Geförderter Nachwuchs

Hälfte der Ärzte arbeitet niedergelassen

Wo bleiben die jungen Ärzte, die einst als angehende Allgemeinmediziner gefördert wurden? Die KV Baden-Württemberg ist dieser Frage nachgegangen.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Quo vadis: Wohin hat der Weg von geförderten, jungen Ärzten geführt? Das sich die KV Baden-Württemberg angeschaut.

Quo vadis: Wohin hat der Weg von geförderten, jungen Ärzten geführt? Das sich die KV Baden-Württemberg angeschaut.

© Katja Xenikis / fotolia.com

STUTTGART. Nur rund die Hälfte der jungen Ärzte, die am Förderprogramm Allgemeinmedizin in Baden-Württemberg teilgenommen haben, haben sich niedergelassen. Das geht aus einer Auswertung der Förderperiode 2008 bis 2011 hervor, die KV-Vorstandsvize Dr. Johannes Fechner bei der jüngsten Vertreterversammlung den Delegierten vorgestellt hat.

Demnach haben sich 49 Prozent der geförderten jungen Allgemeinmediziner in Baden-Württemberg niedergelassen. 36 Prozent der früheren Ärzte in Weiterbildung waren zum Zeitpunkt der Evaluation (März 2016) angestellt tätig. Für zwölf Prozent der Geförderten konnte die KV keine Beschäftigung im Südwesten feststellen.

Die übrigen ehemaligen AiPler sind heute als Sicherstellungsassistenten tätig – sie vertreten einen niedergelassenen Arzt beispielsweise bei längerer Krankheit oder bei einer Auszeit aufgrund von Kinderbetreuung.

Zahl der geförderten Ärzte legt zu

Die Zahl der Teilnehmer am Förderprogramm Allgemeinmedizin hat – gemessen an der Zahl der Köpfe – stark zugenommen. Waren es im Jahr 2010 noch 352 Ärzte in Weiterbildung, so stieg ihre Zahl bis 2015 auf 721.

Allerdings fällt die Zunahme bescheidener aus, wenn die Entwicklung der Vollzeit-Stellen betrachtet wird: Diese ist lediglich von 184 (2010) auf 374 (2015) gestiegen. Hier spiegelt sich der wachsende Wunsch insbesondere von jungen Ärztinnen nach einer Teilzeitbeschäftigung wider.

Stetig hat gleichermaßen die Fördersumme für das Programm zugenommen, die hälftig von der KV Baden-Württemberg und den Kassen getragen wird. Wurden den KV-Mitgliedern im Jahr 2010 noch knapp 3,5 Millionen Euro aus der Gesamtvergütung abgezwackt, so waren es im vergangenen Jahr bereits 8,04 Millionen Euro. Zusammen mit dem Anteil der Kassen war das Förderprogramm somit zuletzt mit rund 16,1 Millionen Euro ausgestattet.

KV-Vize Fechner sinnierte in der jüngsten Vertreterversammlung, ob man dieses Geld womöglich mit einem größeren Effekt hätte verwenden können, um niedergelassene Ärzte von der Regressangst zu befreien. Davon, so Fechner, wäre möglicherweise ein stärkeres Signal an den Nachwuchs ausgegangen, eine Niederlassung zu erwägen.

Zahl der Querseinsteiger nimmt zu

Quantitativ relevant in der Weiterbildung sind inzwischen auch die Quereinsteiger –  AiPler, die ursprünglich ein anderes Fachgebiet gewählt haben, sich dann aber für den Umstieg in die Allgemeinmedizin entschieden haben.

Ärzte, die ihre Facharztanerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung erworben haben, können 18 bis 36 Monate ihrer Weiterbildung auf die stationäre Weiterbildungszeit zum Facharzt für Allgemeinmedizin angerechnet bekommen.

Im vergangenen Jahr sind auf diese Weise 81 junge Ärzte "quer" in das Förderprogramm Allgemeinmedizin eingestiegen. Drei Jahre zuvor lag ihre Zahl noch bei elf. Die Geschlechterverteilung dieser Quereinsteiger entspricht im Wesentlichen der für das Fach Allgemeinmedizin typischen Relation: 38 Prozent waren Männer, 62 Prozent Frauen.

Zu drei Vierteln (74 Prozent) sind diese ins Fach Allgemeinmedizin gewechselten AiPler in Vollzeit tätig, die übrigen arbeiten Teilzeit. Die Herkunft dieser "Wechsler" ist in den vergangenen Jahren weitgehend konstant geblieben: 42 Prozent der Quereinsteiger kamen im vergangenen Jahr aus der Anästhesiologie, 28 Prozent aus der Chirurgie.

Jeweils vier Prozent der jungen Ärzte stammten aus der Orthopädie, der Gynäkologie und der Urologie. Die übrigen 19 Prozent verteilen sich auf andere Fachgebiete.

13 Niederlassungen unterstützt

Auch die generelle Förderpolitik der KV hält Vorstandsvize Fechner für ein "Erfolgsmodell". Im Rahmen ihres Programms "Ziel und Zukunft" (ZuZ) unterstützt die KV in ausgewiesenen Fördergebieten die Niederlassung sowie die Tätigkeit angestellter Ärzte in diesen Praxen, Kooperationen und Nebenbetriebsstätten.

Über das Förderprogramm konnten bisher 13 Niederlassungen unterstützt werden. In acht Fällen hat es sich um Neugründungen gehandelt, fünf Mal gelang eine geförderte Praxisübernahme. Desweiteren sind vier Ärzte aufgrund der Förderung in vier Filialpraxen engagiert, zehn Ärzte arbeiten angestellt in der ambulanten Versorgung.

Im laufenden Jahr addieren sich Ausgaben für die verschiedenen Förderprogramme KV-weit auf 2,1 Millionen Euro, berichtete Fechner. 2017 werden es aufgrund mutmaßlich neu hinzukommender Förderkandidaten dann bereits 4,5 Millionen Euro sein.

Seit Anfang Oktober ist in Baden-Württemberg auch die Weiterbildung angehender Fachärzte neu geregelt worden. Hintergrund dafür ist die Forderung im Versorgungsstärkungsgesetz, bundesweit 1000 Weiterbildungsstellen zu fördern. Im Südwesten sind es genau 131,5. Davon entfallen 66 auf die drei Fachgruppen Augen-, Kinder- und Jugend- sowie Frauenärzte. 7,5 Millionen Euro stehen pro Jahr an Fördermitteln zur Verfügung. Je 3,75 Millionen Euro entfallen auf Kassen und KV.

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