Niederlassung- Ärztin erfüllt sich Traum

Von der angestellten Ärztin zur eigenen Praxischefin: Hausärztin Dr. Margret Lukowniak ist bei der Niederlassung einen Weg gegangen, der für viele junge Ärzte attraktiv ist. Nach dreieinhalb Jahren zieht sie zufrieden Bilanz.

Von Katrin Berkenkopf Veröffentlicht:
Dr. Margret Lukowniak in ihrer Praxis.

Dr. Margret Lukowniak in ihrer Praxis.

© Katrin Berkenkopf

HEINSBERG. Es ist kurz nach 13 Uhr, die Vormittags-Sprechstunde ist eigentlich schon vorüber, doch im kleinen Flur der Heinsberger Hausarztpraxis drängen sich noch immer die Patienten. Von Hektik ist bei den Mitarbeiterinnen trotzdem keine Spur, der Ton ist ruhig und freundlich.

Als Praxisinhaberin Dr. Margret Lukowniak eine gute halbe Stunde später endlich ihre Mittagspause einläuten kann, atmet sie einmal tief durch, nimmt sich einen Kaffee - und strahlt. "Ich wollte schon immer Ärztin und selbstständig sein, alle vom Baby bis zur Oma behandeln."

Mit der Hausarztpraxis hier am Niederrhein, kurz vor der niederländischen Grenze, hat sie sich vor dreieinhalb Jahren diesen Traum erfüllt.

Sechs Behandlungszimmer, Labor und Büro auf kleinstem Raum, 75 Methadon-Substitutionspatienten, insgesamt mehr als 2000 Scheine im Quartal, zwei angestellte Ärzte auf Teilzeitbasis und ein Team von insgesamt fast 20 Mitarbeitern - so sieht der Traum von Lukowniak heute aus.

Vor kurzem hat sie einen zweiten Kassensitz zugesprochen bekommen - endlich, denn nach ihrer Praxisübernahme im April 2010 hatte sie sich mehrfach vergeblich darum bemüht. Doch da dem Kreis Heinsberg mittelfristig die Unterversorgung droht, war es jetzt so weit. "Das war auch wirklich notwendig", sagt die Ärztin.

Ihr Vorgänger als Praxisinhaber, Dr. Bernd Bierbaum, arbeitet als Angestellter noch immer in der Praxis.

Nicht nur ihm zuliebe hat sie Räume und Technik nur behutsam verändert - hier und da ein neuer Anstrich oder ein neues Gerät, ein modernisierter Empfangsbereich, eine neue Telefonanlage, auf der Patienten jetzt auch ihre Rezeptwünsche hinterlassen können - was einige gerade der älteren Menschen hier auf dem Land allerdings vehement ablehnen.

Lukowniak wollte für die Patienten einen behutsamen Übergang schaffen und eine gut laufende Praxis weiterführen, nicht einen kompletten Neuanfang unternehmen.

"Eine Schicki-Micki-Praxis passt hier sowieso nicht hin", sagt sie. Schließlich sei sie aber auch nicht Ärztin geworden, um irgendwann einen Porsche zu fahren, sondern um sich um die Menschen zu kümmern.

Patienten akzeptieren Wartezeit

Dazu braucht man Zeit. "Es dauert halt länger, wenn man erstmal in die psychosomatische Grundversorgung einsteigen muss. Ich kann einen Patienten nicht einfach nach fünf Minuten rausschmeißen." Die Patienten wissen das - und nehmen dafür auch in Kauf, manchmal bis zu drei Stunden warten zu müssen.

Die Sorge um das Wohl der Patienten zeigt sich auch an anderer Stelle: Ein Ultraschallgerät setzen die drei Ärzte der Praxis ein, obwohl sie es nicht abrechnen können. "Das ist einfach ein Service für die Patienten, so war diese Praxis auch schon immer", sagt Margret Lukowniak.

Dr. Margret Lukowniak und ihr Mann und Praxismanager Frank Lukowniak mit einer Mitarbeiterin im Labor.

Dr. Margret Lukowniak und ihr Mann und Praxismanager Frank Lukowniak mit einer Mitarbeiterin im Labor.

