Chirurgie treibt Markt an

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Medizinroboter bahnen sich ihren Weg in die Versorgung. Der Absatz von Op-Robotern, Exoskeletten & Co soll in den nächsten Jahren rasant steigen – das zeigt ein Blick in den Welt-Roboter-Report.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Der Roboter ROBEAR kann Menschen aus dem Bett heben und auf einem Rollstuhl platzieren.

Der Roboter ROBEAR kann Menschen aus dem Bett heben und auf einem Rollstuhl platzieren.

© Toru Kawata / dpa

SEOUL. Im Bereich der Op-Roboter ist durch Akquisitionen mit einer weiteren Konsolidierung in der Branche zu rechnen. Derzeit sind noch fast 40 Anbieter weltweit aktiv. Das geht aus dem Welt-Roboter-Report "Serviceroboter" hervor, den die International Federation of Robotics (IFR), eine Non-Profit-Organisation, vor Kurzem in Seoul vorgestellt hat.

Wie sich aus der Studie, die der "Ärzte Zeitung" vorliegt, ergibt, sind die Verkaufszahlen von Medizinrobotern weltweit – darunter subsumiert sind Op-Roboter, Diagnostiksysteme, Exoskelette, aber auch Rehahilfen – im vergangenen Jahr auf 1324 Lösungen gestiegen – sieben Prozent Plus gegenüber 2014.

Insgesamt belief sich der Umsatz mit Medizinrobotern auf 1,463 Milliarden US-Dollar – 32 Prozent Anteil am Gesamtumsatz aller professionellen Serviceroboter, zu denen auch militärische und landwirtschaftliche Applikationen zählen. Was die Ursprungsländer der Medizinroboter angeht, so zeigt sich die klare Dominanz der USA mit 51 Prozent und Europas mit 48 Prozent.

Medizinroboter am wertvollsten

Im Segment der professionellen Serviceroboter sind die Medizinroboter mit einem durchschnittlichen Stückpreis von rund einer Million US-Dollar die wertvollsten Vertreter, wie die IFR in ihrem Bericht betont. In dem Preis sind Zubehör und Serviceverträge zur Wartung inkludiert.

Beim Blick auf die Verteilung innerhalb der Kategorie Medizinroboter zeigt sich klar die Dominanz der Op- und Therapieassistierenden Robotersysteme mit einem Absatz von 1107 Einheiten im vergangenen Jahr – eine Steigerung gegenüber 2014 um zwölf Prozent.

Im Zeitraum 2016 bis 2019 prognostiziert die IFR einen weltweiten Medizinroboterabsatz von insgesamt 8150 Einheiten. Bei den Exoskeletten wird der Absatz auf weltweit 6600 Einheiten taxiert.

Wie die IFR betont, befindet sich die minimalinvasive Chirurgie auf dem Vormarsch und gewinnt als Technik an breiter Akzeptanz. Die Vorteile für Patienten seien enorm, insofern sie im Vergleich zu offenen Op weniger Schmerz erführen und postoperativ schneller rekonvaleszierten. Das sei besonders für ältere Patienten ein Vorteil. Weiterer Nebeneffekt: Die Op-Kosten reduzierten sich durch eine verkürzte Aufenthaltsdauer.

Steigende Akzeptanz der Op-Roboter

Nach Ansicht der IFR steigt die Akzeptanz der Op-Roboter nicht zuletzt dank der gesammelten Erfahrungen mit den bereits etablierten Systemen und des Know-hows. Die Zahl der Eingriffe, die eine robotergestützte Technik notwendig machen, werde steigen, so die Prognose. So werde auch kontinuierlich an innovativen Technologien für die Op-Roboter geforscht werden.

Die Branche schätzt – auf Basis der Angaben der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde FDA, dass im Zeitraum 2000 und 2013 weltweit mehr als 1,7 Millionen Eingriffe mithilfe von Op-Robotern durchgeführt worden sind – im Jahr 2014 seien es schon 570.000 gewesen.

Wie es in der Studie weiter heißt, böten die Op-Roboter großes Potenzial bei der Kosteneinsparung im Gesundheitswesen. So führten in der orthopädischen Chirurgie die Op-Roboter bestimmte Implantationen exakter aus als menschliche Operateure. Die Haltbarkeit bestimmter Implantate sei sogar 2,5 mal höher.

Da die postoperative Komplikationsrate bei vielen orthopädischen Eingriffen in direkter Relation zur operativen Akkuranz stehe, könnte jede Maßnahme, die die Eingriffsperformance erhöhe, zu signifikanten klinischen und finanziellen Vorteilen führen. So könnten die immer noch hohen Kosten für die Medizinroboter kompensiert werden durch eine hohe Systemnutzung mit entsprechend hohem Patientendurchsatz oder signifikante therapeutische Vorteile der roboterassistierten Intervention.

Als Beispiel führt die IFR-Studie die Prostatektomie an. Die robotergestützte Prostatektomie habe sich in den vergangenen Jahren zum beliebtesten Ansatz bei diesem Eingriff in den USA gemausert und so die Prävalenz und den Verkauf entsprechender Medizinroboter angetrieben.

Ebenfalls seien in den letzten Jahren eine Vielzahl an Studien publiziert worden über Kosten/Nutzen und Risiken von Medizinrobotern für ein breites Spektrum an Interventionen – meist gegenüber konventionellen Eingriffen. Die meisten Studien hätten zu positiven Wertungen für die Medizinroboter geführt, heißt es.

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