Krebszentren: DKG-Zertifizierung hat sich bewährt

Die Qualitätssicherung in der onkologischen Akutversorgung in Deutschland ist weit fortgeschritten. Nachhol bedarf gibt es aber noch bei der Krebsnachsorge. Vorbild ist die US-amerikanische Gesellschaft ASCO.

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Professor Ferdinand Hofstädter: Die Erstellung der Leitlinien war ein unglaublicher Fortschritt.

Professor Ferdinand Hofstädter: Die Erstellung der Leitlinien war ein unglaublicher Fortschritt.

© Maik Schuck, Weimar

Die Zertifizierung von Krebszentren durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) hat sich bewährt. Inzwischen lasse sich für einige Krebsentitäten auch zeigen, dass die zertifizierten Zentren mit ihrer hohen Strukturqualität auch bessere Ergebnisse hervorbringen, so Kongresspräsident Professor Peter Albers.

"Das anerkennen die Krankenkassen jetzt", sagte er beim Deutschen Krebskongress am Freitag. Mit Kassenvertretern habe es viele Gespräche in Sachen Qualitätssicherung gegeben.

Albers verwies jedoch auch auf die Grenzen des bestehenden Systems der Qualitätssicherung: Die Nachsorgequalität wird nicht erfasst. "Da haben wir noch Nachholbedarf", sagte er.

Zum Teil gebe es noch nicht einmal Leitlinien für die Nachsorge, so seine Kritik. Angesichts der steigenden Zahl von Langzeitüberlebenden gewinnt dieser Bereich jedoch an Bedeutung.

Als ergänzend zur Qualitätssicherungsstrategie der DKG betrachtet Albers die Strategie der US-amerikanischen Krebsgesellschaft ASCO. Sie zertifiziert seit zwei Jahren onkologische Praxen für ihre Prozessqualität.

Das Qualitätssicherungsprogramm mit dem Titel QOPI (Quality Oncology Practice Initiative) ist freiwillig und wird laut ASCO von 10 bis 15 Prozent der Onkologischen Praxen in den USA genutzt. Die Ergebnisse fallen gut aus.

Beispielhaft verwies ASCO-Präsident 2009/2010 Professor Douglas Blayney darauf, dass die Therapie von Brustkrebs-, Darmkrebs- und Lungenkrebspatienten in den beteiligten Einrichtungen zu über 90 Prozent den Leitlinien entsprach.

Krebsregister unabdingbar

Das Programm hat zudem nach Blayneys Schilderung bereits messbare Verbesserungseffekte in Gang gesetzt.

Basis der Qualitätsentwicklung ist aber in den USA wie in Deutschland die Sammlung und Auswertung von Versorgungsdaten in Krebsregistern und der Austausch dieser Register mit den Leitlinien. Diese Auffassung vertritt Professor Ferdinand Hofstädter, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT).

"Die Erstellung der Leitlinien war ein unglaublicher Fortschritt. Ebenso ein Erfolg ist die Entwicklung zertifizierter Zentren und ihrer Netzwerke", sagte Hofstädter.

Zur Qualitätskontrolle sind die Krebsregister unabdingbar. Nach seinen Angaben erfassen sie in Deutschland aktuell rund 35 Prozent der Bevölkerung. Sie seien aber mit einer "enormen Dokumentationsbelastung" verbunden, so Hofstädter.

Der Pathologe begrüßt daher die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), die gesetzlichen Grundlagen der Krebsdokumentation neu zu regeln.

"Wir brauchen die gesetzliche Basis für den Datenschutz und für die flächendeckende Umsetzung", so Hofstädter. Genauso wichtig sei aber das Vertrauen der Ärzte in die Verlässlichkeit der Daten für ein lernendes System.

"Die Daten sind schon jetzt ein Steuerungsinstrument", sagte Hofstädter. Die Behandlungsverläufe von 904.000 Patienten würden ganz genau zeigen, wie sich die Versorgung in Deutschland entwickle.

"Man kann auch jetzt schon zeigen, wie sich gesundheitspolitische Maßnahmen auswirken", sagte der Pathologe. Beispielhaft verwies er auf die Effekte des Mamma-Screenings, die beim Krebskongress vorgestellt wurden. (ami)

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