Charité

In unruhigem Fahrwasser

Die Charité im Fokus: Der Aufsichtsrat diskutiert über die Vorgänge an Europas größter Universitätsklinik. Es geht nicht nur um die Missbrauchsvorwürfe.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Bettenhaus der Charité in Berlin-Mitte. Dies ist nur einer von drei Standorten von Europas größter Uniklinik.

Bettenhaus der Charité in Berlin-Mitte. Dies ist nur einer von drei Standorten von Europas größter Uniklinik.

© Marc Tirl/dpa

BERLIN. Die Vorwürfe des Kindesmissbrauchs gegen einen Pfleger der Berliner Uniklinik Charité haben am Montag den Aufsichtsrat von Europas größter Universitätsklinik beschäftigt.

Erwartet wurde auch eine Entscheidung über die Zukunft der Tochterfirma Charité Facility Management (CFM). Es geht um die Vergabe von 49 Prozent der Anteile an der 2006 gegründeten Servicetochter.

Die bisherige Kooperation mit der Vamed-Dussmann-Gruppe steht seit langem wegen der Lohnpolitik der CFM in der Kritik. Die Gewerkschaft Verdi hat die Aufsichtsratssitzung daher mit einer Protestaktion begleitet.

Staatsanwaltschaft hat vermeintliche Opfer noch immer nicht erreicht

Die Anwendung des von der Berliner Landesregierung gesetzten Mindestlohns von 8,50 Euro und ein Tarifvertrag für die rund 2400 Beschäftigten an dem teilprivatisierten Landesunternehmen ist auch im Sinne der Aufsichtsratsvorsitzenden und Berliner Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD).

Sie stellte aber auch eine gute Nachricht aus der skandalgebeutelten Charité in Aussicht: Für das Jahr 2012 zeichnet sich ein positiver Jahresabschluss ab. Weitere Informationen lagen nicht vor.

Die Situation im Missbrauchsskandal stellt sich derzeit widersprüchlich dar. Die Staatsanwaltschaft hat die Familie des vermeintlichen Missbrauchsopfers auch am Montag noch nicht erreicht.

Daher sind bei den Ermittlungsbehörden einem Bericht der "Berliner Zeitung" zufolge inzwischen schon Zweifel an den Vorwürfen aufgekommen.

Andererseits hieß es aus der Uniklinik, dass gegen den Beschuldigten vor einigen Jahren bereits mehrfach ähnliche Vorwürfe erhoben worden sein sollen. Die Strafanzeige war von der Charité nach einer Woche interner Ermittlungen erstattet worden.

Anfrage an Pressestelle - Antwort von Agentur

Widersprüche zeigen sich aber auch in der Informationspolitik der Charité. Die Ansprechpartner der Medien wechselten seit Bekanntwerden der Vorwürfe schon innerhalb des Unternehmens.

Neuerdings beantwortet die Agentur Bonne Nouvelle Anfragen zu diesem Thema, die an die Pressestelle der Charité gestellt wurden.

Die Kommunikations-Agentur betreut auch die Kinderschutz-Organisation Innocent in Danger. Mit dieser Organisation sind ein Großteil der Mitglieder des externen Expertenteams der Charité verbunden.

Auf Betreiben der Aufsichtsratsvorsitzenden Scheeres wurde aber auch die Leiterin der Beratungsstelle Kind im Zentrum Sigrid Richter-Unger, die viel praktische Erfahrung mit Missbrauchsvorwürfen in Institutionen hat, in das Team aufgenommen.

Über die Arbeit des Expertenteams gibt wiederum auch Bonne Nouvelle keine Auskunft. Ein Sprecher verweist darauf, dass sich die ehemalige Justizministerin Brigitte Zypries, die dem Expertengremium vorsitzt, die Kommunikation darüber vorbehalte.

Eine Grundlage für die Entwicklung eines Kinderschutzkonzepts der Uniklinik mit drei Standorten und knapp 13.000 Mitarbeiternhat die Charité den Experten und der Aufsichtsratsvorsitzenden in Form eines Acht-Punkte-Papiers Anfang letzter Woche vorgelegt.

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