Schweinegrippe: Impfwillige rennen Uniklinik die Türen ein

Weil in Praxen und Impfstellen nicht genügend Impfstoff gegen Schweinegrippe vorhanden ist, versuchten viele Hamburger, sich den Immunschutz anderswo zu holen - beim Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

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HAMBURG (di). In den vergangenen Tagen hatten sich die Anfragen besorgter Eltern gehäuft. So waren am vergangenen Wochenende Eltern von rund 100 Kindern im UKE vorstellig geworden, um ihren Nachwuchs gegen H1N1 impfen zu lassen. Aber auch Schulen und Unternehmen hatten im Uniklinikum nachgefragt, ob sie dort größere Gruppen impfen lassen können.

Das Haus appellierte daher jetzt an die Bevölkerung, sich an die zuständigen Stellen zu wenden. "Wir impfen nicht, das ist nicht unsere primäre Expertise", sagte UKE-Chef Professor Jörg Debatin. Er stellte klar, dass das UKE dafür nicht zuständig ist und Impfungen in größerem Umfang dort nicht möglich sind. "Wir können unser Personal und Patienten impfen, die ohnehin in unserer Betreuung sind", beschrieb Debatin die Möglichkeiten seines Hauses.

Die hohen Nachfragen sind auf das begrenzte Volumen des zur Verfügung stehenden Impfstoffes zurück zu führen. In Hamburg hat die Gesundheitsbehörde Schwerpunktpraxen bestimmt, die für die Impfung der Bevölkerung zuständig sind. Die Liste der impfenden Praxen ist nach der zuletzt stark gestiegenen Nachfrage erweitert worden. Auch die derzeit 19 Impfstellen für Erwachsene und sechs Impfstellen für Kinder sollen nach Mitteilung der Gesundheitsbehörde noch Zuwachs bekommen.

Eine hohe Impfquote hat das UKE unterdessen bei seinem Personal erreicht. Debatin schätzt, dass zum Wochenende bereits über 70 Prozent der 4000 Mitarbeiter in den patientennahen Bereichen geimpft sein werden. Insgesamt arbeiten 7500 Menschen am UKE. Um das in der Versorgung tätige Personal zu erreichen, hat das Haus drei Impfteams gebildet, die die Mitarbeiter an ihren Arbeitsplätzen aufsuchen. Außerdem können die Beschäftigten sich an den betriebsärztlichen Dienst wenden.

In patientennahen Bereichen wird inzwischen mit Mundschutz gearbeitet, um die Verbreitung des Virus zu hemmen. Der UKE-Chef widersprach Spekulationen, wonach nicht geimpftes Personal am Mundschutz identifiziert werden könne. In der Boulevardpresse hatte es zuvor geheißen, das UKE setze seine Mitarbeiter unter Druck, sich impfen zu lassen. Debatin: "Jeder entscheidet selbst."

Zugleich machte er aber deutlich, wie wichtig die Impfung für das Haus und damit für die gesundheitliche Versorgung der ganzen Stadt ist: "Ein erkrankter Patient ist in der Lage, ein komplettes Team in der Notfallannahme außer Kraft zu setzen." Dr. Jan van Lunzen, Leiter des vom Patientenansturm besonders betroffenen UKE-Ambulanzzentrums, lehnt flächendeckende Abstriche zum Nachweis der Schweinegrippe ab. Die UKE-Kapazität werde für schwere stationäre Fälle benötigt.

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