Statistische Diskrepanz

Ärzte werden nicht arm gerechnet

Warum weist das Statistische Bundesamt regelmäßig einen höheren Jahresüberschuss für Praxisinhaber aus als das Zi-Praxis-Panel? Das Zi startet einen Erklärungsversuch.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Je nachdem, welche Grundlage die Berechnungen haben, fallen die Geldtürmer unterschiedlich hoch aus.

Je nachdem, welche Grundlage die Berechnungen haben, fallen die Geldtürmer unterschiedlich hoch aus.

© Zoran Kolundzija / istockphoto.com

BERLIN. Bei 166.000 Euro liegt der durchschnittliche Jahresüberschuss je Praxisinhaber nach der letzten Kostenstruktur-Erhebung in deutschen Arztpraxen durch das Statistische Bundesamt (Destatis).

Das sind immerhin rund 21.000 Euro mehr als die vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) errechneten 145.100 Euro.

Die Destatis-Analyse stammt zwar aus 2013, der genannte Jahresüberschuss deckt aber just dasselbe Jahr wie der Wert aus dem aktuellen Zi-Praxis-Panel ab - nämlich 2011. Wie kann so etwas sein?

Das fragen sich laut Zi-Geschäftsführer Dominik von Stillfried nicht nur die Kassen, die dem Zi oft genug vorwerfen, es rechne die Daten zugunsten der Ärzte runter bzw. schön. Auch viele Ärzte ärgere diese Differenz der Werte.

Nicht selten werfe es bei ihnen die Frage auf, warum sie mit ihrem eigenen Jahresüberschuss so weit unter diesem Wert liegen. Das Zi hat daher den Versuch gestartet, die Daten aus seinem Praxis-Panel (ZiPP) denen der Bundesstatistiker anzugleichen.

Die Stichprobe bestimmt das Ergebnis

Laut Stillfried liegt der Unterschied darin, dass Destatis eine andere Stichprobenziehung vornimmt, "in die systematisch Praxen mit großem Leistungsumfang und große Gemeinschaftspraxen rutschen".

Das liegt daran, dass die Kostenstruktur-Erhebung (KSE) Teil der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist und die Grundlage für die Stichprobenziehung das Unternehmerregister bildet.

"Im Unternehmerregister sind vor allem Praxen, die groß sind. Existenzgründer und Praxen ohne Angestellte sind dort nicht vertreten", sagt Stillfried. Dadurch sind vor allem die psychosomatischen Praxen in der Kostenstruktur-Erhebung unterrepräsentiert.

Zusätzlich sind in der KSE auch rein privatärztlich tätige Praxen vertreten. "Das hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, wie die Versorgungswelt im niedergelassenen Bereich aussieht", gibt der Zi-Geschäftsführer zu bedenken.

Beim Zi-Praxis-Panel richtet sich die Stichprobe hingegen nach dem Bundesarztregister und der Verteilung der Fachgruppen innerhalb dieses Registers.

Das ZiPP gewichtet die erhobenen Daten zusätzlich noch nach der Verteilung der Fachgruppen in den Regionen. Stillfried: "Bei den Rückläufern kontrollieren wir zudem, ob sie mit den KBV-Honorardaten übereinstimmen. Es kann ja sein, dass nur die umsatzstarken Praxen antworten."

Zi kommt auf 161.000 Euro

Interessant ist aber, dass das Zi, wenn es den Jahresüberschuss auf Basis derselben Stichprobe ermittelt wie das Statistische Bundesamt - also seine Gewichtung an die Fallauswahl und Fachgruppenproportionen der Bundesstatistiker anpasst - für 2011 einen Wert von rund 161.000 Euro ausweist (siehe Tabelle, Jahresüberschuss gewichtet nach KES).

Selbst wenn es nur die Fallauswahl übernimmt (Jahresüberschuss gewichtet nach ZiPP), kommt es immer noch auf rund 156.000 Euro.

"Das zeigt, dass unsere Daten nicht falsch sind, sondern eine Schieflage bei der Stichprobe besteht", so Stillfried. "Das Statistische Bundesamt bildet schlicht und einfach einen anderen Mittelwert."

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