Hausarzt zieht Bilanz: Ohne IT kein Ärztenetz!

Ärztenetze, die mit Kassen verhandeln wollen, brauchen gute Daten. Die gibt es nur, wenn die Technik stimmt.

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HANNOVER (cben). Ohne IT kein Ärztenetz. So kurz könnte man zusammenfassen, was Hausarzt Dr. Sigfried Jedamzik, erster Vorsitzender des Ingolstädter Ärztenetzes "GO IN", auf der CeBIT in Hannover vorgetragen hat.

"Ärztenetze sind Gesundheitsunternehmen, die ein Ziel haben", erklärte Jedamzik, "die bessere und wirtschaftlichere Versorgung der Patienten." Diese Ziele könne man letztlich nur mit einer einheitlichen und integrierten IT-Struktur der Netzmitglieder erreichen. GO IN hat rund 500 Mitglieder. Der Ingolstädter Hausarzt verwies unter anderem auf die Zertiva-Studie der Techniker Krankenkasse. Sie belegt, dass telemedizinische Anwendungen bei KHK-Patienten über vermiedene Klinikeinweisungen bares Geld sparen.

Die Erfolgsrate lag in der Gruppe ohne Telemedizin bei 59 Prozent und in der Telemedizin-Gruppe bei 75 Prozent, so Jedamzik. In der Gruppe ohne telemedizinische Betreuung entstanden Gesamtkosten in Höhe von 3746 Euro, in der telemedizinisch betreuten Gruppe 2292 Euro. Allerdings ist eine vernünftige IT im Netz "nur dann durchzusetzen, wenn sie genau den Bedürfnissen der Mitglieder entspricht und nicht einfach top down eingeführt wird", sagte Jedamzik. "Die Ärzteschaft ist nicht gegen die Telemedizin. Sie sucht aber nach eigenen Lösungen, wenn sie so lange auf ein funktionierendes System warten muss."

Auch bei GO IN ist der IT-Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Derzeit ist man in Ingolstadt dabei, elektronische Patientenakten anzulegen. "Das größte Bedürfnis der Ärzte ist der elektronische Arztbrief", so Jedamzik, "aber auch dazu brauchen wir ein System, das mit viel verschiedener Software in den Praxen koordinierbar ist." Derzeit gebe es aber in Deutschland 730 Ärztenetze und 120 verschiedene Software-Anbieter. "Wie sie alle unter einen Hut zu bekommen sind, ist noch völlig unklar."

Auch Jedamzik scanne immer noch mühsam täglich an die 50 Arztbriefe ein, um sie in sein Praxis-IT-System zu bringen. Laut Umfrage befürworten 90 Prozent der Ärzte in der Region Ingolstadt eine einheitliche Kommunikationsstruktur. "Aber die kann man nur erreichen, wenn man die Ärzte mitnimmt, und dann können wir als Ärztenetz mit guten Daten und Auswertungen im Rücken mit den Krankenkassen verhandeln."

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