Krankenhäuser

Wirtschaftlicher im Verbund

Einzelne Kliniken können nicht die Synergieeffekte eines Krankenhausverbundes erzielen und arbeiten deshalb wirtschaftlich weniger effizient. Das zeigt eine aktuelle Studie.

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HAMBURG. Krankenhausverbünde arbeiten in der langfristigen Betrachtung wirtschaftlicher als einzelne Kliniken. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) in einer Studie.

Allerdings, so das HCHE, steige die Profitabilität nur im ersten Jahr nach dem Zusammenschluss. Insgesamt zeigen die Ergebnisse nach Institutsangaben, dass sich der Zusammenschluss von Krankenhäusern positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirke.

Untersucht wurden mehr als 800 Krankenhäuser über einen Zeitraum von bis zu elf Jahren. Laut HCHE ist dies die erste Studie, die sowohl die Änderungen in der Effizienz als auch hinsichtlich der Profitabilität nach Eintritt in einen Krankenhausverbund umfassend und auf Basis eines großen Datenbestands analysiert.

Verbundeintritte liegen im Trend

Aufgrund der veränderten Marktbedingungen sei es für Einzelhäuser immer schwerer, ohne Kooperationen wettbewerbsfähig zu bleiben.

Verbundeintritte lägen daher nach wie vor im Trend, seien aber nur eine Möglichkeit, sich kooperativ zu binden. Im Fokus der Studie standen neue Verbünde mit einem zentralen Eigentümer, keine Netzwerke oder strategischen Allianzen, wie das HCHE hinweist.

Dass Krankenhäuser nach einem Zusammenschluss sowohl im administrativen Bereich als auch durch gemeinsame Support-Abteilungen wie Apotheken Kosten einsparen können, sei bereits bekannt gewesen, so Dr. Vera Antonia Büchner, Wissenschaftlerin am HCHE.

"Wir wollten jedoch herausfinden, ob derartige Einsparungen nur eine Übergangserscheinung sind oder ein Verbundeintritt auch langfristig positive Auswirkungen auf Effizienz und Profitabilität hat," ergänzt Büchner.

Kurzfristige Effizienzdefizite

Transaktionsphasen führten zunächst einmal zu Effizienzeinbußen, zum Beispiel durch die gestiegene Komplexität, durch Umstrukturierungen und Investitionen in neue Infrastruktur. Zudem bedeute der Verbundeintritt auch den Verlust von Autonomie und Kontrolle.

Gestiegene Kommunikationskosten und längere Entscheidungswege führten ebenfalls zu kurzfristigen Effizienzdefiziten. "Insgesamt betrachtet sind dadurch zunächst die Effizienzzuwächse kleiner, sie sind aber immer positiv. Wirkliche Verluste werden nicht erzielt", erläutert Büchner den Sachverhalt.

Gleichzeitig könnten Verbünde bessere Einkaufspreise beziehungsweise Mengenrabatte erzielen und so ihre Kosten weiter reduzieren. Die Ergebnisse zeigen laut HCHE, dass Krankenhäuser nach einem Verbundeintritt bis zu 3,4 Prozent effizienter arbeiten als Krankenhäuser, die zu keinem Verbund gehören. Und dies über Jahre hinweg.

 "Somit ist nicht von einem vorübergehenden Effekt, sondern von einem permanenten Einfluss auf die Effizienz auszugehen", analysiert Professor Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des HCHE.

Eine weitere Erkenntnis der Forschungsarbeit: Je mehr Erfahrung Krankenhäuser mit einer Verbundorganisation hätten, desto mehr Vertrauen hätten sie in die langfristigen Erfolge und desto größer seien die Effizienzgewinne - sowohl bezogen auf die Kosten als auch auf den technischen Einsatz.

Bei allen Finanzkennzahlen keine Signifikanzen im Folgejahr

Der Verbundeintritt sei für Krankenhäuser auf jeden Fall eine geeignete Maßnahme, um die Effizienz zu steigern, folgern die Studienautoren. Allein aus finanziellen Überlegungen heraus sollte ein Verbundeintritt nicht erfolgen, wie die Ergebnisse zur Profitabilität zeigten.

Zur Messung seien hier verschiedene Finanzkennzahlen ausgewertet worden: So sei die Umsatzrentabilität um 2,6 Prozent und der Return-on-Investment (ROI) um 3,5 Prozent ausschließlich innerhalb eines Jahres nach dem Eintritt im Vergleich zu der Gruppe der Einzelkrankenhäuser gestiegen.

Zudem seien das Betriebsergebnis und der Gewinn nach Steuern analysiert worden, ebenfalls mit Zuwächsen im ersten Jahr nach Verbundeintritt. Bei allen Finanzkennzahlen hätten sich jedoch keine Signifikanzen mehr im Folgejahr gezeigt.

"Daher müssen wir derzeit davon ausgehen, dass der finanzielle Effekt eher vorübergehend ist", konkludiert Schreyögg.

Das HCHE ist ein gemeinsames Forschungszentrum der Uni Hamburg und des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf. 2010 gegründet, gehört das HCHE nach eigenen Angaben zu den größten gesundheitsökonomischen Zentren in Europa. (maw)

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