Radiologie-MVZ

Ärzte bauen als Aktionäre neuen Anbieter auf

Gründung, Übernahme und Betrieb einer radiologischen Praxis sind mit erheblichen finanziellen Risiken verbunden. Darum geht die Deutsche Radiologienetz AG neue Wege: Sie wird genossenschaftlich von Radiologen getragen und will Kollegen die Praxisabgabe erleichtern.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Magnetresonanztomograf in einem Hamburger DeRaG-MVZ.

Magnetresonanztomograf in einem Hamburger DeRaG-MVZ.

© Curagita

NEU-ISENBURG. Gründung, Übernahme und Betrieb einer radiologischen Praxis sind mit erheblichen finanziellen Risiken verbunden.

Der hohe Investitionsbedarf bei gleichzeitig stetig nachgebenden Honoraren im Kassenmarkt haben in der ambulanten Radiologie eine Konsolidierungswelle in Gang gesetzt, die ihre Spuren hinterlässt: Nach einschlägigen Zahlen gibt es heute rund 40 Prozent weniger Praxen als noch vor zehn Jahren.

Insbesondere Einzelpraxen sind auf dem Rückzug. Dagegen nimmt die kooperative Berufsausübung ebenso zu wie die Anzahl mittlerer und großer Praxen. Gleichzeitig steht jeder fünfte Praxisinhaber kurz vor dem Rentenalter und sucht einen Nachfolger, nicht selten mit einigem Investitionsstau im Rücken.

150 Aktionäre

Die DeRaG in Zahlen

Gegründetwurde die Deutsche Radiologienetz AG 2013 aus der Zusammenführung der insolventen Hanserad Radiologie mit dem Wettbewerber Conradia. Im Zuge der Sanierung wurden 16 Millionen Euro in Umbauten und neue Geräte investiert.

Aktuell betreibt die DeRaG acht MVZ-Standorte: sieben in Hamburg , einen in München. Zudem ist die DeRaG Mehrheitseigner am European Prevention Center (EPC) mit Standorten in Düsseldorf und Berlin.

In den DeRaG-MVZ sind 33 Ärzte und 180 Praxismitarbeiter tätig. Aktionäre des Unternehmens sind 150 niedergelassene Radiologen sowie der Radiologiedienstleister Curagita.

In dieser Gemengelage will sich die vor zwei Jahren gegründete Deutsche Radiologienetz AG (DeRaG) als genossenschaftliche Alternative etablieren. Sie betreibt derzeit acht MVZ-Standorte in Hamburg und München, die zum Teil aus der Insolvenz der MVZ-Gruppe Hanserad Radiologie stammen, mit einem Jahresumsatz von rund 21 Millionen Euro.

Das Besondere: DeRaG-Eigner sind 150 niedergelassene Radiologen, die 20 Millionen Euro Eigenkapital aufgebracht haben. Nach und nach sollen nun weitere Praxen gegen DeRaG-Aktien erworben werden.

"Unsere Idee, ist es, die Praxisabgabe zu vereinfachen und den Kollegen das wirtschaftliche Risiko bei Praxisführung und -verkauf abzunehmen", erläutert DeRaG-Aufsichtsrat Dr. Peter Nunninger.

"Wir kaufen Praxen, die in Schieflage geraten sind oder Nachfolgerprobleme haben. Aber die Ärzte können als Aktionäre ihrem Lebenswerk verbunden bleiben und wenn sie wollen, auch weiter in der Praxis tätig sein."

Umgekehrt können auch angestellte Radiologen Aktien am Unternehmen erwerben und damit unternehmerisch reüssieren.

In dieser Nähe zum eigenen Berufsstand und dessen freiberuflichem Ethos sieht DeRaG-Aufsichtsrat Dr. Stefan Schneider den entscheidenden Vorteil des Konzepts: "Bei uns hat kein Kaufmann das Sagen, der nur auf seinen vierteljährlichen Gewinn schaut sondern Radiologen, die unsere Probleme verstehen".

Managementunterstützung - etwa in Sachen Abrechnung, IT, Gerätekauf, Investitionsplanung oder Outsourcing - erhält die DeRaG von dem Heidelberger Radiologiedienstleister Curagita, der die Hanserad-MVZ saniert und mit dem gleichfalls in Hamburg ansässigen Wettbewerber Conradia zusammengeführt hat. Curagita ist als Minderheitsaktionär an der DeRaG beteiligt.

Mittelfristig lautet das Wachstumsziel der DeRaG, auf 100 bis 150 Millionen Euro Umsatz zu kommen. Man verhandele bereits mit mehreren Ärzten, die ihre Praxis in das neue Radiologie-Unternehmen einbringen wollen.

Dabei handele es sich interessanterweise mehrheitlich um Praxen, die wirtschaftlich sehr erfolgreich sind, versichert Schneider. Allerdings habe man es nicht eilig, zu den ganz Großen der Branche aufzuschließen. "Uns ist ein vernünftiges Wachstum wichtig".

Gewinne werden reinvestiert

Die DeRaG-Aktionäre halten nach Aussage von Aufsichtsrat Nunninger vinkulierte Namensaktien und haben sich darauf geeinigt, in den kommenden fünf Jahren keine Gewinne auszuschütten, sondern ins Unternehmen zu reinvestieren.

Sollte ein Anteilseigner aussteigen wollen, muss er seine Aktien zuerst Kollegen andienen, dann der Curagita. Der Aktienpreis werde "nach einem definierten Verfahren jährlich festgelegt", so Nunninger. Später einmal soll der Preis vierteljährlich taxiert werden.

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