HNO in Nordrhein

Freitags für Kassenpatienten geschlossen

Honorarfrust bei Nordrheins HNO-Ärzten: Weil sie ihre Praxen nicht mehr finanzieren können, handeln sie: Ab Februar sind freitags die Praxen für Kassenpatienten geschlossen.

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Kampfeslustig: Dr. Uso Walter

Kampfeslustig: Dr. Uso Walter

© HNOnet-NRW

KÖLN. Hals-Nasen-Ohrenärzte in Nordrhein wollen ab Februar ihre Praxen freitags für Kassenpatienten geschlossen halten.

"Wir reagieren mit der Reduzierung auf die desolate Situation in unseren Praxen", sagt Dr. Uso Walter, Vorstandsvorsitzender des Ärztenetzwerks HNOnet-NRW.

Als weitere Maßnahme setzt das HNOnet-NRW darauf, in den Praxen so weit wie möglich auf personal- und geräteintensive Leistungen zu verzichten.

Was medizinisch nicht absolut notwendig sei, könnten die Ärzte künftig als Wahlleistung anbieten, sagt Walter. "In der Vergangenheit haben wir noch vieles erbracht, was nicht zwingend notwendig war. Das wollen wir rigoros abbauen."

Bei einem Fallwert von 22,07 Euro im ersten Quartal 2013 bleibe den HNO-Ärzten gar nichts anders übrig, betont der Arzt aus Duisburg. Mit der Kassenpraxis erwirtschafteten die HNO-Praxen im Durchschnitt 31.400 Euro pro Quartal, die Kosten betrügen aber 33.300 Euro.

In Duisburg hätten bereits drei Praxen dichtgemacht, vier weitere von 25 Praxen stünden auf der Kippe, berichtet er.

Die Ärzte im HNOnet müssten jetzt durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen Druck auf die Politik und vor allem die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) machen, damit sich an der Situation endlich etwas ändert. In Duisburg wollen sich 80 Prozent der Kollegen an der Aktion beteiligen, sagt Walter.

Nach Angaben des Vorsitzenden des nordrheinischen Berufsverbands der HNO-Ärzte Dr. Joachim Wichmann sind Praxisschließungen nur eine der Maßnahmen, über die die Fachgruppe derzeit diskutiert.

"Es geht darum, unseren Protest nicht auf dem Rücken der Patienten auszutragen", sagt er.

Die HNO-Ärzte müssten aber wie andere Versorger-Fachgruppen zum Ausdruck bringen, dass sie mit dem Rücken an der Wand stehen und nicht mehr weitermachen können wie bisher. "Es ist schon eine groteske Situation, wenn Ärzte bei vollen Wartezimmern in die Pleite gehen."

Wichmann hofft, dass die Honorarverhandlungen zwischen KVNo und Kassen sowie Änderungen am Honorarverteilungsmaßstab der KVNo die Lage verbessern. So könnten Honorarzuwächse asymmetrisch verteilt werden, wie es beispielsweise die KV Westfalen-Lippe plant.

Passieren müsse auf jeden Fall etwas, sagt er. "Es kann nicht sein, dass eine Fachgruppe den Bach hinunter geht, und niemand tut etwas."Nach Angaben der KVNo ist gegen eine Schließung der Kassenpraxis am Freitag nicht zu sagen - vorausgesetzt die Ärzte versorgen Notfälle, wenn sie in den Praxen sind. (iss)

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