Rehakliniken

Deutsches Know-how für China

China fehlt es flächendeckend an einem Rehabilitationssystem. Deutschland dient dem Reich der Mitte hier als Vorbild. Eine Chance für Krankenhausbetreiber, wie ein Beispiel aus der Praxis zeigt.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Reha-Management mit Checklisten, so könnte es zukünftig in entsprechenden Reha-Kliniken in China aussehen.

Reha-Management mit Checklisten, so könnte es zukünftig in entsprechenden Reha-Kliniken in China aussehen.

© xixinxing / fotolia.com

BAD DOBERAN/CHENGDU. Die Volksrepublik China lockt nicht nur Investoren aus den klassischen Industriebereichen wie Automobil, Chemie, Pharma oder Medizintechnik.

Auch private deutsche Krankenhausbetreiber versprechen sich viel von einem Engagement im Reich der Mitte. Einer davon sind die bundesweit acht Einrichtungen umfassende, auf die medizinische Rehabilitation spezialisierten Dr. Ebel Fachkliniken aus Bad Karlshafen.

Im konkreten Fall geht es den chinesischen Partnern gezielt um den Erwerb deutschen Reha-Know-hows, wie Rainer Grimm, Direktor der Dr. Ebel Fachkliniken, im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" erläutert.

"Die Chinesen wollen landesweit die Reha nach deutschem Vorbild einführen, da es ein solches System bisweilen nicht gibt in der Volksrepublik", so Grimm.

Multiprofessioneller Reha-Ansatz fehlt

"Der multiprofessionelle Ansatz fehlt in China", ergänzt Grimm und betont, dass bei der Reha in Deutschland nicht die Medizin, sondern die Therapie die maßgebliche Rolle spiele.

Gefördert werde die Nachfrage nach einem geeigneten Reha-System durch den demografischen Wandel in China, der durch die Folgen der 1980 eingeführten und jüngst aufgegebenen Ein-Kind-Politik verstärkt werde.

Bereits seit fünf Jahren suchen chinesische Partner Rat bei den Dr. Ebel Fachkliniken, wie Grimm resümiert. Um mit den Chinesen in Kontakt zu kommen, wählte das Familienunternehmen aber nicht den Weg anderer privater Klinikbetreiber, sich zum Beispiel auf den weltgrößten Medizinmessen Medica in Düsseldorf oder Arab Health in Dubai zu präsentieren. Der Kontakt kam viel mehr durch einen externen Berater zustande, so Grimm.

Und zwar habe dieser längere Zeit für ein deutsches Geldinstitut in China gearbeitet und über entsprechende Kontakte verfügt. So kam eine erste Delegation aus Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, im September 2009 nach Bad Doberan, um sich vor Ort in der Dr. Ebel Fachklinik "Moorbad" über das deutsche Reha-Modell zu informieren. Dies mündete dann in eine Kooperation, wobei der deutsche Partner die Chinesen beim Aufbau eines Akutkrankenhauses in Chengdu in Sachen Strategie und Management berät.

Die Errichtung des Krankenhauses unter deutscher Regie wäre nicht möglich gewesen, so Grimm, da China weder den Erwerb von Grundstücken durch Ausländer erlaubt, noch eine höhere als 49-prozentige Beteiligung im Rahmen eines Joint-Ventures zulässt.

Dass eine Kooperation mit Chinesen einen langen Atem erfordert, hat auch Grimm erfahren. Üblicherweise, das zeigen auch Erfahrungen aus der Industrie, werden immer wieder Treffen anberaumt, Verträge geschlossen, die dann wieder einseitig revidiert werden, bis es zu einem endgültigen Abschluss kommt. "

Wichtig ist es auch immer, dass Sie politischen Rückenwind haben", ergänzt Grimm und verweist darauf, dass die chinesische Seite gerne Vertreter der lokalen Politik oder sogar Landesebene mit am Tisch sitzen hat, wenn Kooperationen besiegelt werden.

So habe glücklicherweise die damalige Gesundheitsministerin Mecklenburg-Vorpommerns Manuela Schwesig (SPD) unter anderem die Schirmherrschaft für das Projekt in Chengdu übernommen.

Kostenpflichtiger Wissenstransfer

Für den deutschen Krankenhausbetreiber soll sich das Engagement in China langfristig lohnen. Bisher wurde zunächst viel Geld investiert und unter anderem für das Tochterunternehmen Dr. Ebel Kliniken International mit Xu Qiang ein Deutsch sprechender Chinese als Director Business Development International verpflichtet.

Profitieren kann die Klinikgruppe von ihren Beratungsleistungen insofern, als die langfristig angelegten Kooperationsverträge jährliche Zahlungen für den Know-how-Transfer vorsehen, wie Grimm einen kleinen Blick hinter die Kulissen erlaubt. Eine konkrete Summe nennt er dabei nicht, weist aber darauf hin, dass sich der Klinikbetreiber noch in der Investitionsphase befinde.

Mit der Premiere in Chengdu hat der geschäftsführende Gesellschafter Professor Hans-Jürgen Ebel die Eintrittskarte für das chinesische Gesundheitswesen gelöst.

"In Chengdu nahmen natürlich auch Vertreter anderer Provinzen unser Engagement wahr und bekundeten spontan ihr Interesse, mit uns als Partner ein Reha-System aufzubauen", verdeutlicht Grimm.

So besteht mittlerweile eine Kooperation der Heinrich-Heine-Klinik in Potsdam mit der Universitätsklinik der Provinz Fujian zur Errichtung einer Reha-Klinik auf der nahe Taiwan gelegenen Insel Pingtan.

Im Rahmen dieses Projektes hat die chinesische Seite für fünf Ärzte eine vierwöchige Hospitanz im "Moorbad" in Bad Doberan erhalten, damit sich die Mediziner vor Ort mit dem deutschen Reha-System vertraut machen können.

Eine weitere Kooperation mit einer privaten Klinikgruppe besteht mit der Stadt Wuxi in der Provinz Jiangsu. Ziel der Zusammenarbeit sei es, die betriebswirtschaftlichen Prozesse des Klinikmanagements zu analysieren, zu strukturieren und zu optimieren.

Auch in Xinxiang in der Provinz Henan sowie Shenyang, Hauptstadt der Provinz Liaoning, sind Ebel und Grimm inzwischen gern gesehene Gäste.

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