Onkologie

Versorgung der Zukunft in Netzen

Große Erfolge verzeichnet ein Netzwerk bei Lungenkrebs an der Uni Köln: Patienten, die in einer der angeschlossenen Praxen und Kliniken versorgt werden, profitieren von individuellen Therapien.

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Im Netzwerk wurden 3800 Gewebeproben untersucht.

Im Netzwerk wurden 3800 Gewebeproben untersucht.

© sebastianreuter / fotolia.com

KÖLN. Mit der gezielten Therapie auf Basis molekular-genetischer Diagnostik lassen sich große Erfolge erzielen. Das zeigt das 2010 gegründete Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs.

Das Prinzip des Netzwerks: die Bündelung der diagnostischen Kompetenz an der Universitätsklinik Köln und die dezentrale Behandlung der Patienten in Kooperation mit rund 70 niedergelassenen Ärzten und Kliniken.

Die Kölner Experten untersuchen inzwischen pro Jahr rund 3800 Gewebeproben auf Mutationen.

 "Das entspricht rund sieben Prozent aller deutschen Lungenkrebspatienten", sagte Professor Jürgen Wolf, einer der Sprecher des Netzwerks und Ärztlicher Direktor des Centrums für Integrierte Onkologie Köln Bonn (CIO), bei einer Veranstaltung an der Kölner Uniklinik.

Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs sprächen nur zu 20 bis 30 Prozent auf eine Chemotherapie an, das mediane Überleben betrage zehn bis zwölf Monate, sagte Wolf.

Anders bei der gezielten Arzneimittel-Therapie auf Basis einer molekulargenetischen Untersuchung: "Bei der mutationsspezifischen Therapie liegt die Ansprechrate bei 70 bis 80 Prozent, das mediane Überleben bei über 30 Monaten."

Ziel des Netzwerks ist es, viele weitere Kooperationspartner zu finden und möglichst viele Patienten von den neuen Therapien profitieren zu lassen.

AOK will Fortschritt in die Breite bringen

Die AOK Rheinland/Hamburg ist die erste Krankenkasse, die für ihre an Lungenkrebs erkrankten Versicherten die Kosten der Diagnostik übernimmt. Sie zahlt 1750 Euro.

"Für uns ist es wichtig, diesen Fortschritt in die Breite zu bringen", erläuterte Vorstand Matthias Mohrmann. Die Behandlungsmöglichkeiten müssten auch Patienten offen stehen, die sie nicht selbst finanzieren können, betonte er.

Nach Einschätzung von CIO-Direktor Professor Michael Hallek werden sich mit dem molekular-genetischen Ansatz bei einer Vielzahl von Krebserkrankungen Erfolge erzielen lassen.

Entscheidend ist für ihn, dass dabei die zentrale Diagnostik mit der dezentralen Behandlung verbunden wird. "In der Onkologie wird es dazu kommen, dass Schlüsselentscheidungen in der Therapie in Form von Kompetenznetzen getroffen werden", sagte Hallek.

Auch Dr. Hagen Pfundner, Vorstand von Roche Deutschland und Vorstandsvorsitzender des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa), ist vom Potenzial der personalisierten Krebstherapien überzeugt.

"Das Wissen steigt in diesem Bereich exponentiell." Von den 70 neuen Substanzen, die Roche zurzeit in der Pipeline hat, hätten viele eine molekulare Zielstruktur.

"Ich glaube, dass sich in der Onkologie in den nächsten Jahren so viel tun wird wie in keinem anderen Therapiegebiet", sagte Pfundner. (iss)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar zur stratifizierten Medizin: Auf dem richtigen Weg

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