Wettbewerb

Innovative Pilotprojekte ausgezeichnet

Die Standortinitiative "Deutschland – Land der Ideen" ehrt zahlreiche innovative Medizinprojekte.

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BERLIN. Europa-Premiere im Saarland: An der Universitätsklinik des Saarlandes in Homburg ist erstmals eine Mehrgenerationen-Palliativstation eröffnet worden (wir berichteten). Zehn Betten stehen zur Behandlung Sterbender – vom Säugling bis zum alten Menschen – zur Verfügung. Auf die sonst in der Medizin oft übliche Trennung von Kindern und Erwachsenen wird hier bewusst verzichtet. Statt abzugrenzen, verbindet die gemeinsame Betreuung Alte wie Junge, Kranke wie Angehörige.

Das fördert Austausch und trägt dazu bei, den Tod zu enttabuisieren. Mit ihrem innovativen Ansatz zählt das Uniklinikum zu den 100 Siegerprojekten des Wettbewerbs "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen", der dieses Jahr unter dem Motto "Offen denken – Damit sich Neues entfalten kann" stand.

Ausgerichtet wird der Wettbewerb seit mehr als zehn Jahren von der Standortinitiative "Deutschland - Land der Ideen" und der Deutschen Bank.

Die Gewinner zeigen, so die Jury, wie durch Experimentierfreude, Neugier und Mut zum Umdenken zukunftsweisende Innovationen entstehen können. Die Vielfalt der "Ausgezeichneten Orte" spiegele das große Potenzial von Offenheit für unsere Gesellschaft wider. Zu den weiteren Siegerprojekten zählen:

» HygNova Medical – Intelligenter Infektionsschutz für Krankenhäuser: HygNova Medical erleichtert es dem Krankenhauspersonal durch einen neuen Ansatz, die nötigen Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten: Ein Tablet im Raum fordert Schwestern oder Ärzte mit Licht- und Tonsignalen dazu auf, ihre Hände zu desinfizieren.

Wer entkeimt, wird belohnt – beispielsweise mit einem finanziellen Bonus oder durch ein virtuelles Lob. Sensoren erfassen zudem die durchgeführten Desinfektionen und sorgen für mehr Transparenz. Ziel des Start-ups HygNova, das seine Idee vor Kurzem bei der "Start-up Night" des Bundeswirtschaftsministeriums präsentiert hat, ist es, Krankenhausinfektionen um bis zu 68 Prozent zu senken.

» GEAR – Mit Gendaten Antibiotikaresistenzen vorhersagen: Antibiotika werden zu häufig verordnet und falsch eingesetzt, woraufhin die Anzahl der resistenten Bakterien weltweit wächst. Die einstige Wunderwaffe wird stumpf. Wissenschaftler der Universität des Saarlandes gehen deshalb neue Wege in der Diagnostik und nutzen die Chancen, die der Einsatz von Big Data eröffnet.

Ihr Ziel ist die Entwicklung von Tests, um widerstandsfähige Keime schneller zu entdecken und behandeln zu können. Dafür entschlüsseln sie mithilfe von Gendaten, welche genetischen Auffälligkeiten mit der jeweiligen Antibiotikaresistenz eines Erregers zusammenhängen. So werden Algorithmen zur neuen Waffe im Kampf gegen die tödlichen Keime.

» INTAKT – interaktive Mikroimplantate: Mit modernen Technologien können Querschnittsgelähmte künftig Arme oder Hände wieder bewegen. Möglich machen soll das eine neue Generation interaktiver Mikroimplantate, an der im Innovationscluster INTAKT geforscht wird.

Der Einsatz der Technik ist auch in anderen Bereichen geplant, etwa zur Tinnitus-Therapie oder zur Behandlung von Verdauungsstörungen. Ärzte und Patienten sollen über sichere Schnittstellen mit den Implantaten kommunizieren können – und die Behandlung so optimal auf die eigenen Bedürfnisse abstimmen.

» HerzEffekt MV – digitale Patientenversorgung: Welche Möglichkeiten die Telemedizin eröffnet, um Herzkranke auf dem Land effizienter und besser zu versorgen, testet die Universitätsmedizin Rostock Versorgungsstrukturen GmbH.

Gemeinsam mit Philips, AOK und TK werden Patienten individuell per Telefon betreut. Künftig senden sie ihre Gesundheitsdaten per App an eine digitale Plattform, die von autorisierten Kliniken, Hausärzten, Sanitätshäusern oder Apotheken eingesehen werden darf.

Unnötige Krankenhausaufenthalte und Komplikationen sollen dadurch vermieden werden. Geht es dem Patienten gesundheitlich schlechter, kann das medizinische Fachpersonal schnell helfen. (maw)

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