Kommentar
Schwarzer Peter für Schweizer Ärzte
Die Schweiz hat eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt. Verständlich, dass im Nachbarland Politiker aller Parteien den Rotstift ansetzen wollen. Erst kürzlich ist Alex Kuprecht von der Schweizer Volkspartei (SVP) vorgeprescht: Er hat nicht nur gefordert, den Leistungskatalog der obligatorischen Grundversicherung abzuspecken, sondern auch gleich noch Beispiele gegeben, welche Leistungen die Schweizer künftig aus eigener Tasche bezahlen könnten, und so eine Debatte über Priorisierung angestoßen.
Sein Vorschlag, die Gehälter von Ärzten zu deckeln und Hausärzte mit 70 in den Ruhestand zu schicken, mag hingegen an Stammtischen wie eine Bombe eingeschlagen haben. Den Dialog fördert es nicht. Das ist kurzsichtig in einem Staat, in dem Hausärzte auf dem Land immer knapper werden und die Kosten im stationären Bereich überdurchschnittlich steigen.
Und es ist unverantwortlich mit Blick auf die neue Klinikfinanzierung, die 2012 kommen soll und die - angesichts der von den Krankenversichern vorausgesagten Prämienerhöhungen - nur gemeinsam von allen Verantwortlichen im Gesundheitswesen gestemmt werden kann. Indem Kuprecht den Ärzten den Schwarzen Peter zuschiebt, macht er es sich nicht nur einfach, er blockiert notwendige Reformen.
Lesen Sie dazu auch den Bericht: Gehaltsgrenze für Schweizer Klinikärzte?