Hintergrund
Die Kliniken sind nach wie vor die größten Arbeitgeber in der Gesundheitswirtschaft
Die Pflege von Kranken ist personalintensiv. Das zeigt ein Top-100-Ranking eines Wirtschaftsinstituts. Demnach sind die größten Arbeitgeber der Gesundheitswirtschaft Kliniken. Erst ab Platz vier folgen Krankenkassen.
Veröffentlicht:Zum zweiten Mal hat das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsinstitut (RWI) in Essen nun ein Ranking der größten Arbeitgeber im Gesundheitswesen veröffentlicht. Gefragt wurde nach der Zahl der Vollzeitstellen der Unternehmen der Gesundheitswirtschaft in Deutschland jeweils zum Jahresende 2007 und 2008. Die Top-100 Arbeitgeber beschäftigten laut der Studie 2008 zusammen etwa 606 000 Vollzeit-Mitarbeiter. Zum Vergleich: Bundesweit gab es den letzten Zahlen des statistischen Bundesamtes zufolge 2007 in der Gesundheitswirtschaft mehr als 3,3 Millionen Vollzeitstellen.
- Kliniken: 58 Kliniken sind unter den 100 größten Arbeitgebern, kommunale Maximalversorger genauso wie Universitätskliniken und ganz an der Spitze private Klinikkonzerne. Der Grund für die vielen Beschäftigten: Medizin und Pflege sind und bleiben personalintensiv. Die Rangliste wird von Fresenius SE mit 29 990 Vollzeitstellen angeführt. Zu dem Konzern gehört unter anderem die Helios-Klinikgruppe mit knapp 24 000 Mitarbeitern. Nummer Zwei im Ranking sind die Rhön-Kliniken (27 108 Vollzeitäquivalente), auf dem dritten Platz die Asklepios Kliniken mit 25 700 Beschäftigten.
Die Kliniken werden ihre Vorreiterrolle als größte Arbeitgeber im Gesundheitswesen sicher auch weiter ausbauen. Die privaten Klinikbetreiber - allen voran die Rhön-Kliniken - stehen in den Startlöchern, um angeschlagene kommunale oder auch freigemeinnützige Kliniken zu kaufen und zu sanieren.
- Krankenkassen: Platz vier und fünf im Ranking der größten Arbeitgeber nehmen die private Debeka mit 13 740 Mitarbeitern und die gesetzliche Barmer Ersatzkasse mit 13 500 Mitarbeitern (noch vor der Fusion mit der GEK) ein. Auf Platz 8 ist die DAK mit 11 200, auf Platz 16 die TK mit 8980 Mitarbeitern (noch vor der Fusion mit der IKK-Direkt).
Der einheitliche Beitragssatz und die Zusatzbeiträge, die jetzt von den ersten Krankenkassen erhoben werden, haben den Druck zur Fusion bei den gesetzlichen Krankenkassen erhöht. Von den 420 gesetzlichen Krankenkassen, die es in Deutschland im Jahr 2000 gab, existieren heute gerade noch 169. Jede Fusion kostet auch Arbeitsplätze. Anders als die personalintensive Pflege in Kliniken lässt sich bei den Krankenkassen durch Callcenter und Internetplattformen einiges Personal einsparen.
- Pharma-Unternehmen: 2008 gab es der RWI-Studie zufolge in der Pharma-Industrie sieben Prozent weniger Vollzeitstellen als 2007. So reduzierte Pfizer die Stellenzahl im Jahr 2008 um 829 auf 3320. Das Unternehmen fiel um 15 Positionen auf Platz 72. Auch Bayer Schering Pharma sank um zehn Plätze auf Platz 18 ab. Ein Grund für den Stellenabbau: Einige Originalmedikamente verlieren in Kürze den Patentschutz. Schon jetzt richten sich viele Pharmaunternehmen mit Einsparungen beim Personal auf diese Zeit ein.
Es gibt aber auch Ausnahmen wie das Familienunternehmen Boehringer Ingelheim. Es hat vielversprechende Medikamente in der Pipeline und hat seine Mitarbeiterzahl um mehr als 700 erhöht (Platz 10). Größter Arbeitgeber unter den Pharmaunternehmen ist 2008 wieder Roche Deutschland (10 801 Stellen).
- Medizintechnik: Von den Anbietern von Hilfsmitteln schafft es nur der Optik-Konzern Fielmann unter die Top-100 der Branche. Auch die Medizintechnik-Branche mit ihren etwa 170 000 Mitarbeitern ist wegen ihrer mittelständischen Struktur kaum im Ranking vertreten. Als größter Medizintechnik-Anbieter belegt Siemens Healthcare Platz 11 (9820 Vollzeitstellen). Vermutlich sinkt das Unternehmen beim nächsten Ranking nach unten ab, denn Mitte 2008 hat es angekündigt, 600 Stellen in der Medizintechnik zu streichen.
Gar nicht vertreten ist im Ranking der "zweite Gesundheitsmarkt" (Gesundheitstourismus, Fitness/Wellness und Bioprodukte), den ein Gutachten des Unternehmensberaters Roland Berger im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums als Wachstumstreiber bezeichnet. Danach könnte der Anteil der Gesundheitswirtschaft am Bruttoinlandsprodukt bis 2030 von heute etwa zehn Prozent auf fast 13 Prozent und die Zahl der Beschäftigten auf sieben Millionen Menschen anwachsen.
Die Top Drei: Fresenius, Rhön und Asklepios | ||||
Die 15 größten Arbeitgeber der Gesundheitsbranche | ||||
Rang 2008 |
Rang 2007 |
Unternehmen | Beschäftigte* 2008 2007 |
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1 | 1 | Fresenius SE, Bad Homburg v. d. H. | 29 990 | 31 934 |
2 | 2 | Rhön-Klinikum AG, Bad Neustadt/Saale | 27 108 | 27 560 |
3 | 3 | Asklepios Kliniken GmbH, Hamburg | 25 700 | 25 127 |
4 | 5 | Debeka Krankenversicherung, Koblenz | 13 740 | 13 479 |
5 | 4 | Barmer Ersatzkasse, Wuppertal | 13 500 | 13 776 |
6 | 6 | Charité - Universitätsmedizin, Berlin | 12 697 | 12 697 |
7 | 7 | Sana Kliniken AG, Ismaning | 12 220 | 12 400 |
8 | 10 | DAK Hamburg, Hamburg | 11 200 | 11 150 |
9 | 9 | Roche Deutschland, Grenzach-Wyhlen | 10 801 | 11 990 |
10 | 11 | Boehringer Ingelheim, Ingelheim/Rhein | 10 733 | 10 016 |
11 | 14 | Siemens Healthcare Sector, Erlangen | 9 820 | 9 410 |
12 | 12 | Vivantes GmbH, Berlin | 9 800 | 10 000 |
13 | 13 | Sanofi-Aventis GmbH, Frankfurt/Main | 9 580 | 9 580 |
14 | 16 | Fielmann AG, Hamburg | 9 400 | 8 776 |
15 | 17 | B. Braun Melsungen AG, Melsungen | 9 020 | 8 472 |
Quelle: "Die Gesundheitswirtschaft" * in DeutschlandTabelle: Ärzte Zeitung |