Kinderonkologie

Klinik in Kairo Hoffnungsschimmer der Region

Eine hochspezialisierte, spendenfinanzierte Kinderkrebsklinik in Kairo hat sich der kostenlosen Behandlung ihrer Patienten verschrieben. Nun erhielt die Klinik den diesjährigen Preis des OPEC Fund for International Development.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

WIEN/KAIRO. 2007 rein aus Spendenmitteln gegründet, zählt das Children's Cancer Hospital Egypt (CCHE) 57357 in Kairo heute weltweit zu den größten spezialisierten Kinderkrebskliniken.

Der OPEC Fund for International Development (OFID) hat nun in Wien den diesjährigen Preis für Entwicklung an das CCHE 57357 verliehen. Der mit 100.000 US-Dollar dotierte Preis ehrt die Klinik laut OFID für ihre unermüdlichen Anstrengungen zur Krebsbekämpfung und exzellenten Behandlungsmöglichkeiten.

Gemäß Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich rund 160.000 Kinder weltweit an Krebs, etwa 90.000 versterben. 80 Prozent dieser Kinder leben in Entwicklungsländern.

Modernste Medizintechnik im Einsatz

Das im historischen Bezirk El Sayeda Zeinab in Kairo liegende CCHE 57357 wurde, so der OFID, durch Privatinitiativen mit dem Auftrag gegründet, besonders schwer an Krebs erkrankte Kinder kostenlos zu behandeln.

Die Ausstattung mit modernster Medizintechnik und hochqualifiziertem Klinikpersonal ermöglichten die Behandlung von jährlich schätzungsweise 1500 neuen Patienten.

Diese kommen außer aus Ägypten auch aus dem gesamten Nahen Osten sowie den angrenzenden nordafrikanischen Ländern. Gemeinsam sei ihnen, dass die finanziellen Ressourcen und behandlungstechnische Möglichkeiten vor Ort für eine entsprechende Behandlung und Therapie nicht ausreichten.

Nach Einschätzung des Egypt Cancer Network (ECN) hat sich das 187 Betten umfassende CCHE 57357 binnen kürzester Zeit als Modell für den Wandel im Healthcare-Management, der Gesundheitserziehung sowie der Gesundheitsversorgung in Ägypten und in Entwicklungsländern etabliert.

Einige Meilensteine

Nach ECN-Angaben kann die Kairoer Kinderkrebsklinik bereits einige Meilensteine vorweisen. So habe das CCHE 57357 landesweit sowohl als erste Klinik über eine spezialisierte Abteilung für psychosoziale Onkologie verfügt, als auch eine umfassende Abteilung für die onkologische Physiotherapie etabliert.

Zudem sei es Ägyptens erste voll digitalisierte Klinik - inklusive elektronischer Patientenakten. Des Weiteren sei es die erste Klinik in Ägypten, die intensive und kontinuierliche Personalschulungsprogramme anbiete. Nicht zuletzt liege die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei 75 Prozent - für das gesamte Land betrage der Wert 40 Prozent.

Nach eigenen Angaben arbeitet das CCHE57357 bereits an den Grenzen seiner Kapazitäten. Exemplarisch wird ein permanenter Auslastungsgrad der Betten von 99 Prozent genannt. Ziel der Spezialklinik sei es, künftig in 75 Prozent der Fälle aller diagnostizierten Krebserkrankungen bei Kindern in Ägypten die Erstdiagnose und Behandlung vorzunehmen.

Dazu werde an einen Erweiterungsbau mit zusätzlich 60 Betten gedacht. Auf Medizintechnikseite will die Klinik hoch aufrüsten und in ein 7-Tesla-MRT investieren. Insgesamt veranschlagt das CCHE 57357 dafür eine Investitionssumme von rund 120 Millionen US-Dollar, die die Klinik ausschließlich durch Spenden generieren will.

Das Synonym "57357" der Klinik entstammt übrigens, so ein Blick in die Historie, dem Anspruch, für potenzielle Spender leicht erinnerbar zu sein - ein Marketinggrundsatz. Die erste Kontonummer des Projekts habe mit den Ziffern 57357 begonnen.

Modell für Paradigmenwechsel

Der OFID Entwicklungspreis wurde im Jahr 2006 ins Leben gerufen und unterstützt eine Vielzahl von Entwicklungsprojekten unter anderem im Gesundheitssektor. Zu den vergangenen Preisträgern zählt Dr. Mazen Al-Hajri.

Der aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammende HNO-Arzt und Philanthrop hat laut OFID vielen palästinensischen Kindern, die eine Hörschädigung erlitten hatten, mittels Op zu einem Cochlea-Implantat verholfen - als Wohltätigkeitsgeste.

Mehr zum Thema

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie auf dem Prüfstand