Studie

Patienten wollen Hausarzt als Lotsen im Internet

Viele Patienten nutzen heute Online-Dienste ergänzend zum Praxisbesuch. Für Ärzte ist dies die Chance, Patienten mit Tipps im Internet zu helfen.

Von Jonas Tauber Veröffentlicht:

BERLIN. Patienten im deutschsprachigen Raum wünschen sich Unterstützung von ihrem Hausarzt bei der Suche nach relevanten Online-Angeboten im Gesundheitsbereich. Das zeigt eine aktuelle Befragung des Unternehmens EPatient RSD.

"Am liebsten möchte der Patient den Arzt als Lotsen sehen", sagte Geschäftsführer Dr. Alexander Schachinger bei der Vorstellung des 5. "EPatient Surveys" in Berlin.

So gaben 51 Prozent der befragten Patienten ihren Arzt als Wunschquelle für Webdienste an. 34 Prozent vertrauen ihrer Krankenversicherung an dieser Stelle am meisten, 27 Prozent nehmen die Suche am liebsten selbst in die Hand.

9258 Menschen befragt

EPatient RSD hat 9258 Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu ihrem Umgang und ihren Bedürfnissen mit Webdiensten mit Gesundheitsbezug befragt. 43 Prozent von ihnen waren Patienten.

Während sich eine Mehrheit ärztliche Hilfe bei der Auswahl von Webangeboten wünscht, spielen Mediziner faktisch offenbar noch keine Rolle. Die große Mehrheit der Patienten (58 Prozent) gab an, genutzte Dienste auf eigene Faust per Internet-Recherche gefunden zu haben. 20 Prozent wurden über Zeitungen, Zeitschriften oder Sendungen im Radio oder Fernsehen fündig. 14 Prozent schließlich vertrauten auf Freunde oder Bekannte.

Der Arzt und Leiter des Bereichs E-Learning an der Berliner Charité Kai Sostmann sagte, dass Patienten ihren Bedarf nach Unterstützung gegenüber dem Hausarzt in der Regel nicht äußern. Deshalb müssten die Mediziner die Initiative ergreifen.

"Für Ärzte ist es wichtig, sich in Sachen Internet-Angebote fortzubilden, um ihren Patienten helfen zu können", sagte Sostmann.

Bedarf ist da

Der Bedarf nach Online-Diensten in Gesundheitsfragen ist da, zeigt die Umfrage. So haben 43 Prozent der befragten Patienten bereits einmal einen Verträglichkeitscheck für Medikamente genutzt, berichtete Schachinger.

Ebenfalls verbreitet ist der Erwerb von Medikamenten oder Hilfsmitteln im Netz. 38 Prozent der Patienten haben schon einmal einen solchen Kauf getätigt. Weitere 22 Prozent haben in der Vergangenheit in einem Online-Forum bei Gleichgesinnten Rat gesucht.

Ein Schwerpunkt des diesjährigen "EPatient Survey" lag auf Online-Angeboten, die erst seit Kurzem auf dem Markt sind. So haben neun Prozent der Patienten bereits Erfahrungen mit einer Anwendung gemacht, die Hilfestellungen für den Umgang mit Alltagsthemen wie Ernährung, Bewegung oder Entspannung bei einer bestimmten Erkrankung gibt.

Eine ebenso große Gruppe verwendet eine App für ein zu Hause genutztes Medizingerät, etwa für die Sammlung von Daten. 80 Prozent der Nutzer solcher Anwendungen für Medizingeräte berichten von einem besseren Überblick über ihre Messdaten.

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