Leipziger Herzzentrum
Uni und Rhön auf Konfrontation?
Seit 1994 kooperieren Rhön und die Uni Leipzig beim Herzzentrum. Die Partnerschaft wackelt. Jetzt gibt es Schlichtungsgespräche.
Veröffentlicht:LEIPZIG. Über die Zukunft des Leipziger Herzzentrums wird verhandelt. Das bestätigte das sächsische Wissenschaftsministerium jetzt auf Anfrage.
Es geht dabei offenbar um die Frage, ob die medizinische Fakultät der Universität Leipzig und das Universitätsklinikum weiter mit der Rhön Klinikum AG kooperieren sollen.
Der private Klinikkonzern Rhön betreibt das Herzzentrum seit April 1994. Mit dem Freistaat und der Universität Leipzig wurde damals ein Rahmenvertrag "über Zusammenarbeit, gemeinsame Nutzung zum Zwecke der Forschung und Lehre, Krankenversorgung, Aus- und Weiterbildung des ärztlichen Personals" geschlossen. Dieser steht nun in Frage.
Der Kooperationsvertrag, erklärte eine Sprecherin des von der parteilosen Sabine von Schorlemer geführten Wissenschaftsministeriums auf Anfrage, "bedarf heute nach übereinstimmendem Urteil der Beteiligten einer Weiterentwicklung für die Herausforderungen der Zukunft in der Universitätsmedizin".
Damit solle "der überaus erfolgreiche Weg der Universitätsmedizin Leipzig zusammen mit der Herzzentrum Leipzig GmbH fortgesetzt und die Kooperation vertieft werden".
In fast identischem Wortlaut erklärten Sprecher des Herzzentrums die derzeitige Entwicklung.
Ministerin gibt sich sibyllinisch
In der Antwort auf eine kleine Anfrage des sächsischen SPD-Landtagsabgeordneten Holger Mann ging Sabine von Schorlemer Ende April auf die Vorgänge ein.
Mann wollte wissen, ob es zutreffe, dass sich Universität und Uniklinik zur Kündigung des Kooperationsvertrags entschlossen hätten und danach Schlichtungsgespräche anberaumt worden seien.
Schorlemer bestätigte dies nur teilweise und äußerte diplomatisch: Im September hätten sich alle Vertragspartner entschlossen, "in ergebnisoffene Verhandlungen einzutreten". Zum bestehenden Kooperationsvertrag habe sich die Staatsregierung "bislang nicht abschließend positioniert".
Das Leipziger Herzzentrum ist eines der größten in Deutschland, die Rhön Klinikum AG alleiniger Anteilseigner an der Herzzentrum Leipzig GmbH.
Das Fachkrankenhaus mit dem speziellen Versorgungsauftrag für Herzchirurgie, Innere Medizin/Kardiologie und Pädiatrie/Kinderkardiologie hat 420 stationäre Betten und zehn in der Tagesklinik, 2012 wurde aufgestockt.
Die AG betreibt in Leipzig weitere Kliniken und will dort in den kommenden Jahren ein "medizinisch-wissenschaftliches Zentrum" errichten.
Entwicklung der Unimedizin blockiert?
Die im Leipziger Umfeld herausstechende wirtschaftliche Situation kann auch der Grund dafür sein, dass die Modalitäten der Zusammenarbeit neu verhandelt werden müssen. Alle Beteiligten der Schlichtungsrunde hüllen sich in Schweigen.
Holger Mann, der im April die Anfrage zum Thema stellte, hat eine Vermutung. So profitiere die Rhön Klinikum AG von der Kooperation mit der Universität und dem damit verbundenen Prestige, gehe es zum Beispiel um Mitarbeitergewinnung oder die Aus- und Weiterbildung am Haus.
"Im Gegenzug muss die wahrlich nicht reiche Universität Geld an das Herzzentrum zuschießen", so Mann. "Diese Verhältnisse entsprechen nicht mehr den aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten und behindern die Entwicklungsperspektiven der Universitätsmedizin."
Um die 1,7 Millionen Euro gab per annum die Universität in den zurückliegenden Jahren, etwas mehr als 600.000 Euro der Freistaat - Tendenz in beiden Fällen sinkend.
Die Rhön Klinikum AG und das Herzzentrum wollten die aktuellen Verhandlungen nicht kommentieren. Bis zum 30. September ist noch Zeit: Bis dahin kann die Kooperation mit einer Frist von drei Jahren gekündigt werden.