Speiseröhren-Op: Berliner Ärzte setzen erstmals Roboter ein

Dreidimensional und um das Zehnfache vergrößert zeigt das Roboter-System DaVinci den OP-Bereich. Es soll besonders schonend operieren können - und Robotik im OP auch für GKV-Patienten vorantreiben.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Am Vivantes Humboldt-Klinikum in Berlin: Roboter "DaVinci" bei einem Eingriff an der Prostata.

Am Vivantes Humboldt-Klinikum in Berlin: Roboter "DaVinci" bei einem Eingriff an der Prostata.

© Monique Wüstenhagen

BERLIN. Am Berliner Vivantes Humboldt-Klinikum ist erstmals in Berlin und Brandenburg ein OP-Roboter für einen Eingriff an der Speiseröhre eingesetzt worden.

Der Operateur, Dr. Colin M. Krüger, betrachtet das als ersten Schritt, die neue Technik über bekannte Anwendungsgebiete wie Prostata- und Nieren-Op hinaus einzusetzen.

Bisher kam das Roboter-Chirurgie-System DaVinci bei Vivantes für Eingriffe bei Prostata- und Nierenkrebs und Rekonstruktionen des Harntraktes zum Einsatz.

Nun hat Krüger mit einem zehnköpfigen Team und dem Roboter einen bösartigen Speiseröhrentumor bei einer Patientin entfernt. Nach Vivantes-Angaben war das die erste derartige Operation in der Region Berlin-Brandenburg.

Bereits seit Februar 2014 wird im Vivantes Humboldt-Klinikum mit DaVinci operiert. In Berlin setzt auch die Charité DaVinci ein.

Das System bei Vivantes zeigt den OP-Bereich dreidimensional und um das Zehnfache vergrößert an. Das ermöglicht laut Vivantes hohe Präzision.

Die Vivantes-Ärzte sammeln derzeit Daten zur Robotik und wollen diese neue Art des Operierens so voranbringen.

"Wir wollen Studiendaten liefern und damit helfen, einen klinischen Patientennutzen nachzuweisen", so Operateur Krüger, Fachbereichsleiter für Minimal Invasive Chirurgie/Robotik am Department für Chirurgie des Vivantes-Klinikums.

Das sei eine wichtige Voraussetzung dafür, die neue Therapieoption in den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen.

Krüger ist überzeugt, dass minimal-invasive Eingriffe für den Patienten besser zu verkraften sind. Daher könne man anschließend einen kürzeren Aufenthalt auf der Intensivstation und allgemein eine schnellere Genesung erwarten.

"Entscheidend für den Patienten ist nicht in erster Linie die Art und das Ausmaß der Operation, sondern das Ausmaß des chirurgischen Zugangs zu den betroffenen Körperbereichen", so Krüger.

Der Eingriff an der Speiseröhre erfolgte in zwei Schritten. In Rückenlage ermöglichten Zugänge in die Bauchhöhle das Umformen des Magens zum Ersatz für die kranke Speiseröhre.

Das Zwerchfell wurde am Durchtritt der Speiseröhre geöffnet, die Speiseröhre mit allen Lymphknotenstationen präpariert und anschließend zusammen mit dem umgeformten Magen in die rechte Brusthöhle verlagert.

Das Zwerchfell wurde wieder verschlossen, der Patient auf den Bauch gelegt. So muss laut Vivantes nicht über Stunden nur mit einem Lungenflügel beatmet werden. Das könne Komplikationen erheblich reduzieren.

In Bauchlage ermöglichen vier Zugänge zum rechten Brustkorb, dass die erkrankten Teile entfernt und der Speiseröhren-Ersatz an den gesunden Teil der Speiseröhre angeschlossen werden.

Vor allem für die Naht zwischen Speiseröhre und Ersatz wertet Vivantes die chirurgische Präzision durch das Da Vinci-System als großen Vorteil.

Mehr zum Thema

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen