Medizintechnik

Ärzte und Ingenieure Hand in Hand

In Hamburg wurde kürzlich das Forschungszentrum Medizintechnik gegründet. Das Spannende an dem Projekt: Ärzte und Ingenieure arbeiten gemeinsam an innovativer Medizintechnik.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Mit im Boot: das UKE.

Mit im Boot: das UKE.

© UKE

HAMBURG. Zwei Universitäten haben sich in Hamburg für zwei wichtige Ziele zusammengetan: Medizintechnik soll künftig schneller Marktreife erlangen und stärker auf die Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten werden.

Um das zu erreichen, haben die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) kürzlich das Forschungszentrum Medizintechnik Hamburg gegründet.

Die Partner versprechen sich durch die Bündelung ihrer Kompetenzen offiziell einen "Leuchtturm mit weiter Strahlkraft", der in "Deutschland Zeichen setzen wird".

Allerdings räumten Ärzte und Ingenieure der beiden Partner auch ein, dass andere Standorte wie etwa München längst mit der Vernetzung dieser beiden Professionen begonnen haben. "Es spricht aber nichts dagegen, das Feld von hinten aufzurollen", gaben sie sich zuversichtlich.

"Es hat eine Zeit gedauert, bis wir uns verstanden haben."

Beide Institutionen stellen jährlich 125.000 Euro zur Verfügung, um Forschungskooperationen zu vertiefen, den Nachwuchs zu fördern, die Studiengänge zum Austausch anzuregen, strategische Partnerschaften mit der Industrie zu prüfen und einen berufsbegleitenden Studiengang für Medizintechnik zu planen.

Eine der Herausforderungen dabei wird die Kommunikation sein. "Es hat eine Zeit gedauert, bis wir uns verstanden haben", sagte der Teilnehmer eines gemeinsamen Projektes über die Unterschiede zwischen Ärzten und Ingenieuren.

Schon vor Unterzeichnung des Gründungsvertrages hatten die Partner ihre Kooperation vertieft.

Nanoelektronik soll Stents überwachen

Das UKE hatte zum Teil Mediziner freigestellt, um in Projekten an der TUHH mitzuwirken. Konkret funktioniert die Zusammenarbeit bereits in einzelnen Projekten. Ein Beispiel aus Hamburg ist die Nanoelektronik in der Medizin: Ein Nanoelektronik-Implantat mit Sensoren soll Stents, die bei Patienten mit Aneurysma die Aorta verschließen, optimieren.

Ziel ist das Integrieren einer Überwachungsfunktion, über die, der im Aneurysma gemessene Druck auf ein mobiles Lesegerät übertragen wird.

So sollen undichte Stellen früh erkannt werden, ohne dass die Patienten in regelmäßigen Intervallen mit Ultraschall oder CT untersucht werden müssen. Dies könnte zu einer erheblichen Zeit- und Kostenersparnis führen.

"Die Nanoelektronik ist so klein und leistungsfähig geworden, dass sich daraus viele neue Möglichkeiten für die Medizintechnik eröffnet haben", sagte Prof. Wolfgang Krautschneider, der in der TUHH den Forschungsschwerpunkt Regeneration, Implantate und Medizintechnik leitet.

Noch läuft alles virtuell

Den medizinischen Teil dieser Forschung leistet die UKE-Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie.

Ihr ärztlicher Leiter Prof. Gerhard Adam sagte: "Das Spannende an der Kooperation ist für uns die Nutzbarmachung der Nanosensorik für die Medizin. Der entwickelte Sensor könnte dazu führen, dass wir bald den Blutdruck im Aneurysma messen können."

Für den Erfolg der Kooperation bringen sich Wissenschaftler aus beiden Einrichtungen im Direktorium des neuen, vorerst virtuellen Forschungszentrums ein.

Auch die in der Hansestadt stark vertretene Medizintechnik-Industrie zeigt Interesse an der Kooperation. Stellvertretend für die Unternehmen begrüßte Dr. Wilhelm Pluester von der Eppendorf AG das neue Zentrum und wünschte sich "lösungsbezogene Diskussionen" von den Wissenschaftlern.

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