CME-Muffeln wird strikt das Honorar gekürzt

Seit Mitte 2009 haben die Kassenärztlichen Vereinigungen Übung damit, wie sie ihre Fortbildungsverweigerer sanktionieren. Schlimmstenfalls kann das bis zu ein Viertel des Honorars kosten. Der Blick in elf Regionen zeigt allerdings: Tätig werden müssen die KVen eher selten.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Die meisten Ärzte kommen ihrer Fortbildungspflicht termingerecht nach, nur selten verhängen KVen Sanktionen gegen Mitglieder.

Die meisten Ärzte kommen ihrer Fortbildungspflicht termingerecht nach, nur selten verhängen KVen Sanktionen gegen Mitglieder.

© shock / fotolia.com

Etwas mehr als ein Jahr ist es jetzt her, dass Vertragsärzte erstmalig nachweisen mussten, dass sie ihrer Fortbildungspflicht nachkommen. Ein guter Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen und Daten aus Ärztekammern aber auch den KVen näher zu betrachten. Dabei wird eines deutlich: Fortbildungsmuffel werden von den KVen nicht geschont, sondern tatsächlich mit den gesetzlich geregelten Sanktionen belegt (siehe Kasten).

Zum Hintergrund: Nach Paragraf 95 d Absatz 1 SGB V besteht für Vertragsärzte und -psychotherapeuten seit Juli 2004 eine Pflicht zur fachlichen Fortbildung. Dieser Pflicht genügen sie, wenn sie 250 CME-Punkte innerhalb von fünf Jahren gesammelt haben. Am 30. Juni 2009 war der erste Stichtag für alle Ärzte, die bereits am 30. Juni 2004 als Vertragsarzt zugelassen waren. Doch damit hört das Zählen der Fortbildungspunkte in Kammern und KVen nicht auf, denn die KVen fordern jedes Quartal die aktuellen Zahlen von den Kammern ein - sofern Ärzte nicht sogar ihre Fortbildungskonten direkt bei der KV führen, was mancherorts möglich ist -, weil der Fünfjahreszeitraum dann von neuem beginnt und natürlich auch für später zugelassene Ärzte gilt. Außerdem sind die KVen für die Sanktionen für säumige Ärzte zuständig.

Doch wie sieht es in den einzelnen Kammern und KVen nun aus? Die Lage ist weiterhin gar nicht schlecht. In den meisten Gebieten liegt die Fortbildungsquote deutlich über 90 Prozent - und das gilt auch in den Folgequartalen nach II/2009. Den höchsten Prozentsatz an Honorarkürzungen in einzelnen Quartalen gibt es in Bayern - bei schon einmal 48 Prozent der nachweispflichtigen Ärzte und Psychotherapeuten.

Schleswig-Holstein: Zum zweiten Stichtag seit der Fortbildungspflicht, dem 30. September 2009, gab es nicht einen einzigen säumigen Arzt. Alle 93 Ärzte, die die Nachweispflicht zu diesem Stichtag traf, reichten ihre Zertifikate rechtzeitig ein. Und auch in den nachfolgenden zwei Quartalen gab es nur wenige Fortbildungsmuffel. Etwas höher war die Zahl mit 13 Prozent (in Zahlen waren es aber auch nur neun von 68 verpflichteten Ärzten) zum Stichtag 30. Juni 2010. Seit Einführung der Fortbildungspflicht wurde 65 Ärzten das Honorar gekürzt. Bei 43 davon bisher drei Mal.

Hamburg: Aus Hamburg gibt es leider nur Zahlen zum Stichtag 30. Juni 2009. Damals mussten in Hamburg rund 2500 Vertragsärzte nachweisen, dass sie ihre Fortbildungsverpflichtung erfüllt hatten. 97,3 Prozent schafften dies auch termingerecht. Durchschnittlich hätten sie sogar 474 CME-Punkte nachgewiesen - und damit fast doppelt so viele Punkte wie erforderlich -, berichtet die Landesärztekammer Hamburg.

Bremen: In den Quartalen 3/2009, 4/2009, 1/2010 und 2/2010 mussten nach Angaben der KV Bremen insgesamt 53 Ärzte und Psychotherapeuten ein aktuelles Fortbildungszertifikat vorlegen. Dieser Verpflichtung seien 51 von ihnen nachgekommen - das sind 96 Prozent. Bei zwei vorgelegten Zertifikaten sei das Prüfungsverfahren derzeit noch nicht abgeschlossen.

Berlin: Insgesamt haben von 7112 fortbildungspflichtigen Ärzten und Psychotherapeuten zu den Stichtagen 30.6.2009 (6461 Ärzte und Psychotherapeuten haben mindestens 250 CME-Punkte erreicht), 30.9.2009 (106), 31.12.2009 (106), 31.3.2010 (79) und 30.6.2010 (63) 6815 Ärzte und Psychotherapeuten ein Fortbildungszertifikat bei der KV Berlin eingereicht, also 95,8 Prozent. Davon wurden laut der KV allerdings 225 Zertifikate verspätet vorgelegt. Und 32 der vorgelegten Zertifikate hätten erst die nachträgliche Erfüllung der Fortbildungspflicht bestätigt. Das heißt, noch fehlende Fortbildungspunkte wurden erst nach Verstreichen der Stichtage erworben und anerkannt.

Keinen Nachweis ihrer fälligen CME-Punkte hätten bis einschließlich zum Stichtag 30. Juni 2010 insgesamt 297 Ärzte und Psychotherapeuten erbracht, so die KV Berlin. Zu den Stichtagen wurden alles in allem 488 Honorarkürzungsbescheide (das heißt, es traf ca. 6,8 Prozent) versandt.

