Notdienst

Das Smartphone holt Sand aus dem Getriebe

Die Reform der Bereitschaftsdienste in den KVen birgt vielerorts Zündstoff. Aber auch bei der Organisation der Dienste tut sich einiges: Neue Software erleichtert den Kollegen vor Ort den Notdienst.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Bereitschaft mit Fahrdienst und Hausbesuch: Die Organisation kann heute vereinfacht übers Web laufen.

Bereitschaft mit Fahrdienst und Hausbesuch: Die Organisation kann heute vereinfacht übers Web laufen.

© Jochen Tack / imago

FREIBURG/HAMBURG. Die Neuordnung der Bereitschaftsdienste ist derzeit in vielen KVen ein Politikum. Neue Gebietszuschnitte mit größeren Bezirken sollen die hohen Belastungen einiger Ärzte in kleineren Bezirken reduzieren.

Viele Ärzte nehmen diese Veränderungen allerdings als Eingriff von außen wahr, der zu einer Verschlechterung der Verhältnisse führe. Dass sich gleichzeitig auch beim Management der Dienste technisch eine kleine Revolution vollzieht, wird nur am Rande wahrgenommen.

"In größeren Notfalldienstbezirken reicht die Organisation der Dienste über eine Excel-Tabelle heute nicht mehr aus", sagt Jan Niehoff vom Unternehmen Medlinq Softwaresysteme in Hamburg.

Das Unternehmen hat die Software BD-online (Bereitschaftsdienstplanung online) entwickelt, die das Management der Bereitschaftsdienste von der Dienstplanung bis zum Tausch der Dienste unter den Ärzten auf eine webbasierte Plattform bringt. Rund 100.000 Vertragsärzte werden nach Angaben von Niehoff über die Software "beplant".

Zugang über das Mitgliederportal

Auf Programme wie BD-online, teilweise auch auf selbst entwickelte IT-Lösungen, greifen die Kassenärztlichen Vereinigungen zunehmend zurück, um die Organisation der Notfalldienste schlanker zu machen, berichtete Tobias Binder von der KV Baden-Württemberg vor Kurzem beim eHealth Forum in Freiburg. In der KV soll die Software BD-online in den künftig größeren Bereitschaftsdienstbezirken eingesetzt werden.

Zugang zu dem Programm erhalten Ärzte in Baden-Württemberg über das Mitgliederportal, entweder über KV Safenet oder über KV-Ident, bei beiden Verfahren über den Internet-Browser. Es muss also nicht in der Praxis installiert werden.

Das Portal, so Binder, habe erheblich an Akzeptanz bei den KV-Mitgliedern gewonnen, seit auch in Baden-Württemberg die Online-Abrechnung über zusätzliche Gebühren für CD-Abrechner forciert worden ist.

Für niedergelassene Ärzte, die sich an den Diensten selbst beteiligen und nicht nur vertreten lassen, bringt die neue Software ganz neue Möglichkeiten in der Organisation. "Der größte Benefit ist sicherlich die Online-Tauschbörse", sagt Niehoff vom Unternehmen Medlinq.

Statt zwei oder drei Vertreter für die Dienste können Vertragsärzte, die ihren Dienst tauschen wollen, viel mehr Ärzte über das Portal erreichen. In Niedersachsen, so Niehoff, könnten Ärzte ihre Stammdaten, die Einstellung einer Rufweiterleitung oder auch Tauschvorgänge über iPhone oder Android-Smartphones verwalten.

Aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen in den KVen sei es relativ kompliziert, die Mobile-Lösung zu implementieren, so Niehoff. Die eindeutige Handy-Identifikationsnummer werde als zusätzliche Sicherheit in diesem Prozess eingesetzt.

Fairness-Rechner läuft mit

In Niedersachsen sei die Lösung bereits umgesetzt. Und auch Baden-Württemberg wolle die mobile Lösung ihren Ärzten als zweite KV bundesweit zur Verfügung stellen.

Vorteile bringe die Software auch den Dienstplanern, sei es in der KV oder den ärztlichen Planern in den Bezirken. "Die Fairness-Berechnungen laufen automatisch mit", versichert Tobias Binder.

Ein Dienst am Wochenende werde höher gewichtet als einer unter der Woche, Feiertage noch höher. Dass ein Arzt zweimal hintereinander an Weihnachten dran ist, werde dann nicht mehr vorkommen.

Außerdem seien Schnittstellen zu allen Beteiligten integriert - etwa zu den teilnehmenden Ärzten, zu den Leitstellen, zur Abrechnung (Wegegeld und Stundenhonorierung).

Nicht zuletzt kann über das System auch kommuniziert werden, zum Beispiel Warnungen beim Auftreten von Epidemien. Je nach Empfänger lassen sich die Informationen per Fax, per SMS oder per Mail verschicken.

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