KOMMENTAR
Kliniken haben Nachholbedarf
Das Verhältnis zwischen Klinikärzten und Praxisinhabern ist selten frei von Reibungen. Auf der einen Seite Kollegen im Krankenhaus, die manchmal etwas von oben herab auf die Niedergelassenen schauen, sie aber auch um ihre Selbstständigkeit beneiden. Auf der anderen Seite Praxisinhaber, die das Krankenhaus als mächtigen Konkurrenten wahrnehmen, die angestellten Ärzte für Nachfragen schwer erreichen und sie um den Austausch unter Kollegen beneiden.
Für ein Krankenhaus ist es in dieser Situation Gold wert, wenn Ober- und Chefärzte noch aus Studien- oder Weiterbildungszeiten geknüpfte persönliche Beziehungen unterhalten - wo keine strukturierte Kommunikation stattfindet, sind persönliche Verbindungen unverzichtbar.
Erstaunlich ist, wie lange sich Kliniken ausschließlich hierauf verlassen haben. Immer mehr niedergelassene Ärzte haben in den vergangenen Jahren erstaunt beobachtet, dass sie als Einweiser zwar überlebenswichtig für das Krankenhaus sind, von diesem aber stiefmütterlich behandelt werden. Nur zögerlich haben Kliniken diese Entwicklung korrigiert.
Einweiserbeauftragte gibt es inzwischen vornehmlich in Metropolen, wo der Konkurrenzkampf der Kliniken besonders hoch ist. Doch diese Versuche bleiben oft halbherzig, weil die dafür eingesetzten Mitarbeiter nicht alle Anfragen der Praxisinhaber bearbeiten können. Es ist gut, wenn sich der Wettbewerb der Kliniken untereinander zunehmend auf den Service für Zuweiserpraxen auswirkt.