Junge Augenärzte

Ambulante Verbünde kommen gut an

Die Arbeitsbedingungen geben bei den Ophthalmologen den Ausschlag dafür, dass sich der Nachwuchs überdurchschnittlich häufig für die Arbeit in ambulanten Verbünden entscheidet.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

BAD SEGEBERG. Ambulanter und stationärer Bereich konkurrieren um den Nachwuchs der Augenärzte - derzeit scheint der ambulante Bereich die besseren Karten zu haben. Grund sind die Arbeitsbedingungen: Insbesondere die in den Praxen nicht anfallenden Dienste am Wochenende sind ein deutliches Plus.

Dies zeigte eine Diskussionsrunde der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte in Bad Segeberg. Deren Vorsitzender Professor Johann Roider beobachtet schon seit einigen Jahren den Trend, dass junge Augenärzte in den ambulanten Bereich streben.

Der Direktor der Kieler Klinik für Ophthalmologie sieht einen wichtigen Grund in den fehlenden Diensten in den Praxen. Verstärkt worden sei die Entwicklung durch den Trend, sich in größeren Praxisverbünden anstellen zu lassen.

Damit entfällt für die jungen Ärzte die Notwendigkeit, mit dem Abschied aus der Klinik zugleich wirtschaftliche Verantwortung für eine eigene Praxis übernehmen zu müssen.

Trend zu größeren Einheiten

Dieser Trend zu größeren Einheiten wird nach Überzeugung von Professor Bernd Bertram noch zunehmen. Der erste Vorsitzende des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands (BVA) sieht dennoch weiterhin auch Platz für die klassische Einzel- oder Gemeinschaftspraxis in der Augenheilkunde.

Bedarf besteht nach seiner Ansicht sowohl für die meist operativ tätigen größeren Verbünde als auch für die konservativ tätigen Augenärzte.

Nach Angaben des in Hamburg angestellten Augenarztes Dr. Christian Wolfram sind derzeit noch über 44 Prozent der ambulant tätigen Augenärzte in Einzelpraxen tätig. Allerdings erwartet der CDU-Politiker Thomas Stritzl, Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag, dass die Zahl der Verbünde weiter wächst. Diese Konzentration sei sinnvoll und in Maßen auch zumutbar, sagte Stritzl.

Er und der Chef des schleswig-holsteinischen Ersatzkassenverbandes, Armin Tank, halten die weiteren Wege für die Bevölkerung für gerechtfertigt, wenn damit die Qualität der Versorgung steigt.

"Kuchen durch mehr Ärzte teilen"

Keine Lösung ist dagegen die bloße Erhöhung der Zahl von Medizinstudienplätzen, um den ambulanten und den stationären Bereich mit mehr Augenärzten auszustatten. Tank argumentierte mit den Bedarfszahlen, die derzeit keinen Mangel erkennen lassen.

Schleswig-Holsteins KV-Vorstandsvize Dr. Ralph Ennenbach gab zu bedenken, dass der Aufstockung der Ärztezahl voraussichtlich keine erhöhte Gesamtvergütung folgen dürfte: "Wir müssten den Kuchen durch mehr Ärzte teilen." Zugleich verwies er auf Fachgruppen wie etwa Nervenärzte, bei denen ein deutlich größerer Bedarf herrscht.

Auch die Augenärzte erwarten allerdings einen deutlich steigenden Bedarf. Wolfram präsentierte Zahlen aus dem jüngsten Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Versorgung in Deutschland, wonach die Nachfrage nach augenärztlichen Leistungen in den kommenden Jahren erheblich zunehmen wird.

Grund ist unter anderem die Alterung der Bevölkerung. Unterstützung, aber keine Lösung, sieht Wolfram im technischen Fortschritt.

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