese haben daher eine "Alternative 2012" mit vorgezogener Online-Anbindung der Praxen entwickelt. Wie genau diese Alternative aussieht, erklärte Rainer Höfer, Abteilung IT-Systemfragen/Telematik beim GKV-Spitzenverband in Darmstadt auf einem Workshop zur Gesundheitskarte des CAST e.V. - einem Kompetenznetzwerk für IT-Sicherheit in Europa.

Ausgabe startet im Herbst

In den letzten beiden Jahren sei zwar schon viel erreicht worden, so Höfer. Und auch die schrittweise Einführung der eGK begrüßten die Kassen, weil sie mehr Chancen habe als eine Kompletteinführung zu einem späteren Zeitpunkt. Trotzdem sehe die Prognose derzeit aus Kassensicht nicht gerade rosig aus.

In diesem Herbst starte die Ausgabe einer eGK ohne Nutzen gegenüber der aktuellen Krankenversichertenkarte - und hier würden definitiv alle Kassen mitmachen, stellte Höfer klar.

Und auch bei den Online-Anwendungen, für die seit der Neuauflage des Projekts eGK die einzelnen Stellen der Selbstverwaltung zuständig seien, gehe es eher schleppend voran.

Zwei Phasen

Die Umsetzung der Online-Anwendungen sei in zwei Phasen geteilt worden: Im Frühjahr hatten die Verantwortlichen der Selbstverwaltung die Lastenhefte mit der inhaltlichen Ausgestaltung fertig gestellt (wir berichteten), nun sei man an den Pflichtenheften, die die technischen Spezifikationen enthalten.

Im Falle des GKV-Spitzenverbandes geht es dabei um das elektronische Versichertenstammdatenmanagement (VSDM). Und diese Pflichtenhefte würden wohl erst 2012 von der Gesellschafterversammlung der gematik abgenommen.

Höfer: "Im Herbst haben wir eine Menge Papier, das dazu taugt, dass wir in die Ausschreibungen gehen." Das heißt, erst dann können IT-Firmen mit der Umsetzung der Anwendung beginnen.

In den Praxen haben sich IT-Insellösungen etabliert

Vor Ende 2012 ist mit ersten Online-Anwendung der Gesundheitskarte also ohnehin nicht zu rechnen. Gleichzeitig würden sich aber immer mehr Insellösungen entwickeln - etwa das KV SafeNet - die, sagt Höfer, später für Akzeptanzprobleme bei der eGK sorgen würden.

Ganz einfach, weil sich diese Online-Lösungen dann schon in der ärztlichen Praxis etabliert hätten. Und der Rollout des Wirkbetriebs - also mit bundesweit komplett funktionierender Online-Anbindung? Den sieht Höfer frühestens ab 2015/16. Und selbst dann würde man erst anfangen, deutschlandweit alle Praxen, Kliniken etc. mit der nötigen Technik auszustatten.

Kassen drängen

Eine Perspektive, die finanziell für die Kassen nicht besonders attraktiv ist. Zumal man im BMG bereits über eine neue Quote für die Kartenausgabe im nächsten Jahr nachdenke.

"Die Prozentzahl ist noch nicht bekannt", so Höfer. Aber der Trend sei da. Schließlich mache es keinen Sinn, jetzt wieder mit der Ausgabe aufzuhören, sagte Höfer.

Die Kassen drängen daher auf die "Alternative 2012", die allerdings immer noch eine schrittweise Einführung der eGK vorsieht. Aber bereits in der "Phase 0", also relativ zeitnah nachdem die Praxen mit den neuen Kartenlesern ausgestattet sind und die ersten Versicherten ihre eGK in Händen halten, sollten als erste Online-Anwendungen das Versichertenstammdatenmanagement und die "adressierte Kommunikation zwischen den Leistungserbringern" (KOM-LE) hinzukommen.

Dazu solle die Basis-Telematik-Infrastruktur um zwingend benötigte Standard-Komponenten erweitert werden, wobei diese Komponenten ausbaufähig für spätere Anwendungen sein sollten.

GKV: Wünschenswert ist ein signaturfähiger Konnektor

Ganz konkret bedeutet dies die vorgezogene Einführung des Konnektors. Denn ohne diesen gibt es keine Anbindung an die sichere Telematik-Infrastruktur. Aber der Konnektor muss noch mehr können: nach Wunsch des GKV-Spitzenverbandes braucht es - zumindest für KOM-LE - einen signaturfähigen Konnektor.

Dabei spreche man in dieser frühen Phase noch von einem Prototypen des Konnektors, betonte Höfer. Denn noch gebe es keinen Konnektor, der eine Zulassung für diese Funktionen habe. Und bis er diese erhalte, würden rund drei Jahre vergehen.

Erster Testbetrieb soll im nächsten Jahr beginnen

Aber der GKV-Spitzenverband will ja auch zunächst einen Testbetrieb starten - dies jedoch noch Ende 2012. Zur Not, so Höfer, müsse man den eingeführten Konnektor später noch einmal austauschen. "Aber das bedeutet nicht mehr als Stecker raus, Stecker rein."

Das Problem ist aus Höfers Sicht nämlich eher die Erstinstallation. Hier müsste man ein komplett neues Netz in den Praxen aufbauen, mit entsprechendem Arbeitsaufwand. Höfer: "Da wird jede Praxis zum Forschungsprojekt."

"Alternative 2012" wird auf Gesellschafterversammlung der gematik eingebracht

Der GKV-Spitzenverband will seine "Alternative 2012" oder zumindest eine Modifikation des Konzepts noch in diesem Jahr in die Gesellschafterversammlung der gematik einbringen. Komme es dort zu keiner Einigung, versuche der Spitzenverband das Konzept alleine durchzubringen.

Denn laut Höfer gebe es mittlerweile in Sachen eGK auch einen gewissen Druck durch die einzelnen Mitglieder des GKV-Spitzenverbands.

Zum Konzept gehört übrigens auch, dass ein Stufenplan für die Integration weiterer Anwendungen der Telamatik-Infrastruktur erstellt wird, das betrifft elektronisches Rezept, elektronische Patientenakte und Co.

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