"PIP-Implantate ohne Riss halbjährlich kontrollieren"

Mehrere tausend Frauen in Deutschland tragen minderwertige Brustimplantate. Sie alle sollten zur Kontrolluntersuchung. Dringenden Handlungsbedarf gibt es, wenn eine Hülle gerissen ist.

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Ein Silikonkissen wird implantiert: "Ohne Hinweis auf Ruptur gibt es keinen Grund, in Hektik zu verfallen."

Ein Silikonkissen wird implantiert: "Ohne Hinweis auf Ruptur gibt es keinen Grund, in Hektik zu verfallen."

© Widmann / imago

REGENSBURG/KORSCHENBROICH (gvg). Frauen, die in Deutschland mit einem Silikonimplantat versorgt wurden, ist ein Blick in den Implantatausweis zu empfehlen.

Ist dort weder von einem PIP-Implantat noch von einem M-Implantat die Rede, kann Entwarnung gegeben werden, betont Professor Marita Eisenmann-Klein von der Klinik für Plastische und Ästhetische Wiederherstellungs-Chirurgie am Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg. Eine erhöhte Rupturgefahr besteht dann nicht.

Wenn sich Implantat weicher anfühlt als sonst, sofort zum Arzt

Die M-Implantate, die in Deutschland bis zu ihrem Verbot von Rofil vertrieben wurden, stammen von einer niederländischen Firma, die die Brustkissen von PIP gekauft hatte, so Eisenmann-Klein. Es handelt sich also letztlich um eine Variante der PIP-Implantate.

Wer "PIP" oder "M" im Implantatausweis findet, der brauche nur dann einen dringenden Kontrolltermin bei seinem Operateur, wenn klinische Hinweise auf eine Ruptur bestehen, wenn das Implantat sich also weicher als sonst anfühlt oder sich die Form ändert. "In dem Fall wird der Operateur per Ultraschall und/oder Kernspin klären, ob eine rasche Entfernung nötig ist", so Eisenmann-Klein.

Ist klinisch mit dem Implantat alles in Ordnung, reiche bei Frauen mit minderwertigen Implantaten ein Kontrolltermin in den nächsten Monaten, betont Dr. Matthias Gensior von der Praxisklinik Mühlenstraße in Korschenbroich.

Alle halbe Jahre zur Kontrolle

Danach kann dann alle halbe Jahre kontrolliert werden: "Es besteht überhaupt kein Grund zur Panik. Jede Operation hat ein Operationsrisiko, und deswegen sollte nicht einfach unüberlegt operiert werden", so Gensior zur "Ärzte Zeitung". Insbesondere die Furcht vor Krebs durch ausgetretenes Silikon sei unbegründet: "Silikongel verursacht keinen Krebs. Wir haben mit Silikon vierzig Jahre Erfahrung."

Etwas schwieriger ist die Situation, wenn das Implantat im Ausland eingesetzt wurde. Hier gebe es teilweise falsche Angaben in den Implantatausweisen, so Eisenmann-Klein.

Es kann also sein, dass PIP drin ist, obwohl es gar nicht draufsteht. Im Zweifel sollten sich diese Frauen also auf jeden Fall untersuchen lassen. Aber auch hier gilt: Ohne klinische Hinweise auf eine Ruptur gibt es keinen Grund, in Hektik zu verfallen.

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