Profitabel und finanzstark

Privatkliniken machen es vor

Die privaten Träger sind der Ansicht, sie können stationäre Versorgung besser - und die Zahlen geben ihnen Recht. Zur bevorstehenden Krankenhausreform präsentieren sich die Privatkliniken im Lack.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:

ESSEN/STUTTGART/BERLIN. Operativ doppelt so profitabel wie freigemeinnützige - und erst recht kommunale - Kliniken, finanzstark aus eigener Kraft und in Sachen Behandlungsqualität auf Augenhöhe: Eine aktuelle Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) bescheinigt den Krankenhäusern in privater Trägerschaft, fit für den Wettbewerb zu sein.

Für die Studie, die am Mittwoch dieser Woche in Stuttgart der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, haben die Forscher Klinik-Kennziffern der Jahre 2005 bis 2013 ausgewertet. Sie basieren auf Daten des Statistischen Bundesamtes, Jahresabschlüssen und Qualitätsberichten der Kassen.

Insgesamt umfasst das Datenmaterial den Angaben zufolge rund 1500 Häuser, die sich an der Versorgung von GKV-Patienten beteiligen, darunter knapp 400 Privatkliniken, 600 freigemeinnützige und annähernd 500 Häuser in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft. Uni-Kliniken, Psychiatrien sowie reine Tages- und Nachtkliniken wurden nicht in die Analyse einbezogen.

Management hat es leichter

Die vermutlich beeindruckendste Zahl des Reports lautet "sieben Prozent". So niedrig nämlich ist die Quote der Privatkliniken, die 2013 nicht investitionsfähig waren.

Zum Vergleich: Bei den freigemeinnützigen beträgt die Quote klammer Häuser mit 40 Prozent bereits ein Vielfaches. Die kommunalen Häuser bilden mit 62 Prozent erwartungsgemäß das Schlusslicht.

Dementsprechend sieht die Ertragskraft der Kliniken aus: Mit einer Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, einschließlich Fördermittel (EBITDA-Marge) von durchschnittlich 11,2 Prozent bildeten die Privaten 2013 den Branchenbenchmark. Freigemeinnützige Krankenhäuser schafften 6,7 Prozent und kommunale lediglich 5,3 Prozent.

Dabei beanspruchten die Privaten ausweislich der Kenngröße "Sonderposten" in den Bilanzen weniger öffentliche Förderung.

Bei ihnen entfielen in der Berichtsperiode 2013 rund 23 Prozent der Bilanzsumme auf öffentliche Fördergelder - bei den freigemeinnützigen Häusern waren es 36 Prozent und bei den kommunalen 40 Prozent.

Deutlich geringer fällt der Abstand im Vergleich der Personalkosten oder auch der Outsourcing-Quoten aus. Die privaten Kliniken mussten 2013 rund 57 Prozent ihrer Bruttokosten für Löhne und Gehälter aufwenden (freigemeinnützige und kommunale um die 60 Prozent).

Mit knapp sechs Prozent haben die Privaten zwar die höchste Outsourcing-Quote. Allerdings wissen auch die freigemeinnützigen (4,2 Prozent) und die kommunalen Häuser (4,9 Prozent) dieses Instrument der Kostendämpfung zu spielen.

Den Hauptgrund für die wirtschaftliche Stärke der Privaten machen die RWI-Forscher denn auch ganz woanders aus: "Die größere Unabhängigkeit gegenüber kommunalpolitischen Entscheidungen macht es für das Management von privaten, aber auch vielen freigemeinnützigen Krankenhäusern leichter, Rationalisierungspotenziale nicht nur zu identifizieren, sondern auch zu heben".

Die Qualität stimmt

Die bessere Ökonomie bedeutet aber keineswegs, dass Behandlungsqualität und Hygiene leiden. Diesbezüglich haben die RWI-Forscher, so wörtlich, "keine signifikanten Unterschiede" zwischen den verschiedenen Trägern festgestellt. Für die Bewertung wurden risikoadjustiert

- die Todesfall-Raten während des stationären Aufenthaltes,

- die Dekubitus-Raten zum Zeitpunkt der Entlassung,

- sowie als Hygieneindikator die Rate postoperativer Wundinfektionen ermittelt.

Die Patienten sind mit den Leistungen sämtlicher Player im stationären Versorgermarkt gleichermaßen zufrieden. "Für alle Träger liegt die durchschnittliche Patientenzufriedenheit bei rund 77 bis 80 Prozent."

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