Offenbacher Klinik kooperiert mit Immobilienfonds in Abu Dhabi

Die arabischen Staaten setzen beim Ausbau ihres Gesundheitswesens gerne auf deutsches Know-How. Das Klinikum Offenbach nutzt diese Chance jetzt. Das soll auch die Klinikkasse füllen.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Das Klinikum Offenbach stellt nicht nur Berater. © do

Das Klinikum Offenbach stellt nicht nur Berater. © do

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Der internationale Markt eröffnet Krankenhäusern zusätzliche Geschäftsfelder. "Manche Klinikmanager sind im Ausland gefragte Spezialisten, wenn es - etwa in den arabischen Staaten - um den Aufbau moderner Versorgungsstrukturen geht", sagt Holger Strehlau, Präsident der Hessischen Krankenhausgesellschaft in Wiesbaden. Ein erfolgreiches Beispiel für eine Kooperation in der Golfregion stellte Strehlau auf dem Krankenhaustag in Darmstadt vor: Das Klinikum Offenbach hat einen Managementvertrag mit Investoren in Abu Dhabi.

Das Gesundheitswesen in den Vereinigten Emiraten steht vor einem massiven Wandel. Vor einigen Jahren wurde eine Krankenversicherung eingeführt und nicht zuletzt aufgrund der Finanzkrise Dubais drängen die Regierungen darauf, dass die Einheimischen verstärkt im eigenen Land behandelt werden und nur noch in besonderen Fällen im Ausland. Die Versorgungsqualität vor Ort liegt allerdings weit unter westlichem Niveau. Deshalb investieren die Regierungen zunehmend in den Bau von Gesundheitszentren, oft unter Beteiligung deutscher Unternehmer.

Auch in Abu Dhabi wird derzeit umstrukturiert - von staatlichen hin zu privaten Strukturen. Das Gemeinschaftsprojekt mit dem Offenbacher Klinikum besteht aus zwei Einheiten: Das "German General Hospital" ist ein Ärztehaus im Stadtzentrum und die "German Clinic Abu Dhabi" ein hochmodernes Krankenhaus mit 100 Betten und überwiegend deutschen Ärzten und Pflegekräften. Beide Kliniken sind Teil des "Shedlin Middle East Health Care 1", eines geschlossenen Immobilienfonds. Die Investitionen liegen bei 50,4 Millionen Euro. Finanzberater versprechen eine Rendite von 14,28 Prozent pro Jahr.

"Wir beraten, entwickeln Konzepte und helfen dem Betreiber, die Strukturen für ein Ärztehaus mit vier Ärzten zu betreiben", sagte Hans-Ulrich Schmidt, Geschäftsführer im Klinikum Offenbach, einem Maximalversorger mit 1000 Betten, 2400 Mitarbeitern und etwa 33 500 Patienten im Jahr. Schmidt hat bereits einen Mitarbeiter als Berater nach Abu Dhabi abgestellt. Im März ist das Ärztehaus mit drei Stockwerken auf 700 Quadratmetern eröffnet worden. Am Bau waren Frankfurter Architekten beteiligt, das technische Know-how kommt von der Siemens AG, Besitzer ist die Al-Fahim-Gruppe. Der Schwerpunkt liegt auf der ambulanten Patientenversorgung. Es gibt vier Fachbereiche: Radiologie, Orthopädie, Pädiatrie und Innere Medizin. Im November sind 250 Patienten dort behandelt worden, die Auslastung liegt nach Angaben von Schmidt bei 20 Prozent. An einer telemedizinischen Anbindung an das Klinikum Offenbach werde derzeit gearbeitet.

In Abu Dhabi soll eine neue Klinik entstehen. © mirubi/fotolia.de

In Abu Dhabi soll eine neue Klinik entstehen. © mirubi/fotolia.de

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"Wir suchen ständig nach neuen Geschäftsfeldern", erläuterte Schmidt die Gründe für das Engagement des Klinikums am Golf. 2006 sei er angefragt worden, ob er das Projekt begleiten wolle. Der Geschäftsführer geht von sechsstelligen Einnahmen pro Jahr aus, wenn das 100-Betten-Haus einmal läuft. Die "German Clinic Abu Dhabi" soll Ende 2011 fertig sein. Im Angebot sind alle medizinischen Fachrichtungen. Im Fokus stehen Privatpatienten. Sie können sich auch in Deutschland behandeln lassen: Dann stellen die Ärzte in Abu Dhabi die Diagnose und übermitteln die Daten nach Offenbach ans Klinikum. Dort werden die Patienten von Spezialisten behandelt, die Nachsorge übernehmen dann wieder die Ärzte in Abu Dhabi. Eigens zur Behandlung der arabischen Patienten soll im Neubau des Klinikum Offenbach - die Fertigstellung ist Ostern 2010 geplant - eine eigene Abteilung mit zehn Betten eingerichtet werden. "Die Patienten sind meist sehr anspruchvoll", so Schmidt.

Erste Erfahrungen des Offenbacher Klinikums: "Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ein Land, in dem hart gearbeitet und verhandelt wird", so Schmidt. Die Arbeitsmentalität der Menschen sei eine völlig andere, die Produktivität sei, verglichen mit Deutschland, gering. "Die Uhren gehen langsamer da unten", so Schmidt. Verzögerungen seien an der Tagesordnung.

Trotzdem seien die Anforderungen an die Spezialisten aus dem Ausland hoch. Nicht alle deutschen Ärzte, die in Abu Dhabi arbeiten wollten, bekommen auch einen Job. Erst kürzlich, so Schmidt, habe ein deutscher Arzt keine Zulassung von den dortigen Behörden bekommen, trotz hervorragender Zeugnisse. Schmidt warnt deshalb auch vor zuviel Optimismus. Wer am Golf erfolgreich sein wolle, müsse hart arbeiten: "Sie gehen nicht einfach hin und finden dort goldene Töpfe."

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