Brandenburg: Zum Stichtag 30. Juni 2009 waren in Brandenburg 2685 Vertragsärzte im Besitz eines gültigen Fortbildungszertifikates. Das seien 97 Prozent der nachweispflichtigen Ärzte, erklärt die Landesärztekammer Brandenburg. Im Zeitraum von 2005 bis 2010 (Stand 16.8.2010) seien insgesamt 4219 Fortbildungszertifikate im Land Brandenburg ausgestellt worden.

Sachsen: Insgesamt waren zu den Quartalsstichtagen vom 30. Juni 2009 bis zum 30. Juni 2010 in Sachsen 5711 Ärzte und Psychotherapeuten fortbildungspflichtig, 5555 davon (97 Prozent) legten der KV rechtzeitig ihr Zertifikat vor. Den größten Teil der Ärzte und Psychotherapeuten (5172) traf es wie auch in den anderen Kammer- und KV-Regionen im Juni 2009. Damals hatten 98 Prozent der Ärzte ihre 250 CME-Punkte zum Stichtag zusammen.

In den folgenden Quartalen schwankte der Anteil der säumigen Ärzte zwischen ca. fünf, dann sogar 14 Prozent (in 4/2009) und zuletzt ca. 20 Prozent in 2/2010. In 1/2010 kamen allerdings rund 93 Prozent der Ärzte ihrer Fortbildungspflicht termingerecht nach. Gerade einmal rund 1,8 Prozent aller Ärzte - insgesamt waren es 103 Ärzte und Psychotherapeuten - mussten eine Honorarkürzung hinnehmen.

Sachsen-Anhalt: 3025 Ärzte und Psychotherapeuten mussten am 30.6.2009 ihr Fortbildungszertifikat vorlegen. 2989 (fast 99 Prozent) reichten das Zertifikat tatsächlich ein. 36 Ärzte (etwas mehr als ein Prozent) wurden mit Honorarkürzungen sanktioniert. In den folgenden Quartalen mussten nur 11, 18, 28 und in 2/2010 schließlich 34 Ärzte und Psychotherapeuten ihren Nachweis erbringen. In den vier Quartalen gab es zwei Ärzte, die ihre Pflicht schuldig blieben. Seit dem 2. Quartal 2009 wurde also bei 38 Ärzten das Honorar gekürzt.

Nordrhein: In Nordrhein sind in den Quartalen 2/2009 bis 2/2010 immer über 90 Prozent der Vertragsärzte ihrer Fortbildungspflicht nachgekommen. In 2/2009 waren es 95,1 Prozent, in 4/2009 sogar 96,18 Prozent, in 1/2010 sank der Anteil leicht auf 92,61 Prozent und in 2/2010 betrug er 93,3 Prozent.

Westfalen-Lippe: In Westfalen-Lippe wurde bisher das Honorar von 207 Ärzten und Psychotherapeuten gekürzt, weil die nötigen CME-Punkte fehlten. Dabei haben nur die Vertragsärzte in 3/2009 zu 98,7 Prozent, in 4/2009 zu 92,4 Prozent, in 1/2010 zu 95,2 Prozent und in 2/2010 zu 97,7 Prozent ihre Fortbildungsverpflichtung eingehalten.

Hessen: Nach Angaben der KV Hessen gibt es nur wenige Fortbildungsmuffel. In 2/2009 traf die 10-prozentige Honorarkürzung knapp drei Prozent der Ärzte und Psychotherapeuten, in 3/2009 ca. 4,5 Prozent, in 4/2009 ca. 3,5 Prozent und in 1/2010 knapp 5 Prozent. Für das zweite Quartal 2010 sei die Quartalsbearbeitung noch nicht abgeschlossen, heißt es. Von den Mitgliedern der KV Hessen, die zum Stichtag 30.6.2009 den Nachweis nicht erbracht hatten, hätten dies inzwischen bis zum 31. März 2010 ca. 54 Prozent nachgeholt.

Baden-Württemberg: Die Landesärztekammer Baden-Württemberg hat bis zum 30. Juli 2010 insgesamt 20 437 Fortbildungszertifikate ausgestellt, 1222 davon im ersten Halbjahr 2010. Über die Fortbildungsquote bei den Ärzten lagen bei Redaktionsschluss keine Informationen vor.

Bayern: In Bayern hatten im ersten Sammelzeitraum (also zum 30.6.2009) von 19 121 fortbildungspflichtigen Ärzten und Psychotherapeuten 685 die Frist versäumt. Das waren gerade einmal rund 3,6 Prozent. In den Folgequartalen sah das anders aus: Laut der KV Bayerns stieg der Anteil in 3/2009 auf ca. 7,3 Prozent, in 4/2009 lag er bei ca. 3,2 Prozent, um dann in 1/2010 auf ca. 48,8 Prozent anzuwachsen. Und auch in 2/2010 lag der Anteil der säumigen Ärzte und Psychotherapeuten, die übrigens allesamt Honorarkürzungen hinnehmen mussten, bei 37 Prozent.

Allerdings ist bei diesen hohen relativen Zahlen zu bedenken, dass in den Nachfolgequartalen die Zahl der nachweispflichtigen Ärzte deutlich geringer als zum Stichtag 30. Juni 2009 war: So lag die Zahl in 1/2010 bei 90 Ärzten und Psychotherapeuten, von denen 44 säumig waren.

So sanktionieren die KVen säumige Ärzte

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: CME - ein Pfund zum Wuchern

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie Hausärzte Fortbildung jetzt „feiern“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“