Jede dritte Klinik schreibt 2008 rote Zahlen

Alarm in Deutschlands Krankenhäusern: Jede dritte Klinik wird dieses Jahr Verlust machen, nur ein knappes Drittel bleibt in der Gewinnzone. Fehlende Ärzte gefährden überdies die Patientenversorgung.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

BERLIN. Die bis Ende dieses Jahres andauernde Budgetierung der Krankenhausausgaben und deren zulässiges Wachstum unterhalb der Grundlohnsumme hinterlassen tiefe Spuren in den Bilanzen der Kliniken. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhaus-Instituts hervor, einer Repräsentativumfrage unter 347 Kliniken, die von April bis Juli stattgefunden hat.

Danach wird sich der Anteil der Krankenhäuser, die in diesem Jahr noch einen Überschuss erzielen, von knapp 52 Prozent im Vorjahr nun voraussichtlich auf 32 Prozent vermindern. Zugleich steigt der Anteil der Krankenhäuser, die mit einem Fehlbetrag rechnen, von 29,6 auf 34 Prozent. 30,5 Prozent werden noch ein ausgeglichenes Ergebnis schaffen. Nur noch ein Fünftel der Krankenhäuser beurteilt die wirtschaftliche Lage derzeit als gut.

Obwohl nach den Plänen für das Krankenhausentgeltgesetz, das im November im Bundestag beraten wird, die GKV-Mittel für die stationäre Versorgung um rund drei Milliarden Euro steigen sollen, erwarten nur 15,5 Prozent der Kliniken eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation im kommenden Jahr. 51 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus, ein knappes Drittel rechnet mit keinen Veränderungen.

Der Grund für diesen Pessimismus: Die Lohn- und Sachkosten werden in diesem und dem kommenden Jahr zusammengenommen nach Einschätzung der Klinik-Manager um rund acht Milliarden Euro steigen.

Trotz erhöhten Investments vor allem in die ärztlichen Mitarbeiter hat sich gerade dort die Personalsituation verschärft. In den zwei zurückliegenden Tarifrunden sind die Gehälter der Ärzte spürbar verbessert worden - die Attraktivität des Arztberufs im Krankenhaus hat dies offenbar nicht erhöht. Die Zahl der offenen Stellen hat sich binnen zwei Jahren auf 4000 verdreifacht.

Als Folge berichten 92 Prozent der Krankenhäuser, sie hätten Schwierigkeiten mit der Arbeitszeitorganisation. 37 Prozent sehen die Patientenversorgung als beeinträchtigt. 17,4 Prozent haben Wartelisten neu eingeführt oder weiter ausgebaut. 8,2 Prozent haben Stationen geschlossen.

Eine gewisse Entwarnung offenbart das Krankenhaus-Barometer für niedergelassene Spezialisten: Viele Kliniken, die nach Paragraf 116 b auch ambulante Leistungen erbringen können, sehen dabei gravierende Probleme: zum einen zu hohe Mindestmengen, hohe personelle Anforderungen oder ungeklärte Vergütungsfragen - aber zu einem Drittel auch Schwierigkeiten mit Vertragsärzten, von denen die Kliniken als Zuweiser abhängig sind.

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