Praxismanagement

360 Tage Notdienst am Stück - das war heftig

Der Notdienst für Landärzte hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Die vielen Dienste früher werden jetzt auf mehr Schultern verteilt. Ein Rückblick in zwei Teilen.

Von Bernd W. Alles Veröffentlicht:

29 Jahre und 6 Monate Notdienste in Hessen auf dem Buckel. Und jetzt Anbindung an einen zentralen Ärztlichen Bereitschaftsdienst. Mit der eventuellen Möglichkeit, die verbleibenden wenigen Dienste in der Notdienstzentrale an interessierte Kolleginnen und Kollegen abzugeben.

Am 1. Oktober ist die "Schöne Neue Welt" in Sachen Notdienstbereitschaft für den Autor "Doc Land Arzt" gestartet. Und für seine Ehefrau, die Kollegin im gleichen "ehemaligen" Notdienstbezirk ist. Zeit für einen Rückblick.

Wie es begann: April 1982, Land Arzt übernimmt eine Allgemein-Praxis. In einer ländlichen Gemeinde mit sechs Ortsteilen. Zusammen mit zwei weiteren Kollegen sind ca. 6800 Einwohner zu versorgen. Das hieß: Jedes 3. Wochenende Notdienst von Samstag 8 Uhr bis Montag 8 Uhr. Und (damals noch bezahlter) Hintergrunddienst an zwei bis drei Tagen in der Woche von 19 bis 8 Uhr am nächsten Tag.

Es waren turbulente Zeiten. Die Zuständigkeit reichte von der Versorgung von Unfallopfern auf der nahegelegenen unfallträchtigen Bundesstraße, über "normale" Notfälle wie Herzinfarkte - nicht selten mit Reanimation als "Alleinunterhalter" bis der NAW eintraf - oder zerebrale Insulte bis hin zu gar nicht so seltenen Suizidopfern.

Und das mit einer für heutige Zeiten unvorstellbaren Kommunikation. Anfangs nur das stationäre Telefon, später das "Eurosignal". Ein Stressfaktor ohne Ende. Wenn es piepte und leuchtete, war was los. Nur was, war nicht klar.

Es begann die Suche nach einer Telefonzelle, um "Eurosignal Mitte" zu kontaktieren und die näheren Informationen bezüglich was, wen und wo einzuholen. Jede Ampel, jedes langsam fahrende Fahrzeug, jede besetzte Telefonzelle war schweiß- und pulstreibend. Aber Doc Land Arzt war jung und voller Enthusiasmus.

Das allerdings wurde drastisch auf die Probe gestellt, als ein Kollege in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Ort verließ und der zweite Kollege langwierig erkrankte. Ein Jahr lang -360 Tage - Notdienst, bis wieder Ersatz für die abhanden gekommenen Kollegen kam. Das war heftig. Das Privatleben reduziert auf ein Minimum. Erhebliche Kosten für Vertretungen im seltenen Urlaubsfall.

Die ersten Erleichterungen: Was heute die normalste Sache der Welt ist - ein Handy - fehlte zunächst noch. Dann kam es, das Mobiltelefon. Mein erstes: Ein Philips-Apparat mit 16 Watt. Kleiner Koffer, stinkteuer, C-Netz mit - gemessen an heute - miserabler Sprachqualität und häufigen Netzausfällen.

Aber ein Schritt zu mehr Freiheit. Später gefolgt von einem Handy der Marke Telefunken im Großformat. Ein klobiges Ding mit langer Antenne, aber wieder ein Fortschritt. Und wieder wahnsinnig teuer, selbst als Gebrauchtgerät. Doch es war die Sache wert - mehr Freiheit.

Die Konsolidierung: So ging das viele Jahre. Die Technik wurde besser, und auch die kollegiale Bereitschaft zur Zusammenlegung von Notdienstbezirken. Es war ein mühsamer Prozess. Bedenkenträger gab es immer, was aber nichts Schlimmes sein muss.

Patienten und Obrigkeiten waren natürlich dagegen. Doch: 2 Bezirke fusionierten. Mit dem Ergebnis, dass drei Ärzte hinzukamen und die Notdiensthäufigkeit verminderten.

Als dann in einem nahegelegenen Kurort die Anzahl der niedergelassenen Ärzte so geschrumpft war, dass jedes zweite Wochenende und jeder zweite Wochentag zur Dienstverpflichtung wurde, kam auch von dort ein Signal: Fusion. (wird fortgesetzt)

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