Hygienemängel

Mannheimer Uniklinikum will jetzt nachschulen

Das Uniklinikum Mannheim will infolge der aufgetretenen Hygienemängel auch Personal nachschulen. Der OP-Betrieb bleibt vorerst eingeschränkt.

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Der Eingang der Uniklinik Mannheim.

Der Eingang der Uniklinik Mannheim.

© Frank May / dpa

MANNHEIM. Durch die beanstandeten Hygienemängel in OP-Bereichen am Universitätsklinikum Mannheim seien keine Patienten zu Schaden gekommen. Das versicherte der Geschäftsführer des Klinikums, Alfred Dänzer, am Donnerstag vor Pressevertretern.

Die Mängelliste des Regierungspräsidiums bezüglich nicht validierter Reinigungsdesinfektionsgeräte (RDG) in dezentralen Waschanlagen von Operationssälen sowie fehlender Qualifikationsnachweise des OP-Pflegepersonals für die Hygieneaufgaben werde durch Nachschulung abgearbeitet. Dabei gehe im Sinne des Patientenschutzes Gründlichkeit vor Schnelligkeit.

Wann der normale OP-Betrieb, der drastisch heruntergefahren wurde und sich weitgehend auf Notfalleingriffe beschränkt, wieder aufgenommen werden könne, sei derzeit noch nicht abzusehen. Mit einer Entspannung rechnet der Verwaltungschef aber Ende nächster Woche.

Er räumte einen noch nicht zu beziffernden ökonomischen aber auch schweren immateriellen Schaden für das Klinikum ein. Man sei intensiv darum bemüht, das Vertrauen der Patienten zurückzugewinnen.

Laut Dänzer kamen vom Regierungspräsidium Karlsruhe nach einer nicht angekündigten Kontrolle am 1. Oktober und einer weiteren Begehung in den dezentralen Reinigungsbereichen für OP-Instrumente "deutliche Hinweise", dass "Unzulänglichkeiten" bei den Waschgeräten zu beseitigen seien. Grund für die Kontrolle waren anonyme Hinweise gewesen.

Weiterbildung für Pflegekräfte

Über 20 RDGs waren nicht validiert. Dänzer zufolge sind die Geräte danach sofort außer Betrieb genommen und vor dem 30. September darin gereinigte OP-Bestecke "stillgelegt" worden.

Die Beanstandungen beträfen ausschließlich die dezentralen Anlagen, in denen 40 Prozent des OP-Instrumentariums gewaschen werde, der zentrale Reinigungs- und Sterilisationsbereich mit 60 prozentiger Kapazität sei davon nicht betroffen. Die Revalidierung der abgelaufenen Geräte sei derzeit in vollem Gange.

Zur Beanstandung des RP an der mangelnden Fachqualifikation des OP-Pflegepersonals für die Reinigungsaufgaben stellte Dänzer klar, dass dies nur jene betreffe, die ihre Fachweiterbildung vor dem Jahre 2011 abgeschlossen haben.

Man sei am Klinikum davon ausgegangen, dass das examinierte OP-Fachpersonal nach fünfjähriger Ausbildung die notwendige Sachkunde dafür besitze. Doch man werde die Vorgaben der Aufsichtsbehörde erfüllen und für die neun betroffenen Pflegekräfte die geforderte 40-stündige Weiterbildung veranlassen.

Dänzer zufolge ist auch die Staatsanwaltschaft Mannheim am Mittwoch im Klinikum vorstellig geworden und habe "einige Gegenstände" beschlagnahmt.

Laut Staatsanwaltschaft handelte es sich dabei um OP-Instrumente. Dänzer hatte erklärt, da es sich um ein laufendes Verfahren handle, könne er dazu keine Einzelheiten nennen, es seien aber keine Patientenakten beschlagnahmt worden.

Das Klinikum Mannheim verfügt über 24 Operationssäle, die zum großen Teil über dezentrale Reinigungsanlagen für das OP-Instrumentarium verfügen. Die Zahl der OP wurde Dänzer zufolge von 60 Eingriffen täglich auf derzeit unter 30 heruntergefahren.

Der OP-Betrieb werde erst dann wieder normalisiert, wenn die Gesamtstruktur in den OP-Hygienebereichen den Vorgaben der Aufsichtsbehörde entspreche und grünes Licht gebe. (bd)

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