Hamburg

Privatärzte holen Luxuskonzept in die Hansestadt

Den Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Naturheilkunde wagt der Lanserhof in der Hamburg. Die Privatärzte wollen mit Vertragsärzten und Kliniken, aber auch Luxushotels kooperieren. Auch aus dem Ausland kommen Patienten.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Die Alte Oberpostdirektion in Hamburg, neben dem Lanserhof haben sich hier weitere Gesundheitsanbieter angesiedelt.

Die Alte Oberpostdirektion in Hamburg, neben dem Lanserhof haben sich hier weitere Gesundheitsanbieter angesiedelt.

© Schnack

HAMBURG. Der Lanserhof ist gesundheitsbewussten und gutbetuchten Erholungsbedürftigen seit Jahrzehnten ein Begriff: als Gesundheitszentrum in der Tiroler Bergwelt. Seit Kurzem gibt es den Lanserhof auch mitten in Hamburg - sogar mit Bergpanorama.

Das ist natürlich nur auf einer Fassade im Innenhof der Alten Oberpostdirektion am Stephansplatz zu bewundern. Das Konzept aber ist das gleiche wie in Österreich. Wofür Lanserhof genau steht, ist vielen Hamburgern allerdings noch nicht ganz klar.

"Wir passen in keine Schublade. Wir sind keine Klinik, keine Praxis, kein MVZ und auch keine Wellnessbude", sagt die ärztliche Direktorin Professor Andrea Morgner-Miehlke im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Vorstellung per Post bei 500 Hamburger Hausärzten

Die Gastroenterologin ist eine von drei Ärzten im 16-köpfigen Team des Lanserhofes in Hamburg. Der stellte sich bei rund 500 Hausärzten der Stadt kürzlich per Post als ambulantes, privatärztlich geführtes Gesundheitszentrum vor.

Fachärztliche Diagnostik und Therapie, individuelles Bewegungstraining, körper- und physiotherapeutische Behandlungsmethoden zählen genauso zum Angebot wie integrative medizinische Versorgung und Therapien, die Aspekte der Naturheilkunde und der ganzheitlichen Medizin berücksichtigen.

Das Lans Medicum ist das erste ambulante Zentrum für Moderne F.X. Mayr Medizin in Europa. "Wir praktizieren den Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Naturheilkunde und entledigen uns sämtlicher Vorbehalte und Denkblockaden - Wissenschaft trifft also auf Naturheilkunde", heißt es in der Information für die Hausärzte.

"Wir wollen Gesundheitskompetenz vermitteln", sagt Prof. Andrea Morgner-Miehlke, ärztliche Direktorin des Lanserhofes in Hamburg.

"Wir wollen Gesundheitskompetenz vermitteln", sagt Prof. Andrea Morgner-Miehlke, ärztliche Direktorin des Lanserhofes in Hamburg.

© Schnack

Der umfassende Ansatz mit den vielfältigen Behandlungsformen führt dazu, dass im Lanserhof vom Krebspatienten bis zum Gesunden, der rein präventiv kommt, alles vertreten ist.

Es gibt Patienten, die zwei Termine täglich wahrnehmen, andere kommen regelmäßig, aber in großen Zeitabständen.

Zentrum will Teil eines großen Netzwerkes sein

Dabei versteht sich der Lanserhof nicht als abgeschottete Einheit, sondern als Teil eines Netzwerkes, das mit unterschiedlichen Partnern aus Kliniken und Praxen in der Hansestadt kooperiert.

Für Patienten, die einen längerfristigen Aufenthalt benötigen, arbeitet man mit Fünf-Sterne-Hotels zusammen.

Auch für Kassenpatienten steht der Lanserhof offen - auf Selbstzahlerbasis. Der Anteil liegt laut Morgner-Miehlke, die auch Geschäftsführerin des Hauses ist, bislang unter 20 Prozent. Privat Versicherte haben nach ihren Erfahrungen selten Probleme mit der Übernahme der Kosten.

Rund zehn Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland. Bislang liegt die Auslastung zwischen 30 und 45 Prozent. Maximal 40 Patienten können gleichzeitig behandelt werden.

Patienten meist zwischen 40 und 60 Jahre alt

Die bisherigen Gäste kommen über Empfehlungen, die meisten von ihnen sind zwischen 40 und 60 Jahre alt.

Warum der Lanserhof überhaupt einen Ableger im Norden brauchte, erklärt die ärztliche Direktorin mit der Nachhaltigkeit - das im Mutterhaus geschaffene Bewusstsein lässt sich im Alltag leichter stärken, wenn man ab und zu eine Auffrischung bekommt.

"Wir wollen Gesundheitskompetenz vermitteln. Dafür muss man Routinen ändern - das ist mit einem einmaligen dreiwöchigen Aufenthalt in Österreich nur schwer zu schaffen", sagt sie.

Eine Analyse der Herkunft der Patienten ergab, dass viele aus dem nördlichen Teil Deutschlands kommen. Hamburg bot mit der neu eröffneten Alten Oberpostdirektion einen idealen Standort.

"Ambiente und Architektur sind wichtig. Unsere Patienten sollen mitten in der pulsierenden Großstadt das Gefühl bekommen, hier werde ich aufgenommen und kann mich fallen lassen", beschreibt Morgner-Miehlke das Ziel.

Den Standort im gleichen Haus wie das Dermatologikum haben schon andere Anbieter hochwertiger Gesundheitsleistungen entdeckt. Hamburg wird aber nicht der einzige deutsche Standort des Lanserhofs bleiben. Am Tegernsee soll im kommenden Jahr ein Hotel mit Privatklinik für 70 Patienten eröffnen.

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