Innovationsboom

Patenttreiber Pharma, Biotech und MedTech

Die Patentanmeldungen weltweit haben im vergangenen Jahr einen Rekordstand erreicht. Verstärkt sind in Schwellenländern Innovationstrends zu verzeichnen. Und: Immer mehr Frauen sind bei Patenteinreichungen beteiligt, so die Weltorganisation für geistiges Eigentum.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Patenttreiber Pharma, Biotech und MedTech

© Franz Pfluegl / Fotolia

GENF. Weltweit sind im vergangenen Jahr rund 2,9 Millionen Patentanmeldungen vorgenommen worden – 7,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 2014 betrug die Wachstumsrate gegenüber 2013 noch 4,5 Prozent. Diese Zahlen gehen aus dem jüngst veröffentlichten Bericht "World Intellectual Property Indicators 2016" der World Intellectual Property Organization (WIPO/Weltorganisation für geistiges Eigentum) in Genf hervor. Resident filings, where innovators filed for protection in their home ecoRund zwei Drittel der Patentanmeldungen erstreckten sich laut WIPO rein auf den jeweiligen Heimatmarkt der Einreicher.

Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, hat Chinas Patentamt mit mehr als 1,1 Millionen Patenteinreichungen in einem Jahr 2015 die Millionenschallmauer durchbrochen. Darunter finden sich sowohl die einheimischen Anmeldungen sowie die Patentschutzbegehren ausländischer Akteure auf dem chinesischen Markt. An zweiter Stelle folgte das Patentamt der USA mit 589.410 Anmeldungenvor Japan (318.721) und Südkorea (213.694). Zusammen mit den 160 028 Patenteinreichungen beim Europäischen Patentamt in München (EPO) kämen die Top 5 weltweit auf einen Anteil von 82,5 Prozent aller Patentanmeldungen. of global filings.

Medizintechnik global unter TOP 5

Innerhalb der fünf meist frequentierten Patentämter zeichnen sich unterschiedliche Wachstumstrends ab. So verzeichnete China mit einem Plus gegenüber Vorjahr von 18,7 Prozent den größten Sprung, gefolgt vom EPO mit einem Zuwachs von 4,8 Prozent, den USA mit 1,8 Anstieg und Südkorea mit immerhin noch 1,6 Prozent Steigerung. Im Kontrast dazu hält der seit 2005 zu verzeichnende Rückgang bei Patentanmeldungen in Japan mit einem Minus von 2,2 Prozent für 2015 an. Die WIPO führt dies auf rückläufige Patentanmeldungen von Inländern zurück. Der Rückgang darf aber nicht den Blick darauf versperren, dass lau WIPO für den Zeitraum 2010 bis 2013 mit Blick auf die einzelnen Patentanträge mit Panasonic (34.352), Canon (29.036) und Toyota Jidosha (26.844) die drei Spitzenplätze an japanische Großkonzerne gingen. Zum Vergleich: Insgesamt sind nach WIPO-Angaben weltweit rund 10,6 Millionen Patente in Kraft.

Wie aus den Statistiken weiter hervorgeht, zählt die Medizin- nach der Computertechnologie, elektrischen Maschinen, digitaler Kommunikation und der Messtechnik zu den fünf Technologiefeldern, in denen im Jahr 2014 – hierfür liegen die letzten Daten vor, da zwischen Patentanmeldung und -veröffentlichung etwa 18 Monate vergehen – mit jeweils mehr als 100.000 die meisten Patentveröffentlichungen zu verzeichnen sind. 2014 seien die fünf Technologiefelder auf einen Gesamtanteil an allen Patenteinreichungen von 29,5 Prozent gekommen – nach 23,9 Prozent im Jahr 2005.

Frauenanteil weltweit bei 29 Prozent

In ihrem diesjährigen Report beleuchtet die WIPO auch die Situation der weiblichen Innovatoren – ausführlich dargelegt ist dies im "Economic Research Working Paper No. 33 – Identifying the Gender of PCT inventors" der Organisation. Demnach wuchs der Anteil der weltweit eingereichten Patentanmeldungen, bei denen mindestens eine Frau in den Reihen des einreichenden Teams war, von 17 Prozent im Jahr 1995 auf 29 Prozent im vergangenen Jahr. In absoluten Werten betrachtet, stieg die Zahl weiblicher Patenteinreicher binnen zwei Dekaden von 7780 auf 81.316 Innovatorinnen – eine durchschnittliche Wachstumsrate von 12,5 Prozent. Zum Vergleich: Bei einer jährlichen Wachstumsrate von 9,5 Prozent erreichte die Zahl der männlichen Innovatoren, die an den Patenteinreichungen beteiligt waren, den Stand von 455.624.

Ein Blick in die insgesamt 35 Technologiefelder, die die WIPO separat betrachtet hat, offenbart, dass Innovatorinnen in der Spitze mit 57,6 Prozent in der Biotechnologie bei patenteinreichenden Teams beteiligt sind. Nicht näher aufgeschlüsselt wird dabei allerdings die Verteilung auf die rote (medizinische) Biotechnologie, die sich mit der Entwicklung neuer therapeutischer und diagnostischer Verfahren beschäftigt, die grüne (Landwirtschaft) und die weiße (induestrielle) Biotechnologie, in deren Beritt Medikamente wie Antibiotika fallen, die mithilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen hergestellt werden, oder auch die blaue(maritime) Biotechnologie.

Ein weiterer Hot Spot für patentbegehrende Innovatorinnen sind Pharmazeutika. Auf diesem Technologiefeld war 2015 insgesamt bei 55,5 Prozent der Patentanmeldungen jeweilis mindestens eine Frau Bestandteil des einreichenden Teams. Die Optik und Medizintechnologie hingegen scheinen mit jeweils 26,8 Prozent noch keine so hohe Attraktivität auf Forscherinnen auszuüben.

Genderparität in China und Korea

Bei der Analyse der formalen Geschlechterverteilung bei den Patenteinreichungen im Zeitraum 2011 bis 2015 attestiert die WIPO China und Südkorea mit jeweils 50 Prozent Frauenanteil bei den Patentanmeldungen eine Parität. Singapur (36,6 Prozent), Spanien (36,3 Prozent) und Polen (33,5 Prozent) rangieren auf den Plätzen drei bis fünf. Im Gegensatz dazu weisen Deutschland, Italien, Japan und Südafrika den größten Gender Gap auf – an weniger als 20 Prozent seien hier nur jeweils Frauen unter den anmeldenden Patentinnovatoren.

Bei der Betrachtung der absoluten Zahlen der Patenteinreichungen unter weiblicher Beteiligung im Zeitraum 2011 bis 2015 zeigt sich die USA führend mit 104.565, gefolgt von China (63.365), Japan (43.957), Südkorea (42.730) und Deutschland (23.905). Singapur kommt auf einen Wert von 1939, Spanien auf 5543 und Polen auf 1013.

Eine Geschlechterparität wird laut WIPO in der akademischen Welt erreicht. So verzeichneten Patenteinreichungen aus Universitäten und öffentlichen Forschungsinstituten weltweit im vergangenen Jahr eine Frauenbeteiligung von 48 Prozent bei den Teams. Bei Patentanmeldungen aus der freien Wirtschaft belaufe sich der Wert hingegen lediglich auf 28 Prozent.

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