Existenzgründung

Renaissance der Einzelpraxis

Haben ärztliche Kooperationen ihren Reiz verloren? Diesen Schluss legt jedenfalls die aktuelle Existenzgründungsanalyse Hausärzte nahe.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Daumen hoch für die Niederlassung: Die Einzelpraxis erfreut sich neuen Zuspruchs und die Existenzgründer werden tendenziell immer älter.

Daumen hoch für die Niederlassung: Die Einzelpraxis erfreut sich neuen Zuspruchs und die Existenzgründer werden tendenziell immer älter.

© Robert Kneschke/fotolia.com

DÜSSELDORF. Neben der Zunahme von Neuniederlassungen auf dem Land (wir berichteten) ist die Existenzgründung der zweite große Trend, den die aktuelle "Existenzgründungsanalyse Hausärzte 2013" erkennen lässt. Am Dienstag dieser Woche stellte die Deutsche Apotheker- und Ärztebank den zusammen mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung verfassten Report der Öffentlichkeit vor.

Die Datenbasis bildeten 610 Existenzgündungsfinanzierungen der apoBank für Allgemeinmediziner in den Jahren 2012 und 2013. Demnach fing deutlich mehr als jeder zweite hausärztliche Existenzgründer (57,9 Prozent) im Berichtszeitraum erst einmal allein an.

Zum Vergleich: Im Zeitraum 2010/2011 waren es 49,2 Prozent der Neu-Selbständigen, die in der Einzelpraxis starteten.

Praxiskauf am teuersten

Umgekehrt hat die Berufsausübungsgemeinschaft in den zurückliegenden Jahren offenbar deutlich an Attraktivität verloren: Bevorzugten vor zwei Jahren noch 42,4 Prozent der Hausärzte die Niederlassung via Einstieg, Übernahme oder auch Neugründung einer BAG, so waren es zuletzt nur noch 34,8 Prozent.

Praxisgemeinschaften und Medizinische Versorgungszentren führen weiterhin ein Schattendasein unter den hausärztlichen Existenzgründern. Insgesamt nur 7,3 Prozent von ihnen fangen hier unternehmerisch an (2010 und 2011: 8,3 Prozent).

Die Zahlen zeigten zwar, dass die Einzelpraxis "neuen Zuspruch erfährt", so Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik der apoBank.

Daraus zu schließen, dass der hausärztliche Nachwuchs eine Abkehr vom "Trend zur Kooperation" vollziehe, sei gleichwohl falsch. Heßbrügge: "Viele Hausärzte in Einzelpraxis planen, mittelfristig einen Kollegen anzustellen. Auch hier wird also eine Art der Kooperation angestrebt."

Ob auch die Kosten den Ausschlag für die Einzelpraxis geben? Vermutlich nicht, denn die Investitionsvolumina für den BAG-Einstieg und die Einzelpraxis liegen relativ nahe beieinander.

Mit einem Investitionsbedarf von durchschnittlich 92.000 Euro vor Finanzierungskosten kommt die Selbstständigkeit in Form der Praxis-Neugründung am günstigsten. Am teuersten ist mit 115 000 Euro vor Betriebsmittelkredit ist die Übernahme einer Einzelpraxis.

Die verschiedenen Optionen der BAG-Niederlassung bewegen sich preislich dazwischen: 112.000 Euro müssen Hausärzte im Schnitt einkalkulieren, wenn sie als Partner einer bereits bestehenden Berufsausübungsgemeinschaft beitreten wollen.

104.000 Euro werden für die Übernahme der BAG-Anteile eines ausscheidenden Partners fällig. Wer zusammen mit einem bereits in Einzelpraxis niedergelassenen Kollegen eine BAG gründen will, muss mit Kosten um 103.000 Euro rechnen.

Und wer eine BAG übernimmt, zahlte dafür in den vergangenen zwei Jahren im Schnitt 99.000 Euro.

Niederlassung immer später

Ein weiterer Trend: Die Niederlassung erfolgt immer später. Vor drei Jahren betrug der Anteil der Hausärzte, die zum Zeitpunkt der Niederlassung älter als 45 waren, erst knapp 18 Prozent; inzwischen sind es schon 30 Prozent.

Allerdings fällt auch die Zahlungsbereitschaft der älteren Ärzte deutlich zurückhaltender aus. Während Existenzgründer unter 40 im Schnitt 118.000 Euro investieren, geben Hausärzte ab 45 im Schnitt nur 98.000 Euro aus.

Erhärtet sich der Trend zur späten Niederlassung, könnte das langfristig den Druck auf die Praxis-Preise erhöhen.

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