© Katrin Berkenkopf

Sie nimmt etwa in Kauf, dass nicht zuletzt durch die Substitutionspatienten der Anteil der Privatpatienten in ihrer Praxis klein ist. "Eine gewisse soziale Kompetenz und Fürsorge gehört ja auch zum Arztberuf dazu." Ihr Vorgänger Bierbaum hat für sein soziales Engagement das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Etwas klarer Grenzen setzen als ihr Vorgänger, zum Schutz ihrer knappen Freizeit und des Privatlebens, das hat sie dann aber doch getan. Sie ist froh, einige Kilometer entfernt zu wohnen, und nicht direkt über den Praxisräumen. "Ein bisschen Abstand hilft."

Als sie kurzzeitig an ihrem Wohnort arbeitete, erlebte sie, was Patienten von ihren Hausärzten auf dem Land manchmal an Erreichbarkeit erwarten: Sie standen einfach sonntags morgens vor der Haustür.Ansonsten genießt sie den persönlichen Kontakt mit den Menschen. "Ich freue mich über jede Blutwurst oder jede Tüte Nüsse, die ich bekomme."

Das Praxis-Team sieht sie eher als Familie, denn als Angestellte. "Darauf muss man sich natürlich einlassen." Das Team als Familie - diese Einstellung bedeutet, dass die Mitarbeiterinnen ihre eigenen Ideen etwa in puncto Praxisorganisation oder -einrichtung mit einbringen und ausprobieren können.

"Das ist einfach so"

Die Familie ist aktiver Teil ihres Praxisteams: Ihr Mann Frank ist Praxismanager und kümmert sich parallel um die beiden elf und zwölf Jahre alten Töchter. Als seine Frau 2008 zunächst als Angestellte in die Praxis einstieg, ging er in seinem Job als Medizintechnik-Ingenieur auf eine Teilzeitstelle.

Mit Übernahme der Praxis wurde er dann zum Praxismanager. Er kümmert sich seitdem um Angestellte und Abrechnung. Einige Fortbildungs-Kurse hat er besucht, viel Unterstützung erfahren von der Ehefrau des früheren Praxisinhabers, und ansonsten: "Learning by doing."

Mit seinem Laptop sucht er sich in der Praxis ein freies Plätzchen zum Arbeiten, außerdem hat er sein Büro zu HauseDie organisatorischen Anforderungen stellen die Lukowniaks trotzdem immer wieder vor neue Herausforderungen.

"Auf das Praxismanagement wird man ja im Studium gar nicht vorbereitet", kritisiert die Ärztin. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum immer weniger Mediziner den Sprung in die Niederlassung wagen, vermutet sie.

Ob sich der Einsatz der idealistischen Eheleute am Ende auch finanziell für sie lohnt, bleibt unsicher. "Ich hoffe, es funktioniert, bis wir beide in Rente gehen, eine Garantie gibt es nicht", sagt Margret Lukowniak nüchtern.

"Es kann sein, dass ich das Geld für diese Praxis nie wiedersehe. Das ist einfach so." Leicht wird es wohl nicht sein, wenn sie irgendwann einen Praxisnachfolger brauchen. Aufs Land zieht es nur wenige Mediziner, das merken sie selbst jetzt schon: Seit eineinhalb Jahren sind sie auf der Suche nach einem Weiterbildungsassistenten - bislang vergeblich.

Praxenmarkt: Unterstützung bei Praxisübergaben

Dr. Margret Lukowniak hat lange nach einer geeigneten Praxis gesucht. Den entscheidenden Hinweis bekam die Ärztin von Dr. Thomas Zöckler, der in Köln eine Geschäftsstelle des Finanzund Vermögensberaters MLP führt.

"Bei der Praxisvermittlung ist es wichtig, dass die Vorstellungen von Abgeber und Nachfolger zueinander passen", erläutert Zöckler. Bei Dr. Lukowniak habe er gesehen, dass sie als Nachfolgerin für Dr. Bierbaum geeignet wäre. Zöckler übernahm dann zusätzlich das Abgabemanagement, inklusive Organisation der Finanzierung, Hilfe bei der Vertragsgestaltung, Absicherung der Praxis unter neuer Führung etc.

Das Beispiel Lukowniaks zeige, dass ein breites überregionales Netzwerk, eine enge Verbindung zu niederlassungsbereiten Jungmedizinern und individuelle Analysen die Vermittlung erleichtern können, sagt Zöckler.

Als Unterstützung für Käufer und für Abgeber gibt es zudem den MLP Praxenmarkt im Internet. Hier können abgabewillige und niederlassungswillige Ärzte - auch für ein Jobsharing oder eine Kooperation - fündig werden. (eb)

www.mlp-praxenmarkt.de

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