Zukunftsbranche Gesundheit

"Stiftung Gesundheitstest" - ein Weg zu mehr Transparenz

Wettbewerb und Transparenz sind zwei wesentliche Voraussetzungen für einen funktionierenden Markt. Das stimmt auch für die Gesundheitswirtschaft.

Von Uwe K. Preusker Veröffentlicht:

Leistungs- und Qualitätstransparenz sind die zentralen Stellschrauben für die Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems. Diese Auffassung hat jetzt Professor Heinz Lohmann auf dem Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg vertreten. Eine kluge Gesundheitspolitik, so Lohmann, befördere deshalb statt der Preis- die Qualitätstransparenz, weil das die Patienten wirklich interessiere und kein Akteur sich dem offen entziehen könne.

Sein zentraler Vorschlag, den er als Teil eines Thesenpapiers zum Abschluss des diesjährigen Gesundheitswirtschaftskongresses vorlegte, ist die Umsetzung der Idee, analog zur Stiftung Warentest in naher Zukunft eine "Stiftung Gesundheitstest" zu errichten. Die Realisierung der Idee einer solchen Stiftung müsse deshalb ganz oben auf der Agenda der nächsten Gesundheitsreform stehen. Im Ergebnis würde eine solche "Stiftung Gesundheitstest" eine Entwicklung auslösen, bei der durch bessere Leistungs- und Qualitätstransparenz tatsächlich der Patient in den Mittelpunkt der Gesundheitsbranche rücken würde. Die Voraussetzungen sind durch die allgegenwärtige Verfügbarkeit des Internets heute besser als je zuvor.

Wie ist die Situation heute? Alle bisherigen Schritte des Gesetzgebers zur Schaffung von mehr Transparenz in Sachen Gesundheitsdienstleistungen und ihrer Qualität setzen nahezu ausschließlich bei Verpflichtungen der Leistungserbringer zu Qualitätsmanagement und Qualitätsberichten an. Alle Leistungserbringer müssen in ihren Einrichtungen ein Qualitätsmanagement einrichten, und Krankenhäuser müssen seit einigen Jahren Qualitätsberichte im Internet veröffentlichen und den Krankenkassen zur Verfügung stellen. Diese Qualitätsberichte sind jedoch immer noch so kryptisch, dass der normale Patient damit kaum etwas anfangen kann, und auch niedergelassene Ärzte, von denen ihre Patienten einen guten Rat in Sachen Klinik erwarten, kommen kaum mit den dargestellten Ergebnissen zurecht.

Angesichts dieser Ausgangslage hat die Idee einer "Stiftung Gesundheitstest" einen nicht zu unterschätzenden Charme: Unabhängige, an den Bedürfnissen der Patienten und ihrer Angehörigen ausgerichtete Tests und Überprüfungen von Gesundheitsleistungen und -produkten würden aller Voraussicht nach mehr Informationen versprechen als die bisherigen, eher bürokratisch anmutenden Aktivitäten in Sachen Qualitätstransparenz. Gleichzeitig wäre eine solche Stiftung der Unabhängigkeit gegenüber allen Akteuren im Gesundheitswesen und der Politik verpflichtet.

Bleibt die Frage: Wer ergreift die Initiative? Soll es die Bundesregierung sein wie 1964 bei der Gründung der Stiftung Warentest? Oder könnten es auch die Organisationen der Selbstverwaltung sein, die hier im Interesse von mehr Transparenz aktiv werden? Oder sollte es - wie beim IQWiG - einen Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums an den Gemeinsamen Bundesausschuss geben? Wie auch immer - wichtig ist, dass gehandelt wird!

Mehr zum Thema

Heimbeatmung

Helios Klinik Leisnig erweitert ihr intensivmedizinisches Angebot

Geschäftsjahr 2023

Asklepios steigert Umsatz und Gewinn

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen