Neues Betriebssystem

Wie schnell sollten Praxen auf Windows 10 umsteigen?

Seit Mittwoch ist Microsofts neues Betriebssystem Windows 10 verfügbar. Das Upgrade bietet viele neue Funktionen und setzt vor allem auf Sicherheit. Doch ein Umstieg auf dem Praxisrechner will wohl überlegt sein.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Im neuen Windows 10 gibt es wieder ein Startmenü.

Im neuen Windows 10 gibt es wieder ein Startmenü.

© Microsoft GmbH

NEU-ISENBURG. Mit Windows 10 läutet Microsoft eine neue Ära ein. Erstmals stellt das US-amerikanische Unternehmen eine einheitliche Software-Plattform für alle Geräte bereit.

Das heißt, das Betriebssystem läuft einheitlich auf PC, Notebook, Tablet und Smartphone. Es ist laut Microsoft sogar fürs Internet der Dinge, also etwa Anwendungen des Smart Living, geeignet.

Dabei passt sich das System automatisch an das jeweilige Gerät an und lässt sich je nach Bedarf mit Tastatur, PC-Maus oder per Fingerstreich bedienen.

Wichtig ist für Nutzer aber vor allem, dass die Schwachstellen des wenig beliebten Windows 8 ausgeräumt wurden. Dort mussten Nutzer etwa auf das Anzeigen von RSS-Feeds im Web-Browser teils verzichten, Windows-Einstellungen wurden an verschiedenen Orten des Systems abgelegt, und allen voran erschwerte die neu geschaffene Kachel-Optik das Arbeiten mit dem System.

Da ist es erfreulich, dass mit Windows 10 das altbekannte Startmenü wieder zurückkehrt. Wie in den früheren Versionen gelangt der Nutzer auch hier mit einem Klick zu den Funktionen und Anwendungen, die er am häufigsten nutzt.

Digitale Assistentin führt durchs System

Microsoft versucht aber vor allem wieder Land gegenüber seinen Konkurrenten Apple und Google zu gewinnen. So zieht mit Cortana Microsofts neue persönliche digitale Assistentin auf PC und Tablet ein.

Über sie lässt sich der Rechner mittels Sprache steuern. Ähnlich wie Siri von Apple oder Google Now kann Cortana auch Fragen der Anwender beantworten.

Was in der englischen Version jedoch bereits ausgezeichnet funktioniert, führt in der deutschsprachigen Version noch nicht immer zum Ziel, sondern leitet nur an eine Anfrage bei Microsofts Suchmaschine Bing weiter.

Die einzelnen Apps können zudem auf jedem Gerät wie klassische Programme in einzelnen Fenstern genutzt werden.

Und auch am Browser hat Microsoft nachgebessert: Der Internet Explorer weicht Microsoft Edge, bei dem Anwender die Möglichkeit haben, via Tastatur oder Stift direkt Kommentare auf einer Website einzugeben und diese mit anderen zu teilen.

Cortana hilft auch bei der Suche

Für eine vereinfachte WebSuche kann auch hier die digitale Assistentin Cortana integriert werden.

Außerdem lassen sich die Office Mobile Apps nun auch ohne weitere Kosten und Abos auf Smartphone und Tablet nutzen - allerdings nur bei Geräten mit einem Bildschirm bis 10,1 Zoll und nur für den Privatgebrauch.

Ärzte, die unterwegs einen Arztbrief lesen oder vorbereiten wollen, können aber immerhin so schon einmal über Word einen Teil der Arbeit erledigen.

Für den geschäftlichen Einsatz der Mobilversionen von Word, Excel und PowerPoint sei jedoch grundsätzlich ein Office 365 Abo notwendig, erklärt Microsoft. Das laufe dann auch auf allen Geräten, egal wie groß der Bildschirm ist.

Spannender für Praxen ist ohnehin die Unternehmensvariante von Windows 10, denn sie bietet neben zusätzlichen Sicherheitsfeatures auch ein GeräteManagement, das immer dann sinnvoll ist, wenn neben den festen Rechnern in der Praxis mobile Geräte wie Tablets und Smartphones im Rahmen der ärztlichen Tätigkeit im Einsatz sind.

 So lassen sich spezielle zeitliche Wartungsfenster für das Aufspielen von Updates auf einzelnen Geräten einrichten - und neue Funktionen werden erst aufgespielt, wenn der Nutzer des Gerätes sie aktiv anfordert. Damit werden die Prozesse innerhalb der Praxis weniger gestört. Sicherheitsupdates werden jedoch automatisch aufgespielt.

KBV warnt vor übereiltem Aktionismus

Für die Datensicherung, falls ein mobiles Gerät abhanden kommt, hat sich Microsoft gleich mehrere Sicherungswege überlegt: Windows 10 bietet etwa die Möglichkeit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung.

Hierbei melde sich der Nutzer mit einem Code, einem biometrischen Identifizierungsmerkmal oder einem zweiten Gerät bei einem über Active Directory oder Azure Active Directory geschützten Container an, der Zugangsdaten zu unterschiedlichen Systemen biete, heißt es.

Die in das Betriebssystem integrierte Kernfunktion Windows Hello ermögliche zudem eine Identifikation per Fingerabdruck sowie die Gesichts- und Iriserkennung für die sichere Anmeldung an einem Gerät.

Für Nutzer von Windows 7 und Windows 8.1 stellt Microsoft innerhalb eines Jahres - also bis August 2016 - das Upgrade zu Windows 10 kostenfrei zur Verfügung. Zeit, die die Ärzte nutzen sollten, um sich vorab über das Betriebssystem genau zu informieren.

Die KBV empfehle allen Ärzten, sich bei ihrem Arztsoftware-Hersteller und auch Service- und Support-Partner zu melden und nachzufragen, ob die Systeme lauffähig bleiben, sagt KBV-Pressesprecher Dr. Roland Stahl. "Und zwar unbedingt vor dem System-Update!"

Es bestehe auch keine Verpflichtung, jetzt sofort upzudaten, so Stahl. Das Problem ist nämlich: Wer Windows 10 installiert, darf auf einem anderen Rechner nicht mehr sein altes Windows 7 oder 8 weiternutzen.

Möglich ist aber laut laut Computermagazin "c´t magazin", eine Parallelinstallation von altem und neuem Betriebssystem auf ein und demselben Rechner, dies sei hierzulande erlaubt.

Für Nutzer eines älteren Windows-Systems wie Vista oder XP, die nicht den vollen Preis für das Upgrade zahlen wollen (für die Home-Edition wären das 135 Euro und für die Firmen-Version sogar 279 Euro), können sich eines kleinen, erlaubten Tricks bedienen.

Sie können sich stattdessen für 45 Euro ein Upgrade von XP oder Vista auf Windows 7 besorgen und dann im zweiten Schritt ein kostenloses Upgrade auf Windows 10 vornehmen.

(mit Material von dpa)

Lesen Sie demnächst: Die Praxissoftware unter Windows 10 - was die Praxis-EDV-Anbieter zur Stabilität sagen.

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