Deutsche Arztpraxen stehen beim Web im europäischen Mittelfeld

BRÜSSEL (spe). Das Internet in europäischen Arztpraxen ist noch keine Selbstverständlichkeit. Erst etwa 70 Prozent der europäischen Allgemeinärzte nutzen das Web, 66 Prozent setzen den Computer bei der Patientenberatung ein. Das ergab eine Umfrage der EU-Kommission unter 7000 europäischen Allgemeinmedizinern aus dem zweiten Halbjahr 2007.

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Allgemeinärzte speichern und übermitteln medizinische Daten, zum Beispiel Diagnosen, Laborergebnisse und Röntgenaufnahmen, immer häufiger elektronisch.

Wie die Untersuchung ergab, gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. So verfügten zum Beispiel bereits 91 Prozent aller dänischen Allgemeinmediziner über einen Breitbandanschluss in den Praxisräumen. In Rumänien seien es hingegen lediglich fünf Prozent. Die deutschen Allgemeinärzte liegen mit 40 Prozent im Mittelfeld.

Entsprechend unterschiedlich nutzten die Ärzte die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) für ihre berufliche Tätigkeit. In Dänemark kommunizieren der Umfrage zufolge bereits 60 Prozent der Praxen über E-Mail mit ihren Patienten. Im EU-Durchschnitt sind es nur vier Prozent.

Nach Meinung der für Informationsgesellschaft und Medien zuständigen EU-Kommissarin Viviane Reding nutzen die Ärzte die Dienste noch viel zu wenig zur Fernüberwachung von Patienten, zur Ausstellung von Rezepten oder zur grenzüberschreitenden Versorgung.

Nur sechs Prozent der Allgemeinmediziner in der EU stellten zum Beispiel elektronische Verordnungen aus. Am weitesten verbreitet sei das Verfahren in Dänemark (97 Prozent), den Niederlanden (71 Prozent) und Schweden (81 Prozent). Die medizinische Fernüberwachung, über die Ärzte den Krankheitsverlauf eines Patienten verfolgen oder chronisch Erkrankte behandeln können, werde nur in Schweden (neun Prozent), den Niederlanden und Island (beide etwa drei Prozent) praktiziert.

Der grenzüberschreitende Austausch von Patientendaten sei ebenfalls noch selten, heißt es in dem Bericht weiter. Er werde nur von einem Prozent der Allgemeinmediziner in der EU genutzt, am häufigsten in den Niederlanden (fünf Prozent).

Um Web-Gesundheitsdienste zu forcieren, sei IKT bei der medizinischen Ausbildung stärker zu berücksichtigen, fordert Reding. Auch müsse es mehr Schulungen geben, und die elektronische Vernetzung zwischen den im Gesundheitswesen Tätigen müsse verbessert werden.

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