Hintergrund

Klinikmanager heiß auf Kooperation mit Zuweisern

Niedergelassene Ärzte können ihren Patienten bei einer anstehenden Klinikeinweisung bei der Auswahl des Hauses mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das wissen auch die Klinikchefs und billigen daher dem guten Verhältnis zu den Zuweisern einen hohen Stellenwert zu.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

Das Verhältnis zu ihren Zuweisern hat in den Krankenhäusern hohe Priorität. Immerhin steht das Thema Kooperation an fünfter Stelle der Prioritätenliste der kaufmännischen Geschäftsführer und Verwaltungsdirektoren deutscher Krankenhäuser.

101 Telefoninterviews mit Klinikmanagern

Neun von zehn von ihnen ist diese Kooperation wichtig. Das zeigt die aktuelle Studie "Klinikmanagement 2011" der Personalberatung Rochus Mummert in Zusammenarbeit mit dem IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung. Für die Umfrage wurden 101 Telefoninterviews mit Klinikmanagern geführt.

Wie kurz berichtet, führt das Personal die Liste der Top-Themen der Klinik-Entscheider an. 98 Prozent klassifizierten das Personalmanagement in der Umfrage als wichtig oder sehr wichtig. An zweiter Stelle rangiert das medizinische Leistungsportfolio mit 95 Prozent, gefolgt von der Wirtschaftlichkeit mit 94 Prozent.

Vor der Kooperation mit den Zuweisern, die 90 Prozent für wichtig oder sehr wichtig halten, steht nur noch der Themenkomplex Servicequalität, Kundenzufriedenheit und Beschwerdemanagement mit 93 Prozent.

Erhebliche Unterschiede bei der Wertschätzung der Kooperation

Im Detail war das Verhältnis zu den Zuweisern 40 Prozent der Geschäftsführer sehr wichtig und 50 Prozent wichtig. Bei einem Blick auf die Trägerschaft der Krankenhäuser offenbaren sich jedoch erhebliche Unterschiede bei der Wertschätzung der Kooperation.

So beträgt die Differenz zwischen öffentlichen Trägern, die zu 94 Prozent die Zusammenarbeit mit den Vertragsärzten als wichtig oder sehr wichtig empfinden, und den freigemeinnützigen Trägern mit 92 Prozent nur zwei Prozentpunkte.

Bei den Kliniken in privater Trägerschaft hingegen sieht die Sache schon ganz anders aus. Hier ist die Kooperation mit den Zuweisern mit 73 Prozent streng genommen noch nicht einmal bei drei von vier Entscheidern als wichtig oder sehr wichtig verankert.

Dominanz bei den Themen Personal und Wirtschaftlichkeit

Vielmehr dominieren hier die Themen Personal und Wirtschaftlichkeit mit je 100 Prozent, das medizinische Leistungsportfolio kommt gerade einmal auf 87 Prozent. Letzteres schlägt bei den öffentlichen Trägern mit 97 Prozent und bei den frei-gemeinnützigen Häusern immerhin mit 91 Prozent zu Buche.

Das könnte für niedergelassene Ärzte ein Denkanstoß sein, in puncto Praxisstrategie über eine forcierte Kooperation mit Krankenhäusern in öffentlicher oder frei-gemeinnütziger Trägerschaft nachzudenken.

 Kooperation in großen Häusern weniger wichtig

In Relation zu den Bettenkapazitäten gestellt, genießt die Kooperation mit den Zuweisern aus dem ambulanten Sektor in den großen Häusern am wenigsten Priorität. So stufen 85 Prozent der befragten Klinikmanager von Krankenhäusern mit mehr als 750 Betten die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Zuweisern als wichtig oder sehr wichtig ein.

Bei Häusern mit einer Kapazität von bis zu 250 Betten beläuft sich der Wert auf 89 Prozent, bei Häusern mit 501 bis 750 Betten auf 92 Prozent. Am wichtigsten ist die Kooperation Umfrageteilnehmern aus Häusern mit einer Kapazität von 251 bis 500 Betten (93 Prozent).

 Feuertaufe noch nicht überstanden

Trotz des fünften Platzes auf der Prioritätenskala der Krankenhaus-Entscheider hat die Kooperation ihre Feuertaufe in der Praxis anscheinend noch lange nicht bestanden.

Denn: Wie die Studie offenbart, attestiert sich mehr als ein Viertel der Befragten Defizite im gegenwärtigen Umgang mit den niedergelassenen Zuweisern.

So antworteten 73 Prozent der Manager auf die Frage, wie gut ihr Haus in Sachen Kooperation dastehe, mit gut oder sehr gut. Aufgeschlüsselt nach Trägerschaft ergeben sich keine großen Unterschiede über die einzelnen Säulen hinweg.

Frei-gemeinnützige Trägerschaft mit 72 Prozent am pessimistischsten

So geben sich die Vertreter der Kliniken in frei-gemeinnütziger Trägerschaft mit 72 Prozent am pessimistischsten, wenn es um die Qualität der Kooperation geht. Bei den privaten Trägern sind es 73 Prozent. Am optimistischsten geben sich die Vertreter der öffentlichen Träger, denn 76 Prozent von ihnen sagen, in ihren Häusern laufe die Zusammenarbeit mit den Zuweisern gut oder sehr gut.

Generell würden die befragten Klinikmanager gern mehr Zeit für strategische Fragestellungen aufwenden. Einen Strich durch die Rechnung macht ihnen dabei jedoch nach eigener Einschätzung die zweite Führungsebene. 61 Prozent verorten gerade dort den Hauptgrund dafür, dass sie sich zu intensiv mit operativen Aufgaben beschäftigen müssen.

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