Mecklenburg-Vorpommern

Klinik-Konzentration besorgt die Bürger

In Mecklenburg-Vorpommern heben Bürger mit einer Volksinitiative die Klinik- pläne der Landesregierung wieder auf die Agenda des Landtags.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

SCHWERIN. Die Zukunft der kleinen Krankenhäuser in Wolgast und Anklam beschäftigt die Landespolitik in Mecklenburg-Vorpommern weiter. Nachdem eine Volksinitiative eine erneute Beratung im Landtag erwirkt hatte, wird sich nun der Sozialausschuss mit dem Thema beschäftigen.

Deutlich wurde aber schon im Landtag, dass die Regierungsparteien SPD und CDU an der Konzentration von Pädiatrie sowie Gynäkologie und Geburtshilfe in Anklam festhalten, um beide Standorte langfristig zu sichern. Im Gegenzug wurde in Wolgast die Geriatrie gestärkt.

Gesundheitsministerin Birgit Hesse (SPD) begründete die Konzentration von Leistungen mit der wirtschaftlichen Schieflage beider Kliniken vor der Konzentration.

"Uns war es wichtig, beide Standorte zu sichern", betonte Hesse. Die von den Krankenhäusern selbst vorgeschlagene Lösung sei in Absprache mit allen Planungsbeteiligten gefunden worden.

"Konzentration und Kooperation statt ruinösem Wettbewerb"

Wie berichtet waren Pädiatrie und Gynäkologie in Wolgast geschlossen und die entsprechenden Abteilungen in Anklam gestärkt worden.

Hesse sieht darin "Konzentration und Kooperation statt ruinösem Wettbewerb". Sie verwies in diesem Zusammenhang auf Planungszahlen: Im Landkreis Ostvorpommern-Greifswald war die Bettendichte für Kinder unter zehn Jahren vor der Konzentration doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt.

Im Gegensatz zu Wolgast liegt Anklam zentral im Kreis, im Norden und Süden halten zudem auch Greifswald und Pasewalk Betten für Pädiatrie und Gynäkologie und Geburtshilfe vor.

Wolgast erhielt bereits rund zehn Millionen Euro Investitionsmittel der öffentlichen Hand, um die Geriatrie auszubauen. Weitere Mittel sollen laut Hesse folgen, so für die Intensivstation. Auch die CDU hält die Kurskorrektur an beiden Häusern weiterfür richtig.

"Ich halte Spezialisierungen an Krankenhausstandorten für medizinisch sinnvoll und genau diese Spezialisierungen wurden in Anklam und Wolgast vorgenommen", sagte der sozialpolitische Sprecher Detlef Lindner.

Sein Pendant von den Linken, Torsten Koplin, befürchtet, dass mit der erneuten Festlegung von SPD und CDU die Anhörung der Volksinitiative im Sozialausschuss zur Farce werden könnte.

Seine Fraktion drängt auf eine Kurskorrektur durch eine regionale Versorgungsplanung. "Die gesamte Region sollte zur Modellregion für eine integrierte Versorgung werden", forderte Koplin.

Volksinitiative mit 19.000 Unterschriften

Vorausgegangen war der politischen Debatte eine Volksinitiative für den Erhalt der Geburtshilfe in Wolgast. Unterstützer hatten dafür mehr als 19.000 Unterschriften gesammelt.

Inzwischen wurden allerdings Fakten geschaffen: Das vom privaten Konzern Ameos betriebene Krankenhaus Anklam hat die Pädiatrie ausgebaut und den früheren Leiter der Kinderstation in Wolgast, Dr. Christian Niesytto, als Chefarzt der Kinder- und Jugendabteilung nach Anklam geholt.

Das Haus informierte darüber, dass in diesem Jahr mit einen Fallanstieg in der Geburtshilfe von 300 auf rund 400 zu rechnen sei.

In Wolgast wirbt das 180 Betten-Haus in Trägerschaft der Universitätsmedizin Greifswald mit einer Imagekampagne um seinen Ruf und für die neuen Leistungen.

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