"Gesundheit Nord"

Ein Zukunftsplan für Kliniken in Bremen

Die Bremer Krankenhausholding "Gesundheit Nord" zieht alle Register, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.

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BREMEN. Der Masterplan ist gescheitert, es lebe der Zukunftsplan 2017. In die vier Krankenhäuser der Bremer Krankenhausholding "Gesundheit Nord" (Geno) werden in den nächsten vier Jahren rund 80 Millionen Euro fließen. Noch im Juni gibt der Senat das Geld frei.

Aber dann werden bis 2017 immer noch 40 Millionen Euro fehlen. Dieses Geld will das Haus selbst als Ergebnishub bis 2017 erwirtschaften. So sollen 60 bis 70 Verwaltungsstellen "auslaufen", wie Daniel Görke, Sprecher der GeNo sagt.

Pflege und ärztlicher Dienst sind von den Streichungen nicht betroffen. Möglicherweise sollen aber alle Mitarbeiter auf Gehalt verzichten. Im Schnitt koste eine Vollzeitstelle im Klinikverbund derzeit 60 000 Euro im Jahr.

"Das ist relativ viel, weil wir viele ältere Mitarbeiter haben", so Görke. Bei den Ärzten liege der Schnitt pro Stelle bei rund 100.000 Euro jährlich

Neues Konzept mit Kooperationen

Inzwischen strebt die Geno auch Kooperationen mit der Konkurrenz an. "Wir führen erste Gespräche mit frei gemeinnützigen Kliniken in Bremen", so Görke. Ein neues Konzept soll das Profil der vier Geno-Kliniken schärfen und die Holding aus den roten Zahlen führen.

"Die Schwerpunkte in den einzelnen Kliniken, wie Herzerkrankungen oder Tumorerkrankungen, sollen ausgebaut werden", sagt Görke. "Zugleich sollen sich die einzelnen Häuser spezielle Fragen der Versorgungsforschung in ihrem Bereich widmen."

Wenn die Holding nicht reagiert, so haben die Autoren des Zukunftsplanes errechnet, dann steht sie bis 2017 vor einem Schuldenberg von 150 bis 250 Millionen Euro. Geht die Rechnung des Zukunftsplanes auf, ist die Holding aber noch nicht gerettet.

"Wenn wir alles umsetzen, dann fehlen uns im Jahr 2017 immer noch 20 Millionen Euro", sagt Görke. Seit 2004 sind über 1000 Stellen in der Geno gestrichen worden. Im Zweifel will die Holding auch auf Notlagentarifverträge zurückgreifen.

200 Betten weniger

Der "Masterplan 2008" hatte zum Beispiel noch vorgesehen, das Klinikum Bremen Mitte (KBM) in großen Teilen neu zu errichten. Inzwischen wird gebaut. Der Bau kostet nach den gegenwärtigen Vorhersagen rund 265 Millionen Euro.

Er reduziert die Bettenzahl des Klinikums Mitte um mehr als 200 auf 750 Betten und zentralisiert die Versorgung in einem Gebäude.

Die Hoffnung, der Neubau würde anstelle der alten Pavillon-Struktur viel Geld sparen, dürfte sich erfüllen. Aber dass die drei übrigen Kliniken den Schuldendienst für den Neubau würden bedienen können, war ein Irrtum. Der Jahresumsatz des Klinikverbundes liegt bei 500 Millionen Euro.

Ein Übriges tat der Keimskandal an der Neonatologie-Intensivstation am KBM. Er nahm vielen Patienten das Vertrauen in die Arbeit der gesamten Geno.

"Der Rückgang der Patientenzahlen spielt eine Rolle", sagt Kliniksprecher Görke vorsichtig. Handfeste Zahlen werde die Geno in wenigen Wochen vorlegen können. (cben)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Teurer Vertrauensverlust

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