Vernetztes Agieren

Der Trumpf in der medizinischen Versorgung

Am Dienstag werden in Berlin die diesjährigen Preise für Gesundheitsnetzwerker verliehen. Die Gewinnerprojekte zeigen eindrücklich, wie die vernetzte medizinische Versorgung in Deutschland im Alltag aussehen kann.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

BERLIN. Das Praxisnetz Herzogtum Lauenburg, die Stiftung SeeYou - Familienorientierte Nachsorge Hamburg und die Unternehmung Gesundheit Hochfranken GmbH & Co. KG (UGHO) sind Träger des diesjährigen Preises für Gesundheitsnetzwerker. Der mit insgesamt 20.000 Euro dotierte Preis für die drei innovativen Projekte zur vernetzten Gesundheitsversorgung wird am Dienstag bei der Eröffnung des 11. Kongresses für Gesundheitsnetzwerker im Berliner Langenbeck-Virchow-Haus von der Juryvorsitzenden Gudrun Schaich-Walch, Staatssekretärin a.D. überreicht.

Rollende Arztpraxis für Flüchtlinge

Der erste Preis geht an das Praxisnetz Herzogtum Lauenburg für seine "Rollende Arztpraxis" zur Versorgung von Flüchtlingen auf dem Land. Schwachstellen in der medizinischen Versorgung von Asylbewerbern und Schutzsuchenden verbessern, das sei das Ziel des Projektes. Sprachmittler würden unter anderem unter den Flüchtlingen rekrutiert.

"Der einrichtungsübergreifende Ansatz in der Versorgung von Flüchtlingen ist ebenso innovativ wie die Nutzung einer mobilen Praxis in diesem Kontext", erläutert Schaich-Walch die Jurybegründung. "Hervorzuheben ist insbesondere, dass es sich dabei um einen langfristigen Versorgungsansatz handelt, der auch akut für Sondersituationen eingesetzt werden kann."

Die beiden zweiten Preise gehen an Projekte, die an wichtigen Themen des Gesundheitswesens arbeiten. Schaich-Walch: "Die eNurse des Netzes UGHO war der für uns spannendste technische Ansatz, der zudem die Delegation von Leistungen in den Blick nimmt. Auf diesem Sektor passiert noch zu wenig, wenn man die Zukunft im Blick hat."

Als sogenannte "eNurses" übernähmen ausgebildete nichtärztliche Praxisassistentinnen Patientenbesuche und entlasteten so den Hausarzt. Ausgestattet mit einem Notebook für Dokumentation, Zugriff auf Praxissoftware, telemedizinische Messtechnik und Videokonferenzen könnten sie delegierbare Leistungen in der Fläche im ländlich geprägten Landkreis übernehmen und so die Versorgung sichern.

Das Projekt Babylotse "hat mit dem Versorgungsansatz über mehrere Sozialgesetzbücher hinweg und der Leuchtturmfunktion überzeugt", erläutert die Jurorin zum dritten Preisträger.

Kern des Programms "Babylotse" der Stiftung SeeYou - Familienorientierte Nachsorge Hamburg ist ein Früherkennungssystem, um Familien mit psychosozialen Belastungen so früh wie möglich mit bestehenden Hilfsangeboten zu unterstützen. Die Babylotsen stellten bedarfsorientierten Kontakt zu den Vernetzungspartnern her und begleiteten die Familie.

Zum fünften Mal waren die kreativen Köpfe aus der Gesundheitsbranche aufgerufen, sich um den Preis für Gesundheitsnetzwerker zu bewerben. Voraussetzung war, dass sie Konzepte zu aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen entwickeln oder bereits erfolgreich umsetzen.

31 Einreichungen im Wettberwerb

31 Einreichungen aus unterschiedlichsten Disziplinen seien eingegangen - zwölf Projekte schafften es demnach nach einer ersten Vorauswahl auf die Shortlist.

Auf diese schafften es unter anderem die initiative.diabetes des Deutschen Instituts für Telemedizin und Gesundheitsförderung, Düsseldorf, das Landarztnetz Lahn Dill mit einem Projekt zur Sicherstellung der Landärztlichen Versorgung im Lahn Dill Kreis als sektorenübergreifendes Konzept, das Projekt Merge it der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke, die App MoodPath, das Osteoporose-Netzwerk Hamburg der UKE Unfallchirurgie, das Projekt TeleArzt von Vitaphone sowie das Projekt Vernetzte Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) mit dem elektronischen Medikationsplan in Rheinland-Pfalz der Universitätsmedizin Mainz.

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