Mithilfe des Zufalls

Von der Anstellung in die Selbstständigkeit

Einige Zufälle führten den Radioonkologen Dr. Frank Witt, der seine Karriere als angestellter Arzt in der Selbstständigkeit abrunden wollte, zu Praxisinhaber Dr. Thomas Riedel. Eine Rettung in letzter Sekunde.

Von Katrin Berkenkopf Veröffentlicht:
Mit Dr. Frank Witt (l.) fand Dr. Thomas Riedel einen Partner für seine strahlentherapeutische Praxis.

Mit Dr. Frank Witt (l.) fand Dr. Thomas Riedel einen Partner für seine strahlentherapeutische Praxis.

© deteringdesign

KÖLN. Nach zwölfeinhalb Jahren als Krankenhausarzt wollte Dr. Frank Witt die Veränderung, "sozusagen als Abrundung der Karriere", erinnert er sich. Die Idee zu einer Niederlassung habe er lange mit sich herum getragen, aber ohne großen Handlungsdruck.

Dann kam ihm der Zufall zur Hilfe: Über einen niedergelassenen Kollegen erfuhr er von der strahlentherapeutischen Praxis von Dr. Thomas Riedel in Gütersloh, für die ein neuer Partner gesucht wurde.

"Es passte gut, als wir uns persönlich kennenlernten", sagt Riedel. Seit 1. April arbeiten die beiden deshalb zusammen.

Kassensitz drohte zu verfallen

Die gemeinsame Praxis für Radioonkologie hat ihre Räume im Klinikum Gütersloh. Neben den zwei Partnern arbeiten hier ein weiterer Arzt in Anstellung und 16 Mitarbeiter, darunter vier Physiker.

Rund 90 Patienten pro Tag suchen die Praxis auf, jedes Jahr kommen zwischen 900 und 1000 neue Patienten zur Behandlung.

Riedel stieg 2009 in die zwei Jahre zuvor aus dem Klinikum gegründete Praxis ein. Ende 2013 ging der Praxisgründer und Chefarzt der Klinik für Radioonkologie und Nuklearmedizin Dr. Andreas Köhler in den Ruhestand.

Das Datum war schon lange geplant und dennoch gestaltete sich die Suche nach einem neuen Partner schwierig, erklärt der 42-jährige Riedel. Vor allem musste die Chemie in der Praxis stimmen.

"Strahlentherapie ist ein ganz teamorientiertes Arbeiten." Fünf oder sechs Mal erschien schon fast alles klar mit einem Nachfolger und zerschlug sich dann doch wieder.

Am Ende wurde die Zeit knapp, der Kassensitz drohte zu verfallen. Dies hätte aber eine Unterversorgung in der Region bedeutet, daran hatte auch die Kassenärztliche Vereinigung kein Interesse.

"Die KV hat uns wirklich sehr stark unterstützt", sagt Riedel. Doch dann kam Witt und wurde zum Glück auch noch eher aus seinem Vertrag mit der Klinik entlassen. So hatte er am Ende nur drei Monate als alleiniger Partner zu überbrücken.

Für einige Bewerber sei wohl der Standort Gütersloh nicht ganz einfach gewesen, meint Riedel. "Diese Stadt muss man erstmal kennenlernen. Die Patienten sind hier wirklich ganz angenehm." Für Witt war die Lage in Ostwestfalen gerade richtig.

Er wohnt in Beckum und arbeitete zuvor an einer Klinik in Hamm. Einen Umzug wollte er seiner fünfköpfigen Familie nicht zumuten. Nach Gütersloh ist es für ihn nun etwa die gleiche Entfernung wie zum vorherigen Arbeitsplatz.

Knackpunkt Finanzierung

Über die finanzielle Seite der Niederlassung habe er sich sehr viele Gedanken gemacht, sagt der Strahlentherapeut. "Ich habe mir auch nach diesen ersten sechs Monaten noch kein abschließendes Urteil dazu gebildet.

Da ist man einfach auf gute Berater angewiesen." Die Tätigkeit in einer Praxis machte ihm dagegen keine Sorgen, denn die Klinik verfügte über ein angegliedertes MVZ. "Daher war mir ambulantes Arbeiten schon vertraut."

Der Tagesablauf sei heute aber "dichter" und intensiver als zu Klinikzeiten, dort habe sich die Arbeit am Ende doch auf mehr Schultern verteilt, sagt der 49-jährige Witt.

Kommunikation sei in der Praxis, etwa in den Tumorkonferenzen und in Gesprächen mit allen an der Behandlung beteiligten Partnern, für ihn jetzt ein viel größeres Thema als früher. "Da hat der Chefarzt doch viel aufgefangen."

Riedel freut sich über den fachlichen Austausch, der durch den neuen Partner wieder intensiver geworden sei. "Man hinterfragt einfach mal wieder seine tägliche Routine."

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