Japan

Bremsen Neuwahlen das Wachstum der MedTech-Branche?

Die Healthcare-Branche soll nach dem Willen des amtierenden Premierministers Shinzo Abe helfen, Japan wieder aus der Krise zu führen. Eine Niederlage bei den vorgezogenen Neuwahlen könnte dies aber vereiteln.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

TOKIO. Sonntag, der 14. Dezember 2014, könnte zu einem Schicksalstag für die japanischen Healthcare-Unternehmen werden. Denn an diesem Tag kommt es in Japan zu vorgezogenen Neuwahlen. Premierminister Shinzo Abe von der Liberaldemokratischen Partei (LDP) wird zwar zugetraut, für seine regierende Koalition eine Mehrheit im maßgeblichen Unterhaus des Parlaments verteidigen zu können.

Sollte der seit Dezember 2012 regierende Premier aber mit diesem Plan am Willen der Wähler scheitern, so könnte auch die Fortführung seiner "Abenomics" genannten Wachstumsfördermaßnahmen für die einheimische Wirtschaft gefährdet sein.

Abe will Nippon nach der Dreifachkatastrophe im Nordosten des Landes vom 11. März 2011 mit Mega-Beben, Tsunami und der Nuklearkatastrophe von Fukushima mit einer Mischung aus extrem lockerer Geldpolitik, Konjunkturprogrammen und Reformen aus der jahrelangen Deflation mit fallenden Preisen und schwacher Nachfrage herausholen und die Wirtschaft auf einen nachhaltigen Wachstumskurs bringen.

Die "Abenomics" setzen sich aus drei Elementen zusammen, die auch die "drei Pfeile" genannt werden. Das erste Element ist die drastische Ausweitung der Geldmenge durch die Bank of Japan, wie sie seit April vergangenen Jahres zu beobachten ist. Der zweite "Pfeil" sind fiskalische Maßnahmen. Der "dritte Pfeil" beinhaltet die Strategien zur Deregulierung und Wachstumsförderung.

Stellschraube Auslandsinvestitionen

Wie die deutsche Außenhandelsagentur Germany Trade & Invest (gtai) beobachtet, stünden japanische Unternehmen derzeit vor außergewöhnlichen Herausforderungen. Dabei gelte es auch, sich im Ausland gegenüber der internationalen Konkurrenz wieder in der Spitzengruppe zu positionieren. Dabei sollen in den kommenden Jahren strategische Investitionen im Ausland helfen.

Die Regierung strebe demnach in verschiedenen Bereichen, unter anderem bei Forschung und Entwicklung, einen höheren Internationalisierungsgrad an, um im globalen Konkurrenzkampf noch besser aufgestellt zu sein. Der Diversifizierungsgrad solle sich erhöhen, die Nachhaltigkeit verbessert werden.

Als Wachstumsfelder, auch im Ausland, werden laut gtai Bereiche mit einem hohen Wertschöpfungsgrad gesehen. Zu ihnen gehörten außer der Elektromobilität, Speicherbatterien, Brennstoffzellen, neuen Werkstoffen und intelligenten Stromnetzen zum Beispiel auch Roboter, Stammzellen und die regenerative Medizin sowie die Bio- und Nanotechnologie.

Roboter für Pflege & Co

Im Bereich Forschung und Entwicklung stelle die Robotik-Revolution einen Schwerpunkt dar. Das "Robotic Revolution Initiative Council" werde eingerichtet - unter anderem, um in der Industrie den Einsatz von Robotern zu verdoppeln. Auch in anderen Bereichen sei ein erhöhter Einsatz gewünscht. Ein riesengroßes Potenzial werde im Gesundheits- und Pflegesegment gesehen.

Pflegeroboter spielten angesichts der alternden Bevölkerung eine wichtige Rolle bei der Strategie im Healthcare-Sektor. In diesem Bereich würden auch künftige Auslandsinvestitionen insbesondere in Märkten erwartet, die in Bezug auf Altersstruktur und in den Sozialversicherungssystemen der Kranken- und Rentenversicherung ähnliche Voraussetzungen hätten.

In dem Zusammenhang ist laut gtai auch die Medizintechnik zu nennen. Japan betrachte die Gesundheitswirtschaft als einen Pfeiler seiner internationalen Wettbewerbsfähigkeit und strebe eine Beschleunigung der technologischen Entwicklung von medizinischen Geräten und Arzneimitteln an.

Thematisch gehöre die regenerative Medizin - insbesondere induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) - zu den Schwerpunkten. Ebenfalls im Fokus stünden die Biomedizin oder das Tissue Engineering. Letzten Endes dürften in den kommenden Jahren auch die größeren Pharmaunternehmen ihr Engagement im Ausland ausweiten. Exemplarisch benennt die Außenhandelskammer unter anderem die auch in Deutschland aktiven, forschenden Arzneimittelhersteller Takeda, Daiichi-Sankyo und Chugai.

Unklar wäre im Falle einer Niederlage Abes auch, ob die von ihm angestoßenen massiven Bemühungen zur Vernetzung von Praxen und Kliniken via Healthcae-IT unbeeinträchtigt fortgeführt werden könnten.

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