Patientensicherheit

Bessere Netzwerke für hessische Kliniken

Um MRSA-Infektionen zu verhindern, will die Hessische Krankenhausgesellschaft mehr Austausch der Experten im Land organisieren. Auch die Landesregierung ist mit im Boot.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:

DARMSTADT. Die Krankenhausgesellschaft in Hessen will sich stärker für die Patientensicherheit und den MRSA-Infektionsschutz einsetzen.

Dazu sollen ein intensiverer Informationsaustausch und die fachliche Netzwerkbildung zwischen den Kliniken gefördert werden. Das kündigte der Verband auf dem Hessischen Krankenhaustag in Darmstadt vergangene Woche an.

"Es gibt ein hohes Niveau an Patientensicherheit und Qualität in Hessen und gleichzeitig eine hohe Bereitschaft der Kliniken, das auch weiterhin zu verbessern", sagte der Präsident der Hessischen Krankenhausgesellschaft (HKG), Dieter Bartsch, vor Journalisten.

Bei einer Fragenbogenaktion unter allen Kliniken im Land, an der sich nach Angaben der HKG 88 Häuser beteiligten, haben sich zwei dringliche Projekte zur Sicherheit herausgebildet: der Infektionsschutz sowie ein stärkerer Wissenstransfer und Networking unter den Fachleuten.

Über 70 Prozent der teilnehmenden Kliniken hätten zugesagt, dass ihre Experten für interne Fachtagungen bereitstünden, so Bartsch.

Kliniken wollen sich austauschen

Die Auftaktveranstaltung solle im ersten Quartal 2015 organisiert werden. Auch wollen sich die Kliniken zum Risikomanagement, zur Sicherheit, zur Umsetzung von Expertenstandards, zur Arzneimitteltherapiesicherheit und zum Qualitätsmanagement austauschen.

Wichtiger Partner der "Initiative Patientensicherheit und Qualität in Hessen" ist das hessische Gesundheitsministerium.

Dort gibt es seit Anfang des Jahres ein eigenes Referat, das nach den Aussagen von Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) als "Gelenkstelle fungiert" - es koordiniere verschiedene Stellen in Hessen sowie bundes- und landespolitische Anliegen.

Das Referat wird von Dr. Cornelia Winten geleitet. In dem gemeinsamen Projekt soll 2015 zunächst das Thema Infektionsschutz angegangen werden.

Hier wollen sich die regionalen Klinikexperten vor allem über eine rationale Antibiotikatherapie austauschen. Dabei sollen auch lokale Resistenzen ermittelt werden. "Jede Klinik sollte hier eine interne Antibiotikastrategie entwerfen", erklärte Bartsch.

Beim zweiten Projekt soll die Geschäftsstelle Qualitätssicherung in Hessen, die bereits 1995 eingerichtet wurde, Daten zu Infektionen mit multiresistenten Erregern erfassen und systematisch auswerten. Somit sollen regionale Risiken und spezielle Risikogruppen erkannt werden.

Schwarze Löcher

Solche regionalen Erhebungen gebe es bisher bundesweit noch nicht, betonte der Geschäftsführende Direktor der HGK, Rainer Greunke. Selbst große Kliniken könnten keine Angaben zu MRSA-Infektionen machen, sagte Grüttner. "Diese schwarzen Löcher sind erschreckend."

Den Klinikfunktionären redete der Minister auf dem Krankenhaustag erneut ins Gewissen: "Die hessischen Kliniken sind oft zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Es gibt zu wenig Sinn für Zusammenarbeit oder den Blick über den Tellerrand hinaus", sagte Grüttner.

Nach seiner Ansicht fallen die Häuser durch unrealistische Mengenkalkulationen auf. Mit Blick auf das Eckpunktepapier der Bund-Länder-Kommission, das Grüttner maßgeblich verhandelt hatte, sagte er: "Selbstverständlich müssen sich die Kliniken verändern.

Bereiten Sie sich jetzt darauf vor, sich bei den Eckpunkten inhaltlich aufzustellen, wie Qualität und Patientensicherheit vorangebracht werden können."

Ab Mitte 2015 werde in Hessen die im neuen Krankenhausgesetz angelegte pauschale Investitionsförderung in Kraft treten. "Es wird dann kein Wunschzettel mehr ans Land gerichtet werden können", so Grüttner.

Er warb noch einmal für Klinikverbünde, in denen auch Finanzmittel besser gebündelt werden können. "Ich habe kein Mitleid mit Einzelkämpfern", rief Grüttner den Klinikvertretern zu.

In hessischen Kliniken werden pro Jahr 1,4 Millionen Patienten stationär versorgt. Rund 75.000 Mitarbeiter arbeiten auf den Stationen.

Lesen Sie dazu auch: Kommentar zu hessischen Kliniken: Eine Selbstverständlichkeit

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