Chefärzte

Verband will schlechtes Image aufpolieren

Halbgötter in Weiß, nur für Privatpatienten sichtbar und sowieso ständig auf dem Golfplatz? Von wegen! Der Verband leitender Orthopäden und Unfallchirurgen Deutschlands hält ein Plädoyer für Chefärzte.

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BERLIN. Nach Ansicht des Verbands leitender Orthopäden und Unfallchirurgen Deutschlands (VLOU) herrscht in der Bevölkerung ein falsches Bild von Chefärzten vor. "Oft werde ich gefragt, ob ich - oder Chefärzte im Allgemeinen - eigentlich noch selbst operiere", berichtet VLOU-Chef Professor Karl-Dieter Heller.

Er antworte darauf mit: "Ja, selbstverständlich. Häufig sind die Chefärzte die Operateure einer Klinik mit den höchsten oder sehr hohen Operationszahlen, insbesondere aufgrund ihrer persönlichen Expertise, und operieren natürlich noch selbst."

Wenige Ausnahmen stellten die mittlerweile etablierten Ärztlichen Direktoren dar, die aber dann auch das gesamte Haus und nicht nur die einzelne Klinik leiteten.

"Chefarzt ist ein Multitalent"

Das Image, das Chefärzte bei manchen Patienten hätten, trüge: Der nur für Privatpatienten sichtbare und dafür ständig auf Golfplätzen zu findende Halbgott in Weiß, der sich medizinisch auf seinen Lorbeeren ausruht, da er gar nicht mehr selbst im Operationssaal steht, ist eine Vorstellung, die mit der Realität nicht viel gemein hat, wie der Verband betont.

Heller geht weiter in die Offensive: "Ein Chefarzt ist ein Multitalent. Er ist der Experte seines Fachgebietes, der als gutes, medizinisches Beispiel vorangeht und damit der Qualifizierteste seines Fachs - oder aber spezieller Bereiche seines Faches - ist.

Er ist derjenige mit den meisten Operationen oder Behandlungen." Aber gleichzeitig sei er auch Führungskraft und Manager - mit vielfältigen Aufgaben.

Neben dem medizinischen Einsatz gehörten zum Alltag eines Chefarztes Führungsaufgaben, Budget-Verantwortung, Weisungsbefugnis und viele zu treffende Entscheidungen. "Wir sind eigentlich Manager in Weiß", macht der VLOU-Vorsitzende deutlich.

60 bis 80 Wochenstunden

60 bis 80 Stunden pro Woche arbeiten Chefärzte seiner Aussage nach durchschnittlich, denn viele seien neben dem Tagesgeschäft in den Kliniken noch ausbildungstechnisch aktiv, hielten beispielsweise Vorträge und Vorlesungen. "Da bleibt wenig Freizeit - weder für den oft zitierten Sport oder andere Hobbies, noch für die Familie", so Heller.

Ein Chefarzt halte zudem den Kontakt zu den einweisenden Fachärzten und sei der Mediziner, der mit seinen Leistungen den Ruf des Hauses begründe. "Einen guten Ruf erarbeitet man sich durch ein patientenzugewandtes Vorgehen, fehlerfreie Operationen und nicht durch eine rege Freizeittätigkeit.

So müssen viele Chefärzte, obwohl sie den Patienten regelmäßige sportliche Betätigung empfehlen, aufgrund ihrer beruflichen Beanspruchung selbst hierauf verzichten", verdeutlicht Heller. (maw)

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