Schleswig-Holstein

Sorgen um kleine Praxisnetze

Sollen kleine Praxisnetze im Norden nicht abgekoppelt werden, brauchen sie Geld, um sich professioneller aufstellen zu können.

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TANGSTEDT. Über eine professionelle Organisation zu eigenen Verträgen als Leistungserbringergemeinschaft: Dies ist die Perspektive der Praxisnetze im Norden.

Hausarzt Stefan Homann hat als ehrenamtlich tätiger Geschäftsführer des Dachverbandes der Praxisnetze (DPN-SH) in Schleswig-Holstein besonders die kleinen Verbünde im Blick.

Die brauchen nach seiner Ansicht gezielte finanzielle Förderung. Die von der KV Schleswig-Holstein aufgestellten Kriterien für eine Netzförderung sind nach seiner Meinung für kleine Netze schwer zu erfüllen. "In Schleswig-Holstein laufen wir Gefahr, dass kleine Netze von der Entwicklung abgekoppelt werden", warnt Homann deshalb.

"Kleine innovative Netzneugründungen wie etwa das Medizinnetz Stormarn (menesto) oder das Ärztenetz Region Trittau versorgen trotz ihrer Größe eine ganze Region. Sie können jedoch aufgrund ihrer geringen Mitgliedszahl nur mit begrenzten Finanzmitteln agieren", berichtet er.

"Netze müssen sich gegenseitig unterstützen"

"Die Umsetzung der KBV-Kriterien erfordert nicht nur persönliches Engagement der Netzmitglieder, sondern auch Geld zur Entschädigung der aktiven Netzwerker und den in-frastrukturellen Aufbau. Wenn man Professionalität von Netzen fordert, dann gilt das auch für betriebswirtschaftliche Aspekte und Personalmanagement."

Zugleich beobachtet Homann in den vergangenen Monaten eine wachsende Solidarität der Netze im Dachverband, der 21 Verbünde mit über 1500 Ärzten vertritt. Als Beispiel nennt er das Netz Eutin-Malente, das wie berichtet als erstes Netz im Norden die 100.000-Euro-Förderung durch die KV erhalten und den anderen Netzen transparent dargelegt hat, wie es die einzelnen Schritte erfüllt.

"Davon profitieren andere. Netze müssen sich gegenseitig unterstützen auf dem Weg zu höherer Netzreife", steht für Homann fest. Er erwartet, dass in den nächsten Monaten weitere Netze die Kriterien erfüllen können - bislang sind es nur zwei.

Mit dem Geld werden sie in die Lage versetzt, sich professionell zu organisieren und damit die ehrenamtliche Arbeit zu entlasten. Mit professioneller Hilfe werden sich die Netze dann nach seiner Überzeugung so aufstellen, dass sie als Vertragspartner anerkannt werden.

"Ob das mit den Krankenkassen direkt, selektivvertraglich über die Ärztegenossenschaft Nord oder über die KVSH geschieht, sehe ich vollkommen wertfrei", sagt Homann.

Wie Unternehmen aufstellen

Der im Hausarztnetz Nord (HANN GmbH) engagierte Landarzt erwartet, dass sich Netze bis dahin wie Unternehmen aufstellen und eigenständig Erträge erwirtschaften.

Damit will er verhindern, dass Ärzte Beiträge in den Netzen bezahlen, in denen sie sich für eine verbesserte Versorgung engagieren. "Netzengagement soll Freude bereiten, aber zusätzliche Arbeit muss künftig auch vergütet werden", fordert er.

Allerdings müssten Netze darauf achten, dass die Ärzte dabei frei in ihren Entscheidungen bleiben und keine Vorgaben umsetzen müssen, die in ihre ärztliche Arbeit eingreifen.

Als wichtigen Partner bei der Professionalisierung sieht er die Ärztegenossenschaft Nord, die den Netzen auch Managementleistungen anbietet. (di)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hoffen auf den Dachverband

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