Ärztenetze

In Betrieben lauern Chancen

In Großbetrieben wird das betriebliche Gesundheitsmanagement meist von Werksärzten übernommen. Kleine und mittlere Unternehmen greifen dagegen häufig auf externe Anbieter zurück - eine Chance für Ärzteverbünde.

Von Marco Hübner Veröffentlicht:
Betriebsmediziner im Einsatz. Besonders für Ärztenetze ein chancenreicher Markt, urteilen Experten.

Betriebsmediziner im Einsatz. Besonders für Ärztenetze ein chancenreicher Markt, urteilen Experten.

© Klaus Rose

BERLIN. Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist ein Betätigungsfeld, das für Arztnetze überaus interessant sein kann. Durch gute Konzepte lassen sich zusätzliche Umsätze und wertvolle Kontakte zur regionalen Wirtschaft generieren.

Davon sind Fachleute überzeugt. Wie ein Projekt funktionieren kann, diskutierten Experten auf dem 9. Kongress für Gesundheitsnetzwerker in Berlin.

Unternehmen müssen teure Produktivitätsverluste hinnehmen, wenn Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen. Niedergelassene Ärzte können dort ansetzen und betriebsmedizinische Leistungen als Hilfe anbieten.

Beispielsweise regelmäßige Gesundheits-Check-ups zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die etwa als Manager-Check-ups bekannt sind und nicht von der GKV abgedeckt werden.

Noch bessere Chancen als Einzelärzte, zum Zuge zu kommen, haben jedoch die Arztnetze. Ihr wichtigster Erfolgfaktor ist dabei neben der Arbeitsteilung der Kontakt zu lokalen Unternehmen: "Mittelständler in den Regionen haben Bedarf an betriebsärztlicher Betreuung", berichtet Thomas Schang, Vorstandsvorsitzender des Ärztenetzes Eutin-Malente.

Veranstaltung eines Gesundheitstags als Einstieg

Auch kleine Netze könnten bei ihnen punkten. BGM-Leistungen vor Ort und aus einer Hand durch gute regionale Vernetzung - das sei der entscheidende Vorteil gegenüber spezialisierten BGM-Anbietern. Dabei genüge es zunächst, Einzelaspekte der Versorgung zu übernehmen. Es müsse nicht gleich das vollumfängliche Gesamtpaket geschnürt werden.

"Ein guter Einstieg in das Geschäft kann beispielsweise die Veranstaltung eines Gesundheitstages im Betrieb sein", erklärt Schang. Im Nachklapp dazu könnten dann darauf aufbauende Angebote gemacht werden, die genau auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter des Betriebes zugeschnitten seien.

"Netze werden auf diese Weise gute Begleiter für Unternehmen in ihrer Umgebung", sagt Schang.

Damit das funktioniere, gelte es für Arztnetze im Vorfeld allerdings einige wesentliche Dinge zu beachten:

- Ärztenetze sollten ihre Handlungsmöglichkeiten nach Paragraf 20a SGB V ausloten und identifizieren, wer als Kostenträger für Projekte infrage kommt. Helfen kann dabei die Leitlinie des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen zum BGM.

- Von Vorteil sei es, zur Abrundung des Angebots Mitstreiter vor Ort zu suchen, zum Beispiel Ernährungswissenschaftler, Psychologen, Physiotherapeuten und Reha-Kliniken.

- Querverbindung zur Wirtschaft in der Umgebung schaffen, zum Beispiel über regionale Unternehmerverbände, um das Arztnetz für Gesundheitsleistungen vor Ort zu positionieren. Hat das Unternehmen, das betreut wird, einen Betriebsrat, sollte schnellstmöglich guter Kontakt zu diesem aufgebaut und gepflegt werden.

In ihren Regionen umhören

Schang empfiehlt allen Netzen, sich in ihrer Region umzuhören, wo Bedarf an betrieblichem Gesundheitsmanagement herrscht. Allein der Gewinn an Kontakten zwischen Leistungserbringern und der Wirtschaft lohne. Er selbst ist diesen Schritt gegangen.

Im östlichen Schleswig-Holstein betreut sein Netz bereits mehrere Unternehmen. Schang schwärmt von der kreativen Projektarbeit, die im ärztlichen Alltag sonst so kaum möglich sei: "Solche Projekte machen allen im Netzwerk-Team viel Spaß.

"Und die stete Nachfrage nach BGM-Projekten scheint sicher: Deutsche Unternehmen verzeichnen laut Kassenstatistiken einen kontinuierlichen Anstieg bei den Fehlzeiten ihrer Mitarbeiter verzeichnen. Insbesondere Rückenleiden und psychische Krankheiten, vornehmlich Depressionen, seien dafür verantwortlich.

Zwischen 2006 und 2012 sind die durch Depressionen ausgelösten Krankschreibungen um etwa 70 Prozent gestiegen, berichten Experten.Erste Zahlen des am 2. April erscheinenden TK-Gesundheitsreports 2014 zeigen für das letzte Jahr den höchsten Krankenstand seit 14 Jahren.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Nischen-Potenzial für Netze

Mehr zum Thema

